Wir würde "Ich" denn nun mit solch einem Patienten umgehen und ihn behandeln?
Mal etwas aus meiner Praxisarbeit:
Ich mache erst einmal eine 1 1/2 - 2 stündige Anamnese, incl. Zungen- und Pulsdiagnose
Also Patient ist schulmedizinisch durchgecheckt (Labor, Röntgen, etc. .........) alles o.B.
- Laborbilder mache ich relativ selten in der Praxis, nur wenn ich selber nochmal schauen möchte, weil mir Werte unklar sind, oder Werte fehlen, oder ich verschiedene Werte miteinander vergleichen möchte oder wenn ich Patienten bestimmte Rezepturen geben muß und ich die Nieren-, Leberwerte regelmäßig kontrollieren möchte!
Hat er weiche Stühle, Blähungen, Verlangen nach Süssigkeiten und eine belegt Zunge bekommt er von mir ein Stuhlröhrchen und ich teste den Stuhl auf eine Dysbiose, Darmpilze, evtl. noch Entzündungsmarkern, Leaky gut, ......
So wir gehen jetzt mal davon aus - Patient hat keine Darmpilze, etc. - sondern nur eine Dysbiose (sonst wird es noch etwas komplizierter)!
Dann bekommt dieser Patient parallel zur TCM - Behandlung die zu ihm passenden Darmbakterienpräparate!!
Okay was mache ich jetzt TCMmäßig?
Ich habe alle Symptome gesammelt und heraus kommt meine Diagnose:
- Milz Qi - Mangel
- mit beginnenden Milz - Yang - Mangel, da er schon leicht fröstelt, Antibiotika bekommen - hat welche das Yang schädigen, ...
- dadurch bedingte Schwäche des Wei Qi (der Immunabwehr, erinnert Euch das Wei Qi ist eine Form des Qi`s)
- plus Feuchtigkeit und Schleim, da das Milz Yang nicht mehr die überschüssige Feuchtigkeit trocknen kann
Mein Behandlungsprinzip würde heißen:
- Milz Qi tonisieren
- Milz - Yang wärmen
- Qi bewegen
- Feuchtigkeit ausleihen
Okay fangen wir mal damit an, was der Patient selber machen kann:
Die chinesische Medizin geht traditionell davon aus, dass die 12 Hauptleitbahnen ständig von Qi durchströmt werden. So läuft der 24 Stunden Tag in Hauptaktivitätsphasen im Rhythmus von 2 Stunden pro Leitbahn. Diese Organuhr erinnert an den westlichen Biorythmus.
Da hier bei unserem Patienten vorrangig die beiden Funktionskreise Magen und Milz beeinträchtigt sind, weiß ich anhand der Organuhr - aha die
- Hauptarbeitszeit des Magens (Yang) ist von 7 - 9 Uhr
- Hauptarbeitszeit der Milz (Yin) ist von 9 - 11 Uhr
Fazit:
- die Hauptarbeitszeit dieser beiden Funktionskreise (Magen und Milz) liegt zwischen 7 und 11 Uhr!
- Das heißt mein Stoffwechsel ist um diese Tageszeit am stärksten, ich kann in diesem Zeitraum am optimalsten das Nahrungs-Qi transformieren und umwandeln! Das ist der Grund, warum es in vielen asiatischen Ländern ein warmes Frühstück gibt!
- Das ist auch der Grund dafür, das Milz- Qi / Yang - Mangel - Patienten morgens keinen Appetit haben und erst um 11.00 Uhr frühstücken
- das heißt auch, das wenn ich morgens nicht Frühstücke, oder passend zu meiner Konstitution das verkehrte Frühstücke über kurz oder lang eine Problematik mit meiner Milz bekomme
- das ist umso schlimmer im Kindesalter, denn die haben konstitutionell bis zum 7. Lebensjahr eine schwache Milz!!!
Es gibt in der TCM ein Sprichwort
Tja und in unserer westlichen Kultur läuft dies genau umgekehrt ab!!!
Soooo auf unseren Patienten bezogen, heißt das - hat er bis jetzt nicht gefrühstückt oder nur kalte Nahrungsmittel gefrühstückt oder sich generell verkehrt ernährt (immer in Hinsicht auf seine Konstitution und auf seine Syndrome) bekommt er jetzt neue Ernährungshinweise (das ist meistens der schwierigste Part der Behandlung

Vermeiden sollte der Patient generell:
- insbesondere kalte Nahrungsmittel (kühlen den Körper und damit das Yang weiter ab), d.h.von jetzt ab gar gekochte Speisen, langes sanftes Garen, warmes Frühstück
- zuviel Rohkost (wenn Rohkost dann nach einer warmen Mahlzeit, denn bei einem schwachen Stoffwechsel, bei innerer Kälte, kann sie nicht verarbeitet werden), unter Rohkost verstehe ich vor allem Gurken, übermäßiger Salatgenuss (vor allem in Herbst und Winter), Tomaten
- wenig Südfrüchte (Ananas, Apfelsinen, Bananen, Kiwi, Wassermelonen, Zitronen) auch keine Fruchtsäfte, alle kühlen den Körper massiv ab (Vitamin C hat eine kühlende Wirkung => deshalb setze ich es ja bei beistimmten Fülle - Mustern und Entzündungsreaktionen als Therapeutikum ein
- Zucker und Süßigkeiten (schwächen die Milz)
- keine kalte oder noch schlimmer eisgekühlten Getränke, Bier, Weizenbier (produziert Feuchtigkeit = gut bei Trockenheit), Übermaß an Mineralwasser (Kohlensäure kühlt), kein grüner Tee..
- Milchprodukte (wie Eis, Joghurt, Dickmilch, Kefir), keine Pizza oder überbackenen Nudelgerichte, alle Nahrungsmittel triggern weiter die Feuchtigkeit
- Vorsicht mit Butterbroten und anderen Teigwaren, sie enthalten viel Feuchtigkeit (welche dann die innere Feuchtigkeit weiter triggert)
- Fasten (schwächt die Milz, Qi und Yang)
- üppige unregelmäßige und späte Mahlzeiten
- ....
Statt dessen
- gemütliche, entspannte Atmosphäre beim Essen
- Neutrale, neutral-warme, leicht verdauliche Nahrungsmittel (alles andere kann er aufgrund seines niedrigen Stoffwechsels sowieso nicht verdauen)
- Der süß-milde Geschmack (z.B. viel Getreide und Gemüse essen, von Hirse bis Karotten,..) ist besonders geeignet um die Milz zu tonisieren
- sowie kleine Mengen an Scharf-Warmen/Scharf-Heißen Nahrungsmitteln, um die Milz und damit die „Verdauungskraft“ zu stärken.
- er sollte wenn möglich 3 x am Tag warm essen (warmes Frühstück wie. z.B. einen warmen Hirsebrei mit Rosinen, Nüssen, Zimt, Kompott von Früchten, ..., Kraftsuppen, ...),
- und ganz wichtig er sollte regelmäßig essen und späte Abendmahlzeiten meiden
- er sollte erwärmende Gewürze und Speisen einsetzen, weil diese Qi bewegen, die Milz wärmen und Feuchtigkeit trocknen: Pfeffer, Chili, getrockneter Ingwer, Nelken, Zimt, Koriander, Anis, Muskat, Thymian
- Walnuss, Kastanie, Hülsenfrüchte pikant zubereitet, Möhre, Kartoffel, Kürbis (alle bauen Qi auf)
- Lammfleisch, Huhn, Wachtel, Ziege / Schaf, Hirsch (all dies sind Fleischsorten, die einen wärmende Charakter haben)
- Süßholzwurzeltee in Maßen, Maisbarttee, Fencheltee stärken die Milz (aber bitte nicht Literweise)
- .....
Natürlich wird er nicht alles auf einmal verändern können, das heißt ich muß mit ihm und mit seiner Frau schauen - was ist machbar, was kann er umsetzen, was kann er in seinen Tagesablauf einbauen, was ist momentan das Wichtigste und ihm dies auch erklären!
Das heißt auch, ich werde erstmal Abstriche machen müssen, aber erstens wird er relativ schnell merken, das ihm das gut tut und meistens fragen sie dann schon von alleine nach, was sie noch machen können und ich behandle ihn ja auch weiter mit anderen Therapiemethoden aus der TCM!
So und damit tschüss bis Montag, dann gehts weiter mit der Akupunktur - Behandlung [img=21x21]blob:https://www.fernlehrgang-heilpraktiker.com/b3ea7498-ef5d-4e30-971b-9d1bec12907c[/img]

Birgit Kriener
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