JA!
Ich bin inzwischen schon viele Jahre Heilpraktikerin und schon laaaange in der eigenen Praxis. Ich weiß von vielen HPA und HP Anfängerinnen, das es Ängste gibt das alles alleine zu schaffen - es ist möglich auch ohne dass bspw. Partner/Partnerin alles finanzieren.
Hier mal mein Weg:
ab 1988
Tätigkeiten in Arztpraxen, Krankenhaus, Pflegeeinrichtungen
1996-2001
HP Vollzeit-Ausbildung mit mehreren Therapieausbildungen (Bochum)
& Grundstudium Humanmedizin Uni Düsseldorf
Parallel Tätigkeiten in Krankenhaus, Geriatrie & Praxis
2000-2001
Assitentinnenstelle HP Praxis und Tätigkeit Arztpraxis
2001
Am 01.01.01 habe ich meine erste Praxis eröffnet und war damals neben meiner eigenen Praxis noch in einer anderen Praxis angestellt so war ich krankenversichert, rentenversichert und hatte ein kleines, aber festes Einkommen - am Anfang ging das auch gut und ich hatte genügend Zeit und Energie alles unter einen Hut zu bringen und noch nicht so viele Patienten in meiner eigenen Praxis.
Die ersten Jahre habe ich jeden Pfennig (gab es damals noch) und Cent rumdrehen müssen, keinen Urlaub, mir selber nichts kaufen, was nicht notwendig erscheint oder der Praxis dient (wie Bücher oder Fortbildungen) - und jeden Monat private Einlagen tätigen um die hohen Praxisbetriebskosten auch zahlen zu können....das war anstrengend.
Die Praxis musste damals auch renoviert werden und diese Renovierung hat hohe Summen verschlungen....
2001-2005
Manchmal war ich so groggy und kaputt, dass ich mich mehr als einmal gefragt habe, warum ich das alles mache und warum ich nicht einfach alles hinwerfe....aber ich habe es nicht getan und mit den Jahren wurde die Situation immer besser, es kamen immer mehr PatientInnen und ich konnte nach und nach immer besser helfen - auch bei schwierigeren Fällen.
Es dauert einfach und man braucht mehrere Jahre Praxiserfahrung, bis man wirklich gute Therapiekonzepte entwickeln kann! Nicht alles, was man in Büchern liest klappt auch im echten Leben
Das war wirklich gut, denn nun trug sich die Praxis schon mal selber und es wurde nicht mehr jeden Monat eine größere rote Zahl sondern die roten Zahlen wurden kleiner und irgendwann war die Zahl schwarz - es war noch wenig, aber es war keine negative Bilanz mehr!
Große Freude!
Meine erste Praxis war in so fern ein Fehler vor dem ich euch nur warnen kann (damals waren die Mietpreise für Gewerbe- und Praxisräume wesentlich höher als heute!), ich hatte einen Vertrag für 5 Jahre unterschieben, darum kann ich euch nur raten: gut zu überlegen, bevor ihr etwas anmietet!
2005
Umzug in die größere Praxis, nette Vermieter - aber erneute Kernsanierung und während dieser Zeit doppelte Mietbelastung (3 Monate für 2 Praxen - ihr wollt gar nicht wissen wie viel das war.... damit und den Kosten für die Renovierung war mein mühsam gespartes Geld erst mal wieder weg )...
2006-2009
In der neuen Praxis fühle ich mich wohl, konnte 99% aller PatientInnen mitnehmen (weil nicht weit weg von der anderen) und habe doch einige neue PatientInnen dazu gewonnen.
Noch immer arbeitete ich parallel auch angestellt und in meiner Praxis und fing mit den ersten Seminaren an, nachdem mich immer wieder Kollegen fragen ob ich Ihnen mal erklären kann, wie das mit der Abrechnung so geht und dies und das...die Seminararbeit mache ich an den WE (für jedes Seminar darf man ja nicht vergessen, dass es doch einige Vorbereitungen bedarf, und das den größeren Anteil ausmacht, als das "Werk" dann am Seminartag zu präsentieren).
Also:
Mo, Mi und Fr (alle 14 Tage) hatte ich in meiner Praxis Sprechstunde
Di, Do, Fr (alle 14 Tage) bin ich in der anderen Praxis tätig gewesen
Freitags nachmittags: einkaufen und Haushalt
WE: Seminarvorbereitungen bzw. Seminare halten
Ergebnis: ich habe zwischen 40 und 70 Stunden pro Woche gearbeitet...
2009
habe ich mich entschieden, den angestellten Job in anderen Praxis aufzugeben - das war ein Meilenstein!
Seitdem ich mich auf meine Praxis und Seminararbeit konzentrieren konnte habe ich noch mal massiven Patientenzuwachs gehabt - es gibt das Resonanzgesetz wirklich: wenn ich dachte puuhh ich kann nicht mehr, alles so viel...dann kamen weniger Patienten oder ein Seminar fand nicht statt, wenn ich dachte oh schön nun hätte ich gerne noch mehr PatientInnen und noch ein Seminar mehr: kamen auch mehr, denn dann war ich in meiner Kraft und konnte wahrhaftig bei der Sache sein und dann auch wirklich gute Arbeit leisten und den PatientInnen wirklich helfen!
Durch meine umfangreiche Vortragstätigkeit bin ich inzwischen viel herumgekommen und freue mich immer meine Erfahrungen und mein Wissen weitergeben zu dürfen!
Fazit :
Seit ich in der Vollexistenz bin und auch für mich klar habe wie ich meine Zeit plane und strukturiere ist es so ausgeglichen und wunderbar und ich verbringe meine Arbeitszeit (zu 90%) mit genau den Dingen die mir Freude machen (Papier- und Bürokram muss hat auch noch mal sein...).
Ich habe eine gut laufende Praxis und mache hier in Essen regelmäßige Seminare, die mich (und auch 99% der Teilnehmerinnen - das entnehme ich den Feedbacks) sehr zufrieden machen und mich mit Freude erfüllen, der Arbeitskreis Frauenheilkunde macht mir viel Freude, zusätzlich habe ich regelmäßige Vorträge auf diversen großen Kongressen zu meinem Lieblingsthema (Frauenheilkunde) und die Webinare hier an Isolde`s Schule sind so eine Bereicherung und ihr seid hier eine Bereicherung!
2009-2016
2009 kam HPP Savina Tilmann mit in die Praxis und hat die Praxis um die Traumatherapie/Psychotherapie bereichert.
Die Praxis ist gewachsen und inzwischen habe ich viele Patient/innen auch mit weiterer Anreise- teilweise aus dem Ausland.
Savina hat 2013 hier bei Isolde zusätzlich die HPP Ausbildung und weitere Kurse wie PB, Trauerbegleiter usw. und Traumaseminare in unserer Praxis übernommen.
2018
Seit Januar 2018 verstärkt Loulou immer mittwochs meinen Praxisbereich mit der Therapeutischen Frauen-Massage bei meinen Patientinnen. und hat auch die Lehrerausbildung gemacht, so dass endlich auch TFM Seminare in Essen stattfinden können!
Ende April 2018 Savina verlässt leider (für mich) unerwartet und relativ plötzlich unsere Praxis zum 30.6.2018 - wir wünschen ihr alles Gute für Ihren weiteren Weg....es ist sehr schade, aber für Savina freue ich mich natürlich sehr.
Ich hoffe, dass ich auch irgendwann eine kompetente, ehrliche und herzliche Traumatherapeutin finde, die zu mir und der Praxis passt oder Savina einfach wieder zurück nach Deutschland kommt...
2019
Im Februar Velma Tenié- Schneider, HPP und Doula kommt ins Team
Im Oktober kommt Joanna Förster noch dazu HP mit Schwerpunkten wie Liebscher und Bracht - Schmerztherapie, TCM, TFM
2020/2021
Wir haben noch Praxisräume und ich suche weitere Unterstützung für die Praxis!
Gerne erweitern wir unser Kompetenzteam!
Ich suche noch eine Kollegin, die sich wie Joanna und ich für die Frauenheilkunde interessiert und die vor allem neben eigenen Patientinnen auch mir zusätzlich Patientinnen abnehmen kann, die sonst auf der Warteliste stehen und manchmal 3 Monate und länger auf Termine warten müssen.
Dazu sind viel Konzepte denkbar.
Infos dazu:
https://www.praxis-sichtzeichen.de/wp/ka...htzeichen/
Ich schreibe euch das alles hier um euch zu zeigen:
Wenn ihr das wirklich wollt - dann kann es klappen und auch euer Traum von der eigenen Praxis Wirklichkeit werden!
Je nach dem, wie ihr eure Ausbildung und spätere Tätigkeit plant und finanzieren könnt wird der Weg steiler oder bequemer sein und jede/r muss für sich prüfen, ob der Wunsch nach dieser Berufung HeilpraktikerIn zu sein groß genug ist um auch einen steilen Weg mit anstrengendem Aufstieg zu bewältigen oder ob es an eurer Seite jemanden gibt, der auch mal den schweren Rucksack für euch trägt und evtl. euren Lebensunterhalt für euch bestreitet, zum Beispiel wenn ihr auch Kinder habt - vielleicht nehmt ihr einen Umweg und geht einen flacheren Weg - das macht aber nichts, denn auch der kann an euer Ziel führen!
Auch sich zu entscheiden die Ausbildung nur "für sich" zu machen ist ebenso legitim! Und nicht minder wertvoll...
Ich habe so oft in all den Jahren gehadert und war kurz davor "die Brocken hin zu werfen" - heute bin ich unendlich froh und dankbar dass ich es nicht getan habe - denn ich habe den wundervollsten Beruf und meine Berufung gefunden und mein Beruf füllt mich freudvoll aus!
Ich will euch Mut machen: geht euren Weg!
Aber: bevor ihr eine Praxis eröffnet, fragt euch ob ihr eure Praxisgründung gut geplant habt und was es genau für euch bedeutet als FreiberuflerIn zu arbeiten: selber und ständig (auch wenn es euch evtl. mal nicht so gut geht, die Kinder krank sind, die Eltern krank werden usw.) präsent zu sein und welche Möglichkeiten ihr habt euch für solche Fälle Auszeiten zu schaffen!
Und ihr solltet sicher stellen, dass ihr entsprechend gut ausgebildet seid, was aber hier an dieser Schule ja möglich ist, denn wir haben doch das Privileg langjährige und erfahrene Dozent/innen hier zu haben, die euch alle auch aus erster Hand von ihren Praxiserfahrungen berichten können!
Lasst euch nicht entmutigen!
Ich wünsche euch allen von ganzem eine wunderbare Zukunft und jeder/m von euch:
den richtigen und individuellen Weg auf den Pfaden der Heilkunde zu finden!
VIEL ERFOLG