ich kann dem nur zustimmen, ich war am 20. März auch in der Prüfung und habe sie knapp nicht geschaft, wobei ich allerdings der Meinung bin, dass einige Antworten falsch gewertet wurden, die eigentlich richtig beantwortet sind. Ich bin promovierter Physiker und Physiologe und habe lange in der medizinischen Forschung gearbeitet. Ich kann also durchaus behaupten, dass ich eine solide Grundausbildung bekommen habe, nur in Richtung Differenzialdiagnose, Notfallmedizin, Hygiene und Infektionsschutzgesetz musste ich nacharbeiten. Hier zwei Fragen, die ich so nicht nachvollziehen kann.
Spricht man ab einem BMI ab 35 aufwärts von Adipositas? Meine Antwort war "ja", denn ich weiß, dass es schon bei 30 beginnt mit Adipositas I, ab 35 Adipositas II und ab 40 schwere Adipositas, aber zum einen war nicht nach dem Schweregrad gefragt und wenn die Frage so gestellt ist, dann muss ich die Frage rein logisch mit "ja" beantworten, auch wenn es schon ab 30 eine Adipositas ist bedeutet das logischerweise, dass ab 35 aufwärts auch alle BMIs Adipositas bedeuten.
Die nächste merkwürdige Frage ging über die Kennzeichen einer sozialen Phobie. Ich hatte alles richtig bis auf eine strittige Antwort. Ich habe angekreuzt "Angst vor Menschenansammlungen" und richtig war "Angst vor Kritik". Es ist richtig, dass ein Symptom der sozialen Phobie die Angst vor Kritik ist und daher Menschenansammlungen als Auswirkung gemieden werden, aber hier war nicht nach Symptomen, sondern nach einem Kennzeichen gefragt. Ein Symptom ist eine für eine Krankheit charakteristische Erscheinung oder Merkmal, das bedeutet aber auch, dass ich diese zum Teil erst erkennen kann, wenn ich mich mit dem Patienten auseinandersetze. Hier war aber nach Kennzeichen gefragt. Ein Kennzeichen ist ein Zeichen, an dem etwas zu erkennen ist. Also etwas, das sich mir erschließt, wenn mir jemand gegenübertritt, ohne dass ich mich tiefer mit ihm befassen muss. Eine Angst vor Menschenmengen erkenne ich sehr rasch, aber ob jemand Agst vor Kritik hat erst, wenn ich mich eingehender mit demjenigen befasse. Zumindest ist das mein Verständnis.
Es wird immer mehr Kritik an Heilpraktikern laut, vor allem aus der Politik und vor allem von Leuten, die von Medizin überhaupt keine Ahnung haben. Warum muss ich all dieses Detailwissen abrufbereit haben, als auch auswendig lernen? Heilpraktiker sind keine Notfallmediziner, die sofort mehrere Differenzialdiagnosen stellen müssen. Der Heilpraktiker hat meistens Patienten, die entweder medizinisch austherapiert sind oder von der Medizin enttäuscht sind. Das ist ein hartes Brot und verlangt dem Berufsstand viel ab, aber dafür hat man doch auch viel Zeit, in aller Ruhe eine Differenzialdiagnose zu stellen. Es ist zweifellos wichtig, dass man die Physiologie, Anatomie, Pathomechanismen und Krankheitsbilder versteht, aber das alles auswendig zu lernen, ist für mich kompletter Schwachsinn. Ich muss es verstanden haben und wissen, wo ich was nachlesen kann. Es gibt auch keine definierten Lerninhalte, die man wissen muss, letztendlich kann der Amtsarzt fragen was er will, als hätte er einen angehenden Arzt vor sich, was wohl auch stellenweise passiert. Der Beruf gehört zweifellos refomiert, aber keineswegs abgeschafft, wie es einige Politiker propagieren. Es gehört ein Ausbildungsberuf daraus gemacht und es sollte nachgewiesen werden, dass man die verschiedenen Bereiche, wie bereits genannt, verstanden hat. Aber dazu muss man nicht alles auswendig wissen. Sorry, was interessiert mich, welche Aussage zu Lithium zutrifft???? Ich bin der Meinung, dass die klassische Medizin und der Beruf des Heilpraktikers näher zusammenrücken sollten, anstatt sich, wie es wohl immer noch passiert, sich zu bekriegen. Immerhin gibt es schon viele Ärzte, die Heilpraktiker als kollegial betrachten und im Übrigen gibt es schwarze Schafe überall. Wenn ich mich zurückerinnere, als mein Vater vor 2 Jahren ins Krankenhaus kam, ging er mit einem Blutdrucksenker rein und kam mit 4 wieder raus, worauf ich den behandelnden Arzt fragte, ob er das für sinnvoll hält und er mir erklären könne wie ein Diurhetikum, ein Angiotensin II Hemmer, ein Ca-Kanalblocker und ein Beta-Blocker wechselwirken, ob die sich teilweise inhibieren oder katalysieren. Daraufhin sagte er resignierend, dass dies das übliche Vorgehen sei, worauf ich ihm sagte, dass ich von ihm als Arzt, auch wenn er noch Assistenzarzt sei erwarte, dass er die Sinnhaftigkeit oder Sinnfreiheit einer Behandlung erkennen müsse. Das Gute daran war, dass er mich später anrief und sich bei mir bedankte und er sich das zu Herzen nehmen werde.
Ok, jetzt bin ich etwas abgeschweift :-). Noch ein Kuriosum, ich falle hier durch die Heilpraktikerprüfung und eine Heilpraktikerschule und Rettungssanitäter-Ausbildungszentrum fragen mich, ob ich als Dozent bei ihnen arbeiten möchte :-). Dennoch hat mich das Ergebnis frustriert.
Grüße
Michael