hier noch ein Fallbeispiel zum Thema Hypochondrie:
Eine 36-jährige Sekretärin leidet seit ihrer Schwangerschaft vor 11 Jahren unter Krankeitsängsten. Damals hatten Ärzte schwerwiegende Fehldiagnosen gestellt und prognostiziert, dass ihr Sohn mit einer schweren Behinderung zur Welt kommen wird. Ihr Sohn ist jedoch gesund geboren worden. Durch diese Erfahrung ist ihr bewusst geworden, wie schnell das Leben "aus der Bahn" geraten kann. Zunehmend beobachtet sie ihren Körper und führt häufig Selbstuntersuchungen durch. Wenn sie dabei etwas bemerkt, was ihr pathologisch erscheint, ist sie in diesem Moment überzeugt, eine tödliche Krebserkrankung zu haben. Mit diesen Überzeugungen sind massive depressive Reaktionen verbunden. Die schlimmste Vorstellung ist für sie, eines Tages nicht mehr für ihren Sohn sorgen zu können. Den Arztbesuch vermeidet sie, da dieser die befürchtete Diagnose nur noch bestätigen könnte und nimmt damit lieber eine monatelange Ungewissheit und "Todesangst" in Kauf. Nur auf intensives Einwirken ihrer Mutter und ihres Lebenspartners kann sie sich schließlich bei einem Arzt vorstellen. Bis zur letzten Sekunde hält sie es für sehr wahrscheinlich, dass dieser ihre schlimmste Befürchtung bestätigen wird.
Zitiert aus: Bleichardt, Gaby, Weck, Florian: Kognitive Verhaltenstherapie bei Hypochondrie und Krankheitsangst. Springer 2007.
und: wenn sie nun beruhigt wird, dass sie nicht krank ist,wird sie eine Weile ruhig werden, aber wenn sie wirklich an Hypochondrie erkrankt ist, wird leider die Geschichte von vorne anfangen, zumal ihr Vertrauen in die Ärzte durch die Fehldiagnose mit ihrem Sohn erschüttert ist...
Gerlinde