Ich werde von mir unbekannten Verfolgern verfolgt und gejagt. Ich erhasche immer nur einen kurzen Blick auf meine Verfolger. Meine Verfolger haben eine menschliche Gestalt. Sie sind in einen langen schwarzen Mantel/Umhang mit eine grossen Kapuze gehüllt, sodass ich ihr Gesicht nie sehen konnte. Ich habe also keine Ahnung, ob es überhaupt Menschen sind, die mich verfolgten.
Ich war immer mit anderen Menschen zusammen auf der Flucht. Ich habe die Gruppe immer angeführt. Wir konnten alle sehr schnell rennen und hoch springen. Wir haben immer versucht uns irgendwo zu verstecken. Entweder in einem natürlichen Höhlensystem unter einem Berg, in den unterirdischen Gängen eines schlossähnlichen Gebäudes, in einem dichten Wald oder in den Zimmern eines grossen Herrenhauses.
Doch egal, wie gross unser Vorsprung auch war, und wie sehr wir uns auch bemühten, keine Spuren zu hinterlassen, unsere Verfolger haben uns in jedem Versteck aufstöbern können. Ich bin immer dann aufgewacht, wenn sie den Raum betraten, indem wir uns versteckt hatten. Ich habe also nie erfahren, was sie mit uns gemacht haben, und weshalb sie uns verfolgten.
Der heutige Verfolgungstraum war ganz anders. Es war ein sehr langer Traum.
Es ist Winter und sehr kalt. Es liegt viel Schnee. Ich stapfe auf einem schmalen Pfad, der kaum zu sehen ist, durch den Schnee. Der Schnee knirscht unter meinen Füssen. Ich sinke bei jedem Schritt bis über die Knöchel im Schnee ein und komme nur sehr langsam voran. Ich bin keine erwachsene Person, sondern etwa 15 Jahre alt. Zu meiner Rechten ist ein Wald, zu meiner Linken eine leicht abschüssige Wiese.
Plötzlich höre ich hinter mir eilige Schritte. Ich drehe mich um und sehe vier Gestalten, die mich verfolgen. Ich beschleunige meine Schritte und beginne zu rennen. Trotz des hohen Schnees komme ich sehr schnell voran. Meine Füsse berühren kaum mehr den Boden. Trotzdem holen meine Verfolger rasch auf. Ich überlege, ob ich in den Wald hineinrennen und dort ein Versteck suchen soll. Ich verwerfe diesen Gedanken rasch, da im Wald sehr viel Schnee liegt und das Unterholz so dicht ist, dass es kaum zu durchdringen ist. Ich renne, ohne mich umzusehen, weiter. Die Verfolger holen immer mehr auf. Ich kann schon ihren Atem hören.
Ich beschliesse, mich meinen Verfolgern zu stellen und bleibe abrupt stehen und drehe mich um. Meine Verfolger bleiben ebenfalls stehen. Es sind vier Jungs im Alter von 15 Jahren. Drei von ihnen haben kurzes blondes Haar, der vierte hat schulterlanges blondes Haar. Sie tragen trotz der Kälte weder eine Mütze noch eine Jacke, sondern nur einen gestrickten Pullover mit einem Norwegermuster. Sie schauen mich grimmig an. Ich weiche automatisch einen Schritt zurück. Alle vier Jungs greifen mich gleichzeitig an. Ich springe in die Luft und schaffe es, über sie hinwegzuspringen. Ich hatte keine Ahnung, dass ich so hoch zu springen vermag, ohne Anlauf, einfach aus dem Stand heraus. Die vier Jungs schauen mich erstaunt an und weichen einen Schritt zurück.
Dieses Zurückweichen ermutigt mich, meinerseits anzugreifen. Ich konzentriere mich auf den Jungen mit dem schulterlangen Haar. Ich mache einen Schritt auf ihn zu. Er weicht entsetzt zurück. Ich mache noch einen Schritt auf ihn zu und springe ihn ohne Vorwarnung an. Ich lege ihm beide Hände um den Hals, drücke zu und reisse ihn zu Boden. Ich drücke immer fester zu und schüttle ihn. Er bleibt reglos am Boden liegen. Ich lasse von ihm ab und wende mich den anderen drei Jungs zu. Die drei Jungs weichen mit weit aufgerissenen Augen zurück. Ich gehe Schritt für Schritt auf sie zu.
Mein Hände werden zu Katzenpfoten. Ich fahre die messerscharfen Krallen aus und stürze mich auf die drei Jungs. Ich zerfetze mit den Krallen ihren Pullover und zerkratze ihnen das Gesicht. Sie sinken blutübertrömt in den Schnee, der sich augenblicklich rot färbt.
Ich wende mich ab und gehe den Pfad raschen Schrittes zurück. Meine Hände sind wieder normale Menschenhände.
Nach einer Weile endet der Wald und beidseits des immer noch schmalen Pfades erstreckt sich eine grosse Pferdeweide. Es sind jedoch keine Pferde zu sehen. Der Pfad führt mich zu einem grossen Bauernhof mit einem sehr grossen Pferdestall. Ein Junge, von etwa 10 Jahren, kommt eilig auf mich zugerannt. In seinem Gesicht steht die nackte Angst. Er greift nach meiner Hand und zieht mich in Richtung Haus. Er sagt, ich solle mich rasch im Haus verstecken, sie würden gleich hier sein. Ich leiste Widerstand und frage den Jungen, was los sei. Anstatt zu antworten zeigt er mit vor Entsetzen weit aufgerissenen Augen in Richtung Pferdeweiden. Er lässt meine Hand los und rennt laut schreiend zu Haus hinüber. Ich drehe mich in Richtung Pferdeweiden.
Ich kann kaum glauben, was ich das sehe: die vier Jungs von vorhin. Sie kommen mit grimmiger Mine auf mich zu. Ich bleibe wie angewurzelt stehen. Alle vier Jungs weisen keinen Kratze auf, wie wenn nie ein Kampf stattgefunden hätte. Sie kreisen mich ein. Sie scheinen mit jedem Schritt, den sie auf mich zu machen, zu wachsen. Was jetzt? Ich drehe mich langsam im Kreis. Mein Blick fällt auf das Haus. Menschen stehen hinter den Fenstern und schauen entsetzt zu mir herüber. Von ihnen kann ich keine Hilfe erwarten. Die vier Jungs sind nur noch zwei Meter von mir entfernt.
Ich spüre, wie sich mein Körper zu verändern beginnt. Meine Hände werden diesmal zu Tigertatzen. Erstaunt beobachte ich, wie ich mich in einen grossen Tiger verwandle. Es geschieht alle in Sekundenbruchteilen. Als die Jungs begreifen, was geschehen ist, ist es bereits zu spät. Ich setze zu einem mächtigen Sprung an und reisse gleich zwei Jungs auf einmal zu Boden. Ich töte sie nach Tiger-Art mit einem Biss in die Kehle. Die anderen beiden Jungs fliehen. Ich setze zuerst dem einen nach, bringe ihn mit einem gezielten Sprung zu Fall, töte ihn und setze dem vierten nach und töte ihn ebenfalls. Danach schleppe ich die vier toten Jungs nach Tiger-Art in ein dichtes Gestrüpp, welches sich in einiger Entfernung hinter dem Haus befindet. Ich lasse sie dort liegen. Auf dem Weg zurück zum Haus, werde ich wieder zum Menschen.
Die Menschen strömen jubelnd aus dem Haus und kommen auf mich zu. Sie erzählen mir, dass die vier Jungs nach und nach alle ihre Pferde getötet hätten. Es sei nur noch ein Hengst übrig geblieben. Ich höre hinter mir Hufgetrappel und drehe mich um. Ein älterer Mann führt ein graues Pferd am Halfter. Er bleibt etwa zwei Meter von mir entfern stehen. Ich gehe auf den stattlichen grauen Hengst zu. Er streckt mir den Kopf entgegen. Ich streichle seine weichen Nüstern und fahre ihm über die Stirn. Der Hengst hebt den Kopf, bäumt sich auf und legt seine Vorderbeine über meine Schultern. Die Menschen um mich herum applaudieren.
Soweit mein heutiger Traum.
Liebe Grüsse
Pia