Ja - genau wie Du sagst, verstehe ich erkrankte Patienten, die auf ein Organ hoffen, auch ein Stück weit und ja - das macht es nicht einfacher!
Aber es ist nicht richtig, dass die "Spender" - freiwillig oder nicht - dabei völlig "unter den Tisch" gekehrt werden. So gehört zu dem Elternpaar, das im Begriff ist, sein Kind zu verlieren, dann immer auch ein weiteres Elternpaar, das im Begriff ist, sein Kind zu verlieren - und von dem man es dringlich verlangt, dass sie es aufgeben, aber bitte schnell ... unter Zeitdruck, unter moralischem Druck ... im Schock z.B. nach einem Unfall, von dem sie gerade erst erfahren haben ... und nun sollen sie sich von ihrem Kind verabschieden, während es da liegt, körperwarm, rosig, noch beatmet und unzweifelhaft lebend ... und es wird geraten, das Kind nach der "Entnahme", wenn es wirklich tot ist, nicht mehr anzuschauen, denn der Anblick sei zu unschön ... in Erinnerung blebt das Bild des lebenden Kindes, das man allein gelassen hat beim Sterben unter absoluten Ausnahmebedingungen ... .
In einer Diskussion hat mich einmal die Mutter eines herztransplantierten Kindes "zum Schweigen bringen" wollen - als ich sie ein einziges Mal darauf aufmerksam gemacht habe, was von ihr verlangt worden wäre, wenn ihr Kind auf der Spenderseite gewesen wäre - und ein anderes auf der Empfängerseite ... da hat sie sich sehr schnell _entschuldigt_.
Es ist nicht richtig, von einem Anspruch auszugehen auf die Organe anderer Menschen - es damit auch erkrankten Patienten nicht leichter zu machen, weil sie denken, es sei Unrecht, Unglück, Pech ... wenn sie kein Organ bekommen. Es ist nicht richtig, die Spender und ihre Angehörigen, die auf ein würdiges Sterben im Kreis geliebter Menschen verzichten, völlig totzuschweigen und zu tun, als hätten diese nur eine Pflicht erfüllt. Es ist niemandes Pflicht und man kann es von niemandem _verlangen_. Bekommt man es trotzdem und kann man gut für eine Zeit damit leben, darf man nicht vergessen, welches unglaubliche Geschenk man so einfach angenommen hat, ohne je etwas dafür tun zu können, denn die Spender-Angehörigen dürfen nicht erfahren, wer die gespendeten Organe bekommen hat und umgekehrt.
Ich bremse ... .
LG Sabine