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Liebe Cindy,
jetzt habe doch noch ein paar Fragen..
1. Auf der ersten Folie steht, es herrscht bei Sportlern eine kalorische Unterversorgung, dazu hast du gesagt dies gelte für die Regionalliga und alle höhere Klassen. Wie sieht es im Breitensport aus, wie sind die Empfehlungen für z.b, eine Frau, die ein paar Kilo zuviel auf die Waage bringt. Zum Abnehmen bräuchte sie ja dann ein Kaloriendefizit. Bleibt die Zusammensetzung der KH, E und Fette gleich? Ist die Sportart egal?Wie sieht es mit den Empfehlungen der augenblicklichen "Ernährungsgurus" Pape und Co aus? Lassen sich diese überhaupt in den Sport (ich meine den Freizeitsport) integrieren?
2.Wie funktioniert die Steigerung der Fettverbrennung durch Ausdauersport? Über die Vermehrung der Mitochondrien? Oder werden sie nur leistungsfähiger? Oder liege ich komplett daneben?
3.Zur Aminosäurenoxidation, findet diese immer statt? Wenn nicht, welche Voraussetzungen müssen gegeben sein, bzw wie kann ich diese verhindern?
4. Wie groß sollte das Zeitfenster der Nahrungsaufnahme nach dem Sport sein, ist die Zufuhr der Nährstoffe sportartabhängig und was ist mit dem "Nachbrenneffekt"?
5.Was ist von Nahrungsergänzungsmitteln wie "juicePlus" zu halten in Bezug auf die Verwertbarkeit und den sekundären Pflanzenstoffen?
Soo, das war jetzt viel auf einmal, aber das Thema ist sehr spannend und begleitet mich beruflich fast täglich.
Liebe Grüße
Andrea
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Hi Andrea,
interessante Fragen.
Was mir zu Frage 3 einfällt und dem Verhindern von Aminosäurenoxidation. Nach meinem Wissen helfen hier dann die sek.Pflanzenstoffe sowie die typischen Antioxidantien wie Vit.C und E.
Unsere Zellen nutzen Sauerstoff zur Energieproduktion, dabei entstehen als Nebenprodukt eine kleine Anzahl veränderter Sauerstoffverbindungen. Durch Stress, Sport und Krankheiten erhöht sich der Sauerstoffbedarf der Zellen und es entstehen mehr freie Radikale. Zusätzlich produziert der Körper gezielt freie Radikale, um schädliche Keime zu zerstören.
Freie Radikale werden auch als Oxidantien bezeichnet, weil sie Stoffe oxidieren, beispielsweise Fett ranzig machen oder angeschnittene Äpfel braun werden lassen.
Daher benötigt es Antioxidantien - sog. Rostschutzmittel für die Zellen
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Hallo Andrea!
Puh... viele Fragen. Aber spannend. Ich werde sie versuchen alle zu beantworten.
Frage 1: Die kalorische Unterversorgung bezieht sich auf den Sportler allgemein. Und zwar jemand, der intensiv Sport treibt.
Differenzieren würde ich hingegen Deine Frage. Macht jemand Sport zur Gewichtsabnahme, so hat er mit Sicherheit keine kalorische Unterversorgung und auch mit Sicherheit nimmt diese Person eher mehr Kohlenhydrate und mehr Fette zu sich. Die Empfehlung lautet hier: höherer Kalorienverbrauch als Kalorienaufnahme. Ganz einfach, oder ;-) .
Der Markt ist voll mit Ernährungempfehlungen. Bewährt hat sich meist die kohlenhydratfreie Mahlzeit am Abend. Sportlich gesehen sollte diese Person v.a. Ausdauertraining mit geringer Intensität (50 % der max. Sauerstoffaufnahme) machen, um die Fettverbrennung anzukurbeln.
Aber auch hier gibt es unterschiedliche Ansichten. Manche argumentieren, dass intensiveres Ausdauertraining den Kalorienverbrauch intensiviert und deshalb der Effekt besser ist. Bei dieser Argumentation spielt auch der sog. „Nachbanneffekt“ eine wichtige Rolle. Man sagt, dass nach dem Training der Körper weiter Kalorien verbrennt. Hier vor allem im Fettstoffwechsel. Aber die Umsätze sind nie so groß, als dass sie eine nennenswerte Rolle spielen würden.
Zum Ausdauertraining ein leichtes Muskeltraining, um Muskulatur aufzubauen. Je mehr Muskulatur, desto mehr kann der Körper verbrennen (= Erhöhung des Grundumsatz).
Soviel in Kürze. An dieser Frage haben sich schon manche die Zähne ausgebissen.
Frage 2: Die Steigerung der Fettverbrennung ist abhängig von der Belastungsintensität und der Verfügbarkeit der Kohlenhydrate. Bei einer aeroben Ausdauerbelastung bei 50 % der maximalen Sauerstoffaufnahme werden 30 % der Energie über freie Fettsäuren aus dem Blut und 70 % über Fettsäuren aus dem Muskel abgedeckt.
Ich würde sagen, dass der Prozess nicht nur von den Mitochondrien abhängig ist, sondern dass sich der gesamte Fettsstoffwechselprozess verbessert.
Frage 3: Die Energiegewinnung aus Eiweißen spielt keine große Rolle für die Energiegewinnung. Unter bestimmten Bedingungen, wie z.B. bei Ernährungsmangelsituation oder sehr hohem langen Energieumsatz, können Aminosäuren doch zur Energiegewinnung herangezogen werden. Dann kann der Eiweißanteil bei zu 20 % betragen! Hier wird aber Stickstoff abgespalten, was wieder eine Problem für die Niere darstellt. Die Bestimmung des Harnstoff kann eine Kriterium sein, dass der Eiweißstoffwechsel „angesprungen“ ist.
Frage 4: Der Zeitpunkt der Nahrungsaufnahme ist natürlich schon wichtig, da vor allem nach dem Sport die Glykogendepots sofort wieder aufgefüllt werden. Unmittelbar nach der Belastung findet dies am intensivsten statt. Deshalb empfiehlt sich: 15 min nach dem Sport mit der Wiederauffüllung der leeren Glykogenspeicher zu beginnen. Weil sie auch das Flüssigkeitsdefizit beseitigen, sind kohlenhydrathaltige Getränke ideal geeignet.
In der Nachbelastungsphase bis zu 6 Stunden nach der Belastung solltest man weiter Kohlenhydrate zuführen. Sportmediziner empfehlen eine Menge von ca. 25 g/Std.
Die genauen zeitlichen Empfehlungen für die einzelnen Sportarten werden wir aber noch besprechen. Auch was hauptsächlich gegessen werden sollte.
Frage 5: Die Empfehlungen lauten, dass selbst für Sportler, die einen Mehrbedarf an Nährstoffen haben, der komplette Bedarf aus natürlichen Nahrungsmitteln gedeckt werden kann. Diese Tatsache finde ich sehr beachtlich! Deshalb halte ich nicht viel von Nahrungsergänzungsmitteln. Anders ist es natürlich, wenn jemand tatsächlich einen Mangel aufweist (Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Erkältungsanfällig etc.). Dann kann damit gerne gearbeitet werden. Über kurze Zeit die empfohlene Dosis einnehmen, um die Speicher wieder aufzufüllen. Wenn sich die Symptome bessern - Volltreffer. Aber dann achtet drauf, dass die Produkte hochwertig sind.
Viele Fragen - lange Antwort :-) .
Liebe Grüße,
Cindy.
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Liebe Cindy,lieber Dag
Danke für die ausführliche Antwort...Ernährung bei Sportlern ist wirklich ein sehr umfangreiches Thema.
Die Aminosäureoxidationfrage hat sich mir deshalb gestellt, weil ich schon immer wieder von Sportlern gehört haben, dass der Körper die Aminosäurenoxidation der Fettverbrennung vorzieht um so seine Ressourcen zu schützen..ich entnehme deiner Antwort, dass dies generell nicht stimmt.
Habe ich das jetzt so richtig umgesetzt?
Die Belastungsintesität und der Ernährungsstatus sind maßgeblich bei der Energiebereitstellung.
Was hälst du von der Empfehlung nüchtern zu laufen ?
Wenn ich den Gedankengang logisch zu Ende führe, dann ist bei einem Nüchternlauf die Gefahr groß in eine Aminosäurenoxidation zu geraten, wenn die Belastungsintensität und/oder -dauer zu groß ist...
Das würde auch meine Visionen vom Schnitzel mit Pommes erklären, als ich mal morgens gleich nach dem Aufstehehn losgelaufen bin
Liebe Grüße
Andrea
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Liebe Andrea!
Ja, das ist richtig. Die Belastungsintensität und der Ernährungsstatus sind maßgeblich. Kommt es zum Kohlenhydratmangel und der Blutzuckerspiegel kann vom Körper nicht mehr aufrechterhalten werden, dann springen die Aminosäuren ein. Aber nur in „Notzeiten“. Hier kann es aber auch zum unerwünschten Abbau von Muskeleiweiß kommen. Genügend Eiweißzufuhr ist dann sehr wichtig!
Wie habe ich so schön irgendwo gelesen: die Fettverbrennung basiert "auf dem Feuer der Kohlenhydrate". Wenn Du also morgens nüchtern läufst, springt vor der kompletten Entleerung der Kohlenhydrate die Energiegewinnung aus Proteinen an, um den Blutzuckerspiegel konstant zu halten. Wenn natürlich Deine Kohlenhydratspeicher noch vom Vorabend gefüllt sind (von der großen Portion Pommes), dann natürlich nicht. :-)
Ich wollte noch kurz etwas zu dem Thema Nahrungsergänzungsmittel sagen. Natürlich gibt es auch Mittel, die wirksam zur Leistungssteigerung eingesetzt werden können, wie z.B. Kreatin, Coffein, Taurin etc. Aber diese Substanzen möchte ich noch ausführlich in Block 3 besprechen.
Liebe Grüße,
Cindy.
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Hallo Cindy,
das bringt doch schon viel Licht ins Dunkel...
das mit dem Feuer habe ich auch schon oft gehört, kann man sich ja auch gut vorstellen, die KH sind kleine Äste, die Fette die großen Holzscheite...und wer schon einmal einen Ofen angezündet hat, musste auch feststellen, dass die Holzscheite von einem Streichholz alleine nicht angehen, sondern vorher schon ein paar Äste brennen sollten
Noch mal vielen Dank für deine ausführlichen Antworen.
Andrea
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