Früher hatten die Kinder Freiräume zum Spielen. Unbeobachtet von Erwachsenen wurde getobt, geklettert, gerangelt, gerannt und und verfolgt.
Es gab kaum Verabredungen mit nur einem Freund.
Wir wurden zum Beispiel zum Spielen rausgeschickt und Langeweile führte dazu, dass uns wir uns Spiele ausdachten. Natürlich war manches gefährlich oder verboten. Aber so lernten wir unsere Grenzen kennen und konnten uns erproben.
Ich hatte 3 Geschwister und trotz waghalsiger Klettereien auf hohen Bäumen, flößern auf dem Mühlenteich, Schlittschuhlaufen auf ungesicherten Eisflächen, Spielen im Moor haben wir alle überlebt.
Die zivilisierten Spiele waren:
"Räuber und Gendarm", "Verstecken"," Kriegen", Fischer-Fischer. wie tief ist das Wasser" waren Bewegungsspiele, in denen sich die Kinder austoben konnten.
Alles Bewegungsspiele, die uns körperlich müde gemacht haben.
Zur Schule gingen wir zu Fuß, bei jedem Wetter, zur weiterführenden Schule mit dem Fahrrad, auch bei jedem Wetter.
Meine Brüder haben sich auch mal mit Schulkameraden "gekloppt", wie es damals hieß.
Das wurde nicht gutgeheißen, aber auch nicht überbewertet. Anrufe bei den Eltern des anderen Kindes blieben aus, es sei denn es nahm Überhand.
Heute wissen manche Kinder überhaupt nicht, wie es sich anfühlt, mal eine geklatscht zu kriegen, oder geboxt zu werden.
Rangeln zwei Jungs miteinander wird es gleich zur Verhaltensauffälligkeit und stigmatisiert.
Aber wie soll ich als Kind Empathie entwickeln, wenn es selber keine Erfahrungen mit körperlichem Schmerz durch Rangeleien mit anderen Kindern erlebt hat?
Schmerz, Krankheit, Töten von Tieren, Sterben von Familienangehörigen und auch Strafe durch körperliche Züchtigung wurden früher im Alltag erlebt und gelebt und dadurch erfahrbar.
Der Spruch: "Was du nicht willst, was man dir tut, das füg auch keinem anderen zu."
wurde somit leicht begreifbar.
Um es klar zu stellen, ich meine nicht Gewalt als Erziehungsmittel!
Und ich will Gewalt nicht schönreden.
Ich möchte nur zum Nachdenken anregen. Jede Generation vor mir hat mindestens einen Krieg mit allem damit verbundenen Folgen erlebt.
Die Wohlstandsgeneration gepaart mit den Werten der Gewaltfreiheit machen uns möglicherweise neue Probleme. Denn ein Verhalten, dass tausende von Jahren notwendig war, um zu überleben, lässt sich nicht innerhalb weniger Jahre wegerziehen, ohne dass sich diese Energie neuen Wege sucht.
Liebe Grüße
Anja
Anja
Man sieht nur mit dem

(Antoine de Saint-Exupéry)