Meine Mutter betritt das Schlafzimmer und setzt sich auf mein Bett, das neben dem Tisch steht "Was machst du da?", fragt sie neugierig. "Ich versuche die Arbeit einer meiner Schülerinnen zu retten", antworte ich zögernd. "Ich bezweifle jedoch, dass das eine Gute Idee war", fahre ich seufzend fort. Was wird die Schülerin zu diesem Tuch sagen? Wollte sie überhaupt ein dunkelblaues Tuch haben, denn es war ja ursprünglich weiss? Ich habe kein weiteres weisses vorrätiges Tuch, das ich ihr geben könnte ...
"Lass mal sehen!" reisst mich die Stimme meiner Mutter aus meinen Gedanken. Ich hebe das Tuch mit beiden Händen an der Schmalseite vor meiner Brust hoch und zeige es meiner Mutter. "Wau, ein richtiges Kunstwerk", sagt sie staunend. Ich halte die Arme höher und strecke sie aus, damit ich das Tuch betrachten kann. Meine Mutter hat recht, es ist tatsächlich ein Kunstwerk mit vielen verschiedenen Farben geworden. Als das Tuch vor mir auf dem Tisch lag, sah es nur wie ein dunkelblaues, chaotisches Geschmiere aus.
Ich nehme zwei Wäscheklammern, die auf meinem Tisch liegen, und hänge das Tuch zum Trocknen an die Wäscheleine, die ich vor die Fensterfront gespannt habe. Dabei fällt mein Blick auf das Namensschild, welches ich vorgängig an allen Tüchern befestigt habe, bevor ich sie den Schülern verteilte. Zu meinem Erstaunen steht auf dem Namensschild mein Name. Es ist also mein Tuch!
Liebe Grüsse
Pia