08.12.2020, 12:02
Im Ewigen verwurzelt
Was ich bin, wäre ich nicht, ohne meine Eltern, Geschwister, Freundinnen und Freunde, Lehrerinnen und Lehrer, Wegbegeiterinnen und Weggefährten. Aufatmende Dankbarkeit ereignet sich, wenn ich einmal aufschreibe, welchem Menschen ich was verdanke. Ich gönne mir diese Standortbstimmung an einem ruhigen Ort. Ich schließe die Augen und begebe mich auf eine innere Reise, die mich zu den Menschen führt, denen ich viel verdanke. Es überrascht mich nicht, wenn ich nicht nur Dankbarkeit spüre, sondern auch wahrnehme, was ich mir anders gewünscht hätte in diesen Beziehungen, was mir nicht gut getan hat. Im französischen heißt eine Ausdrucksform von Dankbarkeit "être reconnaissant". Das bedeutet, anerkennen zu können, was mir geschenkt wurde, was mich stärkt und nährt im Leben und zugleich auch erkennen und benennen zu dürfen, was lebensbehindernd ist. Echte Dankbarkeit beinhaltet Lob und Kritik. Als Beispiel ein Brief der Mystikerin Dorothee Sölle (1929-2003) an ihre erwachsenen Kinder. So befreiend wird hier ausgedrückt:
Vergesst das Beste nicht. Ich meine damit, dass ihr GOTT manchmal lobt, nicht immer, das tun nur Schwätzer und Höflinge GOTTES - aber eben doch manchmal, wenn ihr sehr glücklich seid, sodass das Glück ganz von selbst in die Dankbarkeit fliesst und ihr ^Halleluja^ oder das große OM der indischen Religion singt. Eins von euch, so schreibt sie, ich glaube es war Caroline, hat mal beim Besuch einer scheusslichen Kirche, in die wir euch immer auf Reisen schleppten, trocken gesagt: <ist kein GOTT drin>. Genau das soll in eurem Leben nicht so sein, es soll <GOTT drin sein>, am Meer und in den Wolken, in der Kerze, in der Musik und natürlich in der Liebe!
Die Haltung der Dankbarkeit für mein Leben bestärkt mich, mich mit meiner Geschichte zu versöhnen.
Ich habe keine andere und es ist mir aufgetragen, das Helle und Dunkle, das Schwere und das Leichte benennen zu können, weil beides zu jedem Wachstum und Reifen gehört.
Die Verwurzelung und das Erleben <wenn GOTT drin ist>, befreit zum aufrechten Gang, weil ich erwartet und berührt werde vom EWIGEN - längst bevor ich es suche.
(Pierre Stutz)
Hier noch ein kleines privates VIDEO. Es ist weitverbreitet, dass die Zeit des ADVENTS nicht nur eine Zeit des WARTENS, Erwartens sondern auch
zu einer Zeit des vermehrten Konsums geworden ist.
Irene