Zunächst einmal Danke für das "Rätsel"!
Ich mache heute zum ersten Mal mit und bin mir mit dem eigentlichen Vorgehen noch nicht so ganz sicher: also ist ein Lächeln erlaubt ...
Es handelt sich ja offensichtlich um ein Venenleiden, aber um ganz sicher zu sein, würde ich die Frau bitten, die Beschwerden genauer zu charakterisieren:
- erleichtert es die Beschwerden, wenn die Beine hoch gelegt und/oder gekühlt werden? (ich denke mal ja)
Nachdem die Frau einer jahr(zehnte)langen stehenden Arbeit als Lehrerin nachgegangen ist, hat sich ein wahrscheinlich ein Krampfaderleiden entwickelt, welches sich im Laufe der Zeit verschlimmert hat. Wären nur die oberflächlichen Hautvenen (welche als Varizen bei ihr sichtbar sind) betroffen, würde sich keine Schwellung einstellen. Also müssen bereits tiefere Venen betroffen sein. Um zu überprüfen, welcher Schweregrad vorliegt, würde ich folgende Fragen stellen:
- hat sie nächtliche Wadenkrämpfe?
- besteht neben dem Schweregefühl auch ein Spannungsgefühl und sind diese Gefühle permanent oder nur nach längerem Stehen?
- Fühlt sie sich kränklich (evtl. Fieber?)
- Schmerzt die Fußsohle bzw. die Wade des betroffenen Beins?
- Ist nur ein Bein betroffen bzw. bestehen an einem Bein stärkere Beschwerden als beim anderen?
- Besteht die Schwellung am Unterschenkel auch tagsüber?
- sind die Beschwerden in den letzten paar Tagen plötzlich schlimmer geworden?
- Besteht die Zyanose erst seit Kurzem?
Wenn die 4 letzten Fragen mit ja beantwortet werden, besteht die Möglichkeit, dass sich im schlimmsten Fall nach jahrelangem Rückstau in den Venen verbunden mit der geringen Bewegung der Frau die Blutstase zu einer Phlebothrombose geführt hat. Die zyanotische Verfärbung, die Schwellung und die Überwärmung könnten weiterhin darauf hinweisen.
Nachdem das Anfangsstadium einer Phlebothrombose häufig auch symptomarm ablaufen kann, würde ich weiterhin das Payr- und das Homanszeichen überprüfen (die anderen sind mir zu riskant).
Falls sich hier Verdachtsmomente ergeben, würde ich die Frau bitten, liegen zu bleiben und einen Liegendtransport ins KH zur weiteren Abklärung der Verdachtsdiagnose Phlebothrombose veranlassen.
Bestehen allerdings die Beschwerden in der Form wie sie in die Praxis gekommen ist bereits seit Wochen/Monaten und geht die Schwellung über Nacht zurück, so würde ich die Verdachtsdiagnose CVI weiter überprüfen (z.B. Hautveränderungen?).
"Das Gleiche lässt uns in Ruhe, aber der Widerspruch ist es, der uns produktiv macht"
(Johann Wolfgang von Goethe)