Nachfolgend ein paar Gedanken oder eine Art Deutungsversuch des Traumes.
22. Traum (22.01.2023)
Ich befinde mich in einem Treppenhaus mit einem Fahrstuhl. Eine verhüllte Person steuert auf den Fahrstuhl zu. Ich kenne diese Person und weiss, dass sie nach unten will. Ich will jedoch nach oben und habe keine Lust, ewig auf den Fahrstuhl zu warten. Die Person würde mir den Weg versperren, wenn ich versuchen würde, sie zu überholen und vor ihr zum Aufzug zu gelangen. ich flitze die Treppe hoch, ins darüber liegende Stockwerk und drücke schnell den Fahrstuhl-Knopf. Geschafft! Der Fahrstuhl kommt zuerst zu mir!
Als sich die Fahrstuhl-Tür öffnet, sträuben sich mir vor Entsetzen die Nackenhaare. Ein kurioses menschen-ähnliches Wesen befindet sich im Fahrstuhl. Zu meinem Erstaunen strömt ein überaus angenehmer Geruch aus dem Fahrstuhl. Das menschen-ähnliche Wesen ist fast transparent, wie wenn es aus Glas wäre. Die Gesichtszüge sind menschlich. Die Hände sind reptilienhaft mit langen Fingern, wie bei einer Echse. Die Füsse bestehen aus zwei Hufen, wie bei einer Kuh. Die Beine sind jedoch menschlich.
Das Wesen lächelt mich schwach an. "Komm rein", sagt es mit leiser, sanfter Stimme, die weder eindeutig männlich noch weiblich klingt. Ich wage es tatsächlich, den Fahrstuhl zu betreten. Die Tür schliesst sich hinter mir. "Drück den obersten Knopf", weist mich das Wesen an. Auf dem obersten Knopf steht keine Zahl, sondern ein Pfeil, der senkrecht nach oben zeigt. Ich drücke den Knopf. Er leuchtet gelb auf. Der Fahrstuhl setzt sich kaum merklich in Bewegung. Die Farbe des Knopfes ändert sich in regelmässigen Abständen.
Das Wesen beginnt zu stöhnen und sackt in sich zusammen. Ich trete rasch näher und greife instinktiv/reflexartig nach den Armen des Wesens, ohne zu überlegen, ob ich es überhaupt anfassen kann oder darf. Die Beine des Wesens zittern. Ich lege den einen Arm des Wesens, das etwas grösser ist als ich, um meinen Nacken, um es zu stützen. "Danke", haucht das Wesen.
Die Fahrt geht weiter nach oben. Wie lange die Fahrt wohl noch dauern wird? Wo wir wohl landen werden? Wer ist dieses Wesen? Wo kommt es her? ... Unzählige Fragen wirbeln durch meinen Kopf. Die Bewegung des Wesens reisst mich aus meinen Gedanken. Es ist im Begriff den Arm von meinen Schultern zu nehmen, als der Fahrstuhl sanft stoppt. "Danke, du hast mich gerettet", sagt das Wesen mit fester Stimme und lächelt mich an. Ich schaue das Wesen nur stumm an, da mir die Worte fehlen.
Die Fahrstuhl-Tür öffnet sich. Ich schaue in eine endlose, strukturlose Weisse. "Komm mit", fordert mich das Wesen auf. Es greift nach meiner Hand und zieht mich sanft in Richtung Tür. Seine Hand fühlt sich warm und weich an. Ich folge dem Wesen zögernd in die Weisse.
Fahrstuhl: Im Traum will ich unbedingt nach oben, und zwar möglichst schnell. Deshalb will ich den Fahrstuhl benutzen und ihn vor der Person, von der ich weiss, dass sie nach unten fahren will, zu mir rufen, was mir auch gelingt. Mich nach oben bewegen, bedeutet für mich, mich in die Zukunft zu bewegen, zu wachsen, zum Licht hin bewegen.
Wesen: Ich erwarte, dass der Fahrstuhl leer ist. Der Anblick des Wesens im Fahrstuhl erschreckt mich, da das Wesen so anders geartet ist, als ich mich gewohnt bin. Der angenehme Geruch überrascht mich, da ich von so etwas Fremdartigem eher einen unangenehmen Geruch erwartet habe. Ich getraue mich in den Fahrstuhl zu steigen, obwohl ich keine Ahnung habe, wer dieses Wesen ist, welche Macht, welche Fähigkeiten es besitzt. Es hätte ja sein können, dass mich das Wesen mit dem angenehmen Geruch in eine Falle lockt, und über mich her fällt, sobald ich den Fahrstuhl betreten habe. Als das Wesen zusammensackt, trete ich, ohne zu überlegen, an es heran und helfe ihm. Ich hätte mich an ihm ja verbrennen oder vergiften können. Ich habe intuitiv gehandelt. Ich bin überrascht, dass seine reptilartigen Hände warm und weich sind. Ich habe vielmehr kalte, raue Hände erwartet. Für mich bedeutet dies, dass ich mir zu schnell ein Urteil über etwas Unbekanntes bilde, aufgrund dessen, was ich bereits erlebt habe, oder was mir von anderen Menschen gesagt wurde. Für mich ist es wichtig, Neuem, Fremdartigem urteilsfrei, vorbehaltlos zu begegnen.
die endlose Weisse: diese endlose Weisse kam bereits in mehreren Träumen vor (6. Traum, 8. Traum). In dieser Weisse lässt sich alles erdenkliche erschaffen. Alles ist möglich. Vielleicht ist es auch ein Raum in mir selbst. Oder vielleicht ist diese Weisse mein wahres Wesen, das es noch zu entdecken gilt. Bisher kenne ich nur meine Persona. Oder vielleicht ist es der Ort, wo ich nach meinem physischen Tod hingelange, mein wahres Zuhause.
Liebe Grüsse
Pia