fast alle chronisch kranken Patienten sind irgendwie ähnlich - trotzdem empfinde auch ich Unterschiede - bei Patienten mit unterschiedlichen Erkrankungen in quasi gleichen Situationen, die mich auch irgendwie vermuten lassen, dass bestimmte Persönlichkeitsmerkmale irgendwie eine bestimmte Häufung von Krankheiten auf sich versammeln.
Krassestes Beispiel im Intensivbereich sind zwei sehr seltene Erkrankungen die beide bis zur Atemlähmung gehen können und die dann beatmungspflichtig werden:
1. Guillian-Barree-Syndrom: eine aufsteigende Lähmung die sich in der Regel ganz oder weitgehend wieder zurückbildet. Die beatmeten Patienten werden in der Regel als anstrengend und fordernd vom Intensivpersonal empfunden.
2. Myasthenie-Patienten: eine Erkrankung mit einem Mangel an Transmitterabbauenden Substanzen, die eine Art "ermüdungslähmung" haben - diese kann in der Krise auch die Atemmuskulatur betreffen. Die Symptome bilden sich auch hier in der Regel weitgehend zurück unter entsprechender Therapie. Die beatmeten Patienten sind in der Regel freundlich zugewandt und gut zu haben und zu führen - sie werden in der Regel nicht als fordernd erlebt sondern gelobt dafür wie toll sie das machen.
Die Situation in der sich beide Patientengruppen während der Beatmung mit wenig Sezierung befinden sieht ziemlich gleich aus - trotzdem verhalten sich diese Patienten sehr unterschiedlich und sind in ihrer "Art" ihrer Persönlichkeit deutlich unterschiedlich.
Was man hierbei aber niemals vergessen sollte ist der eigene Wahrnehmungsfehler. Wenn man bestimmtes Verhalten von einer Gruppe von Menschen mit einem bestimmten Krankheitsbild erwartet wird man jeden der die Erwartungen erfüllt als Bestätigung der eigenen Meinung hinzuzählen. Die Ausreißer hingegen werden in die Sammlung: "so sind xxx-Patienten" nicht aufgenommen, weil sie der schon gebildeten Meinung entgegenlaufen. Sie werden wesentlich weniger intensiv wahrgenommen. Ich fürchte also es könnte bei einer entsprechenden Studie herauskommen, dass diese Wahrnehmung komplett der falschen Erwartungshaltung geschuldet ist und die vermeintlich "typischen Wesenszüge" genauso einer großen oder kleinen Abweichung wie in der Normalbevölkerung unterliegen.
Zum Thema oben: Was tun, was raten?
Hier denke ich, dass systemsche Ansätze durchaus eine Lösung herbeiführen können. Denn auch das Umfeld gehört zum System und "hat irgendetwas davon" zu springen für den Kranken.