16. Traum (07.01.2023)
Ich befinde mich mit 19 anderen Frauen in einem Raum ohne Fenster, nur mit einem kleinen Dachfenster. Der Raum hat die Grösse eines Klassenzimmers. In der Mitte des Raumes stehen mehrere Pulte zu einem Quadrat zusammengeschoben. Der Raum ist sehr hoch, mindestens 4 m. Die Frauen sind eifrig damit beschäftigt, die vier Wände zu bemalen. Sie verwenden dazu hellblau und weiss. Die unteren 2/3 bemalen sie mit hellblau. Dann folgt ein weisses Band, das wie Wolken aussieht. Über den Wolken folgt wieder hellblau.
Ich schaue nur zu. Hellblau gehört zu den Farben, die ich meide. Ich mag nur dunkles Blau, marin, wie man es nennt. Hellblau ist bei vielen Menschen eine beliebte Farbe, auch bei diesen Frauen.
"Seid ihr sicher, dass wir die Wände bemalt lassen können, wenn wir gehen?" erkundige ich mich. "Wir haben nämlich keine Zeit mehr, die Wände wieder zu übermalen", fahre ich fort.
Keine der Frauen gibt mir eine Antwort. Sie schieben die Pulte an die Wände, schneiden aus weissem Papier Figuren aus, Schafe und Hirten, und stellen sie auf die Pulte. Ich schaue wiederum nur zu.
Deutungsversuch
Ich schaue anderen bei einer kreativen Arbeit zu. Ich mache mir Gedanken darüber, ob das Wände mit Farbe bemalen überhaupt erlaubt ist. Ich mache mir über die Konsequenzen Gedanken, die das Handeln von anderen Personen haben könnte.
Im Grunde würde ich gerne mitmachen, habe aber zu grosse Angst vor den möglichen Konsequenzen, die das Wände-bemalen mit sich bringen könnte.
Ich durfte zu Hause kreativ sein, aber nur so, wie meine Mutter es für richtig hielt. Sie hat immer bestimmt mit welchem Material, mit welcher Technik und wie lange. In der Schule und später in der Lehrer-Ausbildung war es genauso. Ich hatte nie die Möglichkeit, mich nach belieben künstlerisch ausdrücken zu können. Ich wurde zeitlich sehr stark eingeschränkt. Ich wurde von anderen Leuten immer mit Dingen beschäftigt, die sie als wichtig und sinnvoll erachtet haben.
Liebe Grüsse
Pia