erstmal vielen Dank, lieber Attila, für Deine schönen Meditationen zum Tarot. Mir persönlich helfen diese immer sehr, einen tieferen Zugang zu den einzelnen Karten zu bekommen.
Vor kurzem hattest Du auch einen Text zu Karte 16 – Der Turm geschrieben. Nachdem das eine von zwei Karten ist, die mich bisher eher „erschreckten“, habe ich mir gedacht, es kann ja nicht schaden, mich damit ein wenig zu beschäftigen ;-).
Zuerst hatte diese Karte wie gesagt eine sehr düstere, in negativer Weise zerstörende Wirkung auf mich. Aber gerade auch beim Tavaglione-Tarot habe ich beispielsweise den unteren Teil der Karte mit dem klar fließenden Bach, dem üppigen Grün und den blühenden Blumen gar nicht beachtet.
Hier also meine ganz persönlichen Gedanken zur Karte 16 – Der Turm:
Der Bereich um den Turm ist fast komplett in Schwarz gehüllt. Die Nacht wird durch den Blitz und einen Feuerball erleuchtet. Der Blitz schlägt in den Turm, also das höchste Gebäude der Burg ein, die anderen Gebäude bleiben verschont. Das untere Drittel der Karte ist dagegen sehr freundlich, fast schon idyllisch. Ein plätschernder Bach mit frischem, klaren Wasser, Blumen blühen im saftigen Gras. Auch die Wurzeln eines Baumes sind zu sehen, die sich ihren Weg zum Wasser bahnen. An den Felsen entlang führt ein Weg zurück zur Burg (der Rückweg ist also nicht versperrt), auch zwei Brücken ermöglichen die Überquerung des Baches.
Die beiden Personen, die fallen, sind gut gekleidet - König und Prinz, deren Platz im stattlichen Turm der Festung war: hoch über den anderen thronend (der Turm auch als Symbol der Macht und Überlegenheit und Unangreifbarkeit von außen). Man fühlt sich daher in vermeintlicher Sicherheit (Hochmut?), geschützt vor Angriffen von außen (die Burg liegt auf einem Berg, schützende Burgmauern, Aussichtstürme etc.). Doch der Angriff erfolgt weder von unten noch von innerhalb der Burganlage, sondern wohl ziemlich unvorhergesehen und überraschend von oben als Blitz vom Himmel (höhere Macht?), der im Turm nicht nur einschlägt, sondern ihn förmlich mit einem gewaltigen Feuerball sprengt.
Übertragen fühlt es sich für mich so an, dass man sich möglicherweise zu sehr von der Realität entfernt hat, abgehobene Vorstellungen hat, sich möglicherweise auch über andere stellt. Immer wieder kam mir hier auch das Sprichwort „Hochmut kommt vor dem Fall“ in den Sinn.
Aber wie so oft bietet die Karte dennoch auch einen Ausweg an: Der Sturz in den klaren Bach bietet die Möglichkeit, nach dem „Fall“ wieder einen klaren Kopf zu bekommen und sich erneut auf den Weg zu machen.
Interessant finde ich in diesem Zusammenhang auch die Deutung von Hajo Banzaf: Auf der Karte im Rider-Waite-Tarot sind 22 Flammen in zwei Gruppen von 10 und 12 Flammen zu sehen, die er als Hinweis auf die entsprechenden Karten der Großen Arkana deutet: Die Notwendigkeit (10 – Rad des Schicksals) zur Umkehr (12 – Der Gehängte).
In diesem Sinne: ich freue mich sehr auf den Kursbeginn morgen Abend und auf eine spannende Reise durch die Welt des Tarot.
Liebe Grüße, Stephanie