eigentlich war meine Idee hier eine Frage zum Thema ADHs reinzustellen, doch nachdem ich hier sehr kritische Berichte gelesen habe, werde ich mich wohl eher mit meiner Frage an das Forum wenden, wo ich auf mehr Zuspruch und Erfahrungen mit ADHS stoße.
Aber ich möchte vielleicht mal kurz mitteilen, wie das so bei Menschen ankommt, die entweder Mutter eines ADHS Kindes sind oder selbst ADHS haben.
Ich schließe mich auch an, dass man nicht vorschnell, so toll so ein Bericht auch klingt, einer Meinung anschließen sollte ohne mit Betroffen selbst gesprochen zu haben.
Ich kenne fast alle Seiten und Argumente hier im Forum und auch in meinem Umkreis, für und gegen Ritalin und ob es ADHS überhaupt gibt????
Man kann es nennen wie mal will, aber zumindest gibt es eine Störung, die dazu führt, dass sich Kinder wirklich nicht konzentrieren können. Sie müssen deswegen nicht immer laut oder wild sein, doch ihnen gelingt im Alltag einfach gar nichts, da sie immer zu früh aufgeben, ihre Aufgaben abbrechen oder oft ihre Hände nicht so unter Kontrolle haben, dass das, was sie gerade versuchen zu bauen einfach kaputt geht.
Mein Sohn ist inzwischen in der 8.Klasse. Er besuchte als Kind einen Waldkindergarten, wo er Platz zum toben hatte. Er hatte eine sehr verständnisvolle Grundschullehrerin, trotzdem wurde von der Schule Ritalin eingefordert, da mein Sohn nicht in der Lage war, einfach Anweisungen bis zum Ende zu befolgen. Damit gelang ihm immer ein Teil, aber in Summe erledigte er nie eine Aufgabe vollständig oder richtig, sodaß er irgendwie für sich einen Erfolg spüren konnte.
Ich habe mich immer gegen Ritalin gewährt, so bekam er es immer niedrig dosiert, nur für den vormittag und nie in den Ferien oder am Wochenende. Das ging gut. Ab der 6. Klasse beim Wechseln von einem G8 System in ein G9 Sytem setzten wir das Ritalin wieder ab, die Schule begrüßte es.
Für seine motorische Ungeschicklichkeit bekam er für das Schreiben einen Laptop an die Hand.
Seit letzten Schuljahr baut er aber psychisch extrem ab, er fällt in leichte depressive Episoden. Warum? Weil ihm nichts zu gelingen scheint. Jede Sportart hat er abgebrochen, außer Fußball. Er war ein toller Judo-Kämpfer, aber in seinen Augen nie gut genug, um mal "Bester" zu sein. Nicht das das wichtig ist, aber wenn ein Kind, weil es weder in der Schule noch bei einer Sportart seine Konzentration nie bis zum Ende aufrecht erhalten kann, bekommt es auch nirgends ein Erfolgserlebnis und jeder weiß, wie wichtig das für ein Kind ist.
Da kann man selbst als Familie wenig tun, denn die Kinder vergleichen sich untereinander und irgendwann klingen auch die Worte einer Mutter nach leerer Luft " Du machst das toll".
Zuhause kann man vieles kompensieren. Wenn ich ihm eine Tasse Milch zum Frühstück hinstelle, dann mache ich sie eben nur halbvoll, damit beim zum Tisch tragen nichts daneben geht, was auch immer wieder zu Frust führte. Anstatt Lego, war unser bzw. sein Augenmerk auf Playmobil gerichtet, weil er selbst spürte, wie anstrengend es für ihn ist eine Anleitung zu befolgen.
Solche Kinder leiden unter ihrer Störung und ihnen geht es nicht gut. Sie brauchen Hilfe und ihnen helfen keine Sprüche wie "ADHS gibt es nicht".
Depressionen sind in unserer Gesellschaft weit verbreitet, wie würde es sich für einen Menschen mit Depressionen anfühlen, wenn man ihm sagen würde "Depressionen gibt es nicht, Du redest Dir das nur ein"?
Auch hier ist unklar, ob es eine genetische Disposition gibt. Überall spielen die Umweltfaktoren eine Rolle, das soziale Umfeld und trotzdem kann man sich bemühen wie man will, manchmal ist man machtlos.
Fakt ist, dass gewissen Neurotransmitter nicht mehr richtig ihre Funktion wahrnehmen und deswegen es auch zu Störungen kommen kann.
Bei ADHS setzt man einen Dopaminmangel voraus und deswegen die Gabe von Methylphenidat.
Und wie bei Depressionen gibt es eben auch ein Punkt, wo man überlegen muss auch hier zu einem Psychopharmaka zu greifen.
Wir stehen gerade wieder vor der Entscheidung und bekamen vom sozialpädiatrischem Zentrum in einer Kinderklinik ganz klar die Ansage: Ohne Ritalin rutscht ihr Sohn in eine mittelschwere Depression, dann sind wir bei den Antidepressiva angekommen.............. mein Sohn ist 13.
Bitte sich erst eine Meinung bilden, wenn man mit betroffenen Gesprochen hat. Es gibt ein tolles Forum www.adhs-anderswelt.de, da kann man sich Geschichten von Menschen durchlesen, die sehr froh wären, wenn es ADHS nicht gäbe......
Viele Grüße,
Petra