vielen Dank, dass du deine Erfahrung mit uns geteilt hast. Ich kann gut nachvollziehen, wie irritierend und verunsichernd diese Situation für dich war – besonders, wenn du selbst erst vor Kurzem den Spritzenschein gemacht hast und dir dort die Hygienevorgaben ganz klar und streng vermittelt wurden.
Du hast richtig reagiert, als du auf die fehlende Desinfektion hingewiesen hast. Und ich finde es völlig verständlich, dass dich die Reaktion des Arztes – und die ganze Situation – innerlich noch beschäftigt.
Aus fachlicher Sicht ist klar: Die Haut muss vor jeder Injektion oder Blutentnahme desinfiziert werden – mit ausreichender Einwirkzeit. Dass der Arzt dies nicht gemacht hat und sogar meinte, das sei „heute Quatsch“, widerspricht den geltenden Hygienestandards. Auch das Klopfen mit unsteriler Hand auf die Vene erhöht theoretisch das Risiko, Keime in die Einstichstelle einzutragen.
Trotzdem möchte ich dich beruhigen: Das Risiko, dass du dir dadurch eine Infektion oder gar eine ernsthafte Erkrankung zugezogen hast, ist äußerst bis verschwinden gering.
Warum?
Bei einer Blutentnahme wird nichts "eingespritzt", sondern es "läuft etwas heraus". Und das letzte Blut, das noch austritt, reinigt zusätzlich die Wunde.
Achte bitte trotzdem in den nächsten Tagen auf mögliche Veränderungen wie Rötung oder Schwellung.
Ob du Anzeige erstatten solltest, ist eine sehr persönliche Frage. Du schreibst, dass du den Arzt eigentlich sehr schätzt – das spricht für dein Vertrauen und deine differenzierte Sichtweise. Deshalb rate ich dir, eher das Gespräch mit ihm zu suchen. Du könntest ihm in Ruhe sagen, wie verunsichert du dich gefühlt hast und dass du dir – auch im Sinne der Vorbildfunktion – eine sorgfältigere Hygiene gewünscht hättest. Manchmal bewirkt ein wertschätzendes Gespräch mehr als formelle Schritte.
Und nein – du übertreibst nicht. Im Gegenteil: Du hast aufmerksam hingeschaut, dein Wissen angewendet und Verantwortung übernommen – das verdient Anerkennung.
Ich danke dir für deinen Beitrag – solche Erfahrungen regen zum Nachdenken an und helfen auch anderen weiter.