Neugierig geworden, was denn bei einer Ausbildung zum Systemischen Berater so GANZ GENAU abläuft, dachte ich mir, dass kannst du nur erfahren, wenn du selbst mitmachst.
Also habe ich mich für ein Wochenende angemeldet.
Die Praxis von Patricia Möckel zu finden, war nicht ganz einfach, denn leider habe ich es nicht geschafft, das Radio auszustellen während die GPS-Ansage lief. Insofern war ich durch das gleichzeitige Laufen der Erklärung von 7 verschiedenen Blockflötenarten und dem Auffinden der Praxis etwas abgelenkt.
Da sich die Praxis in Baden-Baden "Auf der Alm" befindet, hätte ich mir denken können, dass es nicht so einfach wird sie zu finden. Geparkt wird 100 m von der Praxis entfernt. Dann bin ich an der Praxis erst vorbeigelaufen, weil ich das Praxisschild nicht gesehen haben. Aber irgendwie habe ich es doch geschafft.
Belohnt wird man mit einem wunderschönen Praxisraum mit 2 großen Fensterfronten, die einen unglaublichen Fernblick über die Rheinebene bis zu den Vogesen ermöglichen. Der richtige kraftvolle Ort für die Ausbildung, die einem erwartet.
Wir waren eine Gruppe von 13 Frauen und einem Mann. Also ein Verhältnis, wie man es von anderen Kursen auch oft kennt.
Nach einer kurzen Vorstellungsrunde ging es auch schon los. Eine Teilnehmerin wollte für sich das Problem aufstellen "Warum betrachte ich Männer mit Verachtung?"
Nun wird zuerst ein Genogramm erstellt: Dazu werden die wichtigen Daten der Familiengeschichte erhoben: Vater, Mutter, Geschwister, Großeltern mit Geburts- und Sterbedaten und wichtigen bekannten Lebensereignissen wie Vertreibung, Krieg und Todesfällen festgehalten. Dann Fragen geklärt, wie war das Verhältnis zwischen Mutter und Vater und wie zwischen Tochter und Vater ...
Dann wählt die Teilnehmerin Personen aus dem Kreis: zuerst einen Stellvertreter, der ihren Part übernehmen soll. Dann die Personen, die bei dem Problem auch eine Rolle spielen. Das könnten z.B. die Mutter, der Vater und die Oma mütterlicherseits sein.
Jetzt werden diese Personen in der Mitte des Raumes von der Teilnehmerin so aufgestellt, wie sie sie in dieser Hinsicht in Beziehung sieht. Also: wenn ich z.B. das Gefühl habe, meine Mutter sitzt mir irgendwie im Nacken und bedrängt mich, dann werde ich sie ganz dicht hinter mich (bzw. eben meinem Stellvertreter stellen).
Sind alle Personen gestellt, geht Patricia von Person zu Person und fragt, was sie fühlt. Dabei könnte es z.B. sein, dass ein "Stellvertreter" sagt: "Ich halte es so nah nicht aus, mein Herz rast, die Hände werden nass" oder "Mir geht es gut."
Patricia stellt dann weitere Fragen zu den Beziehungen untereinander und die Stellvertreter antworten aus ihrem Wissen aus den morphogenetischen Feldern heraus. Das heißt, dass jeder Stellvertreter mit dem gesamten Wissen verbunden ist und die Antwort gibt. Dieses Befragen der Stellvertreter wird solange weitergeführt, bis sich Erkenntnisse zu der gestellten Frage einstellen. Dann sprechen die Stellvertreter nach Vorgabe von Patricia bestimmte Sätze, die letztendlich der Problemlösung dienlich sind.
Zum Schluss wird der ursprüngliche Fragesteller in die Runde geholt und gefragt, wie es ihm nun geht. Es war immer so, dass der Fragesteller sagen konnte, dass es für ihn hilfreich war, und dass er nun klarer sieht und bei dem Problem einen Schritt weiter gekommen ist.
Was mich besonders fasziniert hat:
- dass es jedem Teilnehmer auf Anhieb gelungen ist, sich als Stellvertreter in die betreffende Person einzufühlen
- der liebevolle und verständnisvolle Umgang der Teilnehmer untereinander. Es herrschte ein unglaublich schönes Gruppengefühl
- Patricias Fähigkeit, sich in die Teilnehmer einzufühlen und die richtigen Fragen zu stellen, die der Problemlösung dienlich waren und die Stellvertreter, die Sätze sagen zu lassen, die weiterführend und klärend waren. Sie hat mich mit ihrer Fähigkeit als Dozentin tief beeindruckt.
So, das war mal ganz grob, wie ich die Sache nach einem einzigen Wochenende verstanden habe - aber andere, vor allem die, die schon länger dabei sind, können das sicher besser erklären.