Hierbei handelt es sich um Anwendungen physikalischer Energien aus natürlichen Mitteln
zur Behandlung von Krankheitszuständen, zur Prophylaxe sowie zur Rehabilitation.
Natürlich Mittel sind :
- Schlamm, Fango, Erden
- Heilgas (Radon, CO2, O2)
- Heilklima
- Wasser
- Künstliches Licht
Historische Hintergründe
Bereits vor 4000 Jahren fanden durch die Chinesen und rauen Germanen Teilgebiete der heutigen
physikalischen Therapieformen als noch unspezifische Heilmittel Anwendung.
Es wurde mineralische Heilquellen genutzt und Thermalanwendungen praktiziert.
Erst durch Hippokrates (460-377 v.Chr.) manifestierte sich der Grundsatz des
Zusammenspiels von Körper, Geist und Seele.
Er verstand die Heilkraft der Natur und brachte die Grundidee der Heilung durch
physikalische Methoden in Aufschwung.
Im 18. Jahrhundert bekamen die heilsamen Anwendungen mit Wasser und
elektrischem Strom erste Aufmerksamkeiten.
Jedoch erhielten die unterschiedlichen physikalischen Gebiete in Deutschland
erst mit den Erkenntnissen von Sebastian Kneipp (1821 - 1897) und Vincenz Priessnitz (1799 - 1851)
ihren endgültigen Durchbruch.
Heute sind diese Heilmethoden nicht mehr aus der modernen Medizin
wegzudenken und ermöglichen eine optimale und ergänzende Behandlung.
Teilgebiete der physikalischen Therapie:
• Hydrotherapie: Behandlungen mit reinem Wasser in Form von Duschen, Güssen, Bädern,
Wickel, Packungen, Abwaschungen, Abklatschungen, Abreibungen, Aufschläge, Kompressen,
Auflagen, Eisanwendungen, Feuchtbürstungen
• Balneo- oder Klimatherapie: Behandlungen in Heilbädern mit Heilwässern,
Heilpeloiden, Schlamm und Heilklima
• Phototherapie: Behandlungen mit verschiedenen künstlichen oder natürlichen Lichtquellen
• Inhalationstherapie: Anwendungen und Inhalationen mit speziellen Heilnebeln,
Heilwässer, Salzwasser, Kräuterlösungen (Teilgebiet der speziellen Atemtherapie)
• Massagen: Klassische Massage, Bindegewebsmassage, Segmentmassage, Tai-Massage,
Ayurveda-Massage, Fussreflexzonenmassage, Breuss-Massage uvm.
• Thermotherapie: Anwendungen mit Wärme wie heiße Rolle, Packungen, Wickel, Fango, Parafin, Peloid
• Elektrotherapie: Anwendungen mit Gleichstrom (Galvanisation), Reizströmen und Wechselströmen
Hydrotherapie
In der Hydrotherapie findet gezielt Wasser in all seinen Aggregatszuständen in verschiedenen Stadien
von Krankheit oder Gesundheit seine Anwendung.
Als historische Vorreiter gelten in diesem Bereich Vincenz Priessnitz und Sebastian Kneipp.
Auch die Hydrotherapie setzt spezifische Kriterien im Zuge der Diagnostik
voraus um dem Patienten die geeignete Anwendung zukommen zu lassen.
So beschäftigt man sich prädiagnostisch mit den Prinzipien der Hydrotherapie:
* Prinzip der Vorwärmung
* Prinzip des Kaltabschlusses
* Prinzip der Kälteadaptation
Ebenso ist es angezeigt, sich zu Beginn mit dem
Konstitutionstyp:
- Pykniker
- Leptosom und
- Athlet
zu beschäftigen und diesem im Zusammenhang mit den zwei verschiedenen
Reaktionstypen:
- sympathikotoner Typ und
- parasympathikotoner Typ
zu sehen, um die bestmögliche und erfolgversprechende Behandlung für den Patienten zu erlangen.
In hydrotherapeutischen Anwendungen finden verschiedene Reizfaktoren Anwendung:
• thermischer Reiz (6 Warm- und 6 Kaltstufen auf der Hydrothermoskala)
• Reizdauer (Stufe I – VI)
• Reizfläche (6-tel Einteilung der Körperoberfläche)
• Mechanische Reiz in Form des hydrostatischen Drucks
• Zusätzliche Reize ( mechanische, chemische oder elektrische Reize)
Hydrotherapeutische Bäder in Form von:
Schenkelbäder
>Sitzbäder, nur bis zur Leistenbeuge reichend und somit am schwächsten kreislaufbelastend
> als kalte oder temperaturansteigende Schenkelbäder anwendbar
Halbbäder
> als Sitzbäder bis zum Nabel, wenig kreislaufbelastend
> als kaltes, indifferentes, temperaturansteigendes, warmes oder heißes temperiertes Halbbad
Anwendbar
Dreiviertel- und Vollbäder
> als kalte, warme, heiße, temperaturansteigende wie –absteigende Bäder ausführbar
=> Bäder können in all ihren Varianten mit chemischen Reizen (wie Kräuterzusätze aus der Phytotherapie)
und mechanischen Reizen (wie Bürstungen) kombiniert werden um
eine gezielte Wirkung entsprechend des Krnakheitsbildes und Wohlbefinden zu erreichen.
=> Wickel und Packungen werden entsprechend ihrer gewünschten Wirkung (wärmeentziehend, wärmestauend oder schweißtreibend)
als medizinische Anwendung angelegt.
=> Zusätzlich lassen sie die Auflagepositionen der Wickel am Patienten entsprechend der Segmentzonen zu denen in Beziehung stehenden inneren Organen spezifisch anlegen.
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Thermotherapie
Eine wirkunsvolle und beliebte Anwendung der ist die
"Heiße Rolle" .
* erstmals angewendet wurde sie um 1940 von Dr. Mammelle und später von Dr. Teirich-Leube spezialisiert
* sie ist auch bekannt als "Leberrolle"
Material und Ausführung
-> 5 Frottiertücher + 1 Liter kochendes Wasser
-> 1. und 2. Tuch werden trichterförmig aufgerollt (Innentrichter)
-> 3. und 4. Tuch werden gerade um den Trichter gerollt
-> 5. Tuch umwickelt den Trichter in der "Bonbontechnik"
-> Wasser vorsichtig und langsam in den Innentrichter füllen (Tücher durchtränken)
-> zu behandelnde Körperstelle vorsichtig betupfen (Gewöhnung)
-> dann mit Zug und Druck arbeiten (rollen, nicht reiben)
-> zu Beginn kurz im Lebergebiet rollen, dann wieder entsprechend der Behandlungslokalität
-> kühlt das Außentuch ab, so wird eine Gegenrollen begonnen
-> weiter abrollen, das letzte Tuch auf die zu behandelnde Stelle auflegen
-> im Anschluss kalt nachwaschen, nachruhen lassen
Indikationen
- Migräne
- Lumbago, Ischialgie, HWS/LWS/BWS - Syndrom
- Brochnchitis, Asthma, Pleuraschwartung
- Störungen des Bewegungsapparates (Arthrosen, Rheumatischer Formenkreis etc.)
- Organfunktionsstörungen (Obstipation etc.)
- akute Hepatitis
- Dystrophiefolgen nach Entzündungen
- chronische Gastritis
Kontraindikationen
- Lymphabflussstörungen
- offene Wunden, akute Entzündungen
- arterielle Verschlusskrankheit (III - IV)
- akute Gallenerkrankungen (Gallenblasenentzündungen)
- Notfälle
- Thrombosen, Varikosen, periphere DB-Störungen (ab Stadium III)
- Kopf- und Hirnverletzungen
Beachte!!
Vosicht - Gefahr der Verbrennung - Tuch im heißen Zustand nicht länger auf der Haut lverbleiben lassen
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Balneotherapie
Hierzu zählt mal die verschiedenen Anwendungen und Bäder mit Heilwässern,
Heilpeloide oder Heilgase auf den Organismus. Zum Beispiel:
Chloridwässer
* können als Bäder angewandt werden (kreislaufanregend
Fettstoffwechselfördernd)
* als Trinkkur (Förderung der Gallen- und Pankreasfunktion)
* mit Kalziumzusatz (entzündungshemmend)
* als Magnesiumchloridwasser (Oxalatsteinbehandlung)
Sulfatwasser
* Natrium- und Magnesiumsulfatwässer
(Magen-Darm-Erkrankungen)
* Calziumsulfatwässer (Stoffwechselkrankheiten)
* Calcium-Eisensulfatwässer (Erhöhung des Bluteisenspiegels)
Hydrocarbonatwasser
* als Trinkkur (Anregung der Gallenproduktion, prophylaktisch
Gegen Harnsteine)
Kohlensäurewasser
* als Bäder (Senkung des peripheren Gefäßwiderstandes,
Verringerung der Herzfrequenz, Steigerung der O2-Ausnutzung
Im Myokard
Thermalwasser
* Bäder (hauptsächlich bei neurologischen Erkrankungen oder
Morbus Bechterew = thermische Wirkung)
Heilgase
* als Extremitäten- oder Ganzkörperbad (Behandlung von
Durchblutungsstörungen) als Kohlendioxid in sogenannten
Kohlensäure-Gasbädern
Heilmoore
* überwiegend thermische Wirkung mit Mineralaustausch
Heilschlamme
Heilklima
* hierbei wird die Exposition des Kranken gegenüber Wind, Luft,
Sonne oder Regen in Form von Küsten-, Wald-, Hügellandschaft-,
Mittelgebirgslandschaft- oder Hochgebirgsklima genutzt
Bei allen physikalischen Anwendungen gilt es die jeweiligen Kontraindikationen des behandelnden Krankheitsbildes zu beachten.