Wenn Teer, Schnaps und Sauna nicht mehr helfen, kann man alle Hoffnung fahren lassen
Ich mag diese Zeit, wenn es im Oktober kälter wird und wir dann spätestens Anfang November unsere Sauna in Betrieb nehmen und regelmäßig zweimal die Woche dort einen langen Abend zelebrieren mit viel Ruhe und ohne jede Hast.
Kennengelernt habe ich diese wunderbare Einrichtung „Sauna“ vor vielen Jahren in Russland – ganz oben im Norden – in Archangelsk am Weissen Meer an der Mündung der Dwina.
Wir hatten von der dort ansässigen russischen Fischerei-Genossenschaft den Auftrag fünf Fischdampfer zu modernisieren und als wir das erste Schiff fertiggestellt hatten, sollte dieses mit einem großen Fest im Heimathafen würdig gefeiert werden.
Das Schiff fuhr von Cuxhaven an der norwegischen Küste und am äußeren Rand des nördlichen Polarkreises entlang und erreichte seinen Heimathafen zu Weihnachten, kurz bevor dort alles zufror. Mein Mann und ich flogen mit unserer Dolmetscherin und einem Reporter am zweiten Weihnachtstag über Moskau nach Archangelsk. Damals -1990- wusste ich nicht viel über Russland und die Verhältnisse die uns dort erwarten würden. Wir hatten zwar die Inspektoren der Reederei während der zweimonatigen Umbauzeit in Cuxhaven näher kennen- und schätzen gelernt, aber für mich war es trotzdem ein Abenteuer. Es wurden wunderbare Tage, bei netten liebenswerten Menschen und wir erinnern uns immer wieder gerne an diesen Jahreswechsel.
Die Feierlichkeiten rund um das modernisierte Schiff wurden abgehalten, in der Stadt standen die beeindruckenden Eisskulpturen, wir trafen den russischen Weihnachtsmann Väterchen Frost, wir brachten Medikamente in russische Waisenhäuser, es gab Einladungen in jedes Haus und zu jedem der Männer, die zwei Monate bei uns in Cuxhaven gewesen waren und wir wurden überall herumgereicht. Dann kam der Tag, an dem uns gesagt wurde, heute Abend möchte der Direktor von der Fischerei-Genossenschaft euch in die Banja einladen.
Wir wohnten im Gästehaus der Regierung – das hört sich bombastisch an, aber es war ein eher bescheidenes Gebäude mit sehr einfachen Zimmern. So, wir wurden ins Treppenhaus geführt und es ging in den Keller, dort sollte die Sauna sein.
Der Keller bestand aus einem langen Flur, von dem viele Türen abgingen. Ich bin eine neugierige Person und schnacke zu gerne Leute an und frage „wieso-weshalb-warum“ und so bin ich in eine der offenstehenden Türen gegangen und sah folgendes Bild = ein Raum mit unendlich vielen Monitoren und auf jedem Monitor war eines der „Hotelzimmer“ zu sehen – über eine Kamera, die scheinbar in der Zimmerdecke saß !!! Ich habe wohl mit offenem Mund und großen Augen in der Tür gestanden, als ich unser Zimmer erkannte, das da unten im Keller „bewacht“ wurde und es gab ein Riesen-Hallo von Seiten der Russen, die kannten mich ja gut, hatten mich ja die letzten Tage beobachtet und die sahen das irgendwie als ganz normal an – im Gästehaus der Regierung. -...andere Länder, andere Sitten eben ..
So, dann kamen wir endlich zur Banja/Sauna. Es war eine klassische finnische Sauna mit hohen Temperaturen, die durch Aufgüsse noch angeheizt wurden und ein besonderer Genuss war der Gebrauch von Birkenzweigbüscheln, um das Schwitzen anzuregen. Stellt euch vor, ihr sitzt in der 90° heißen Sauna, der Schweiß rinnt von der Stirn und dann wird ein Büschel Birkenzweige in Wasser getaucht, dann direkt im Dampf über dem Ofen geschüttelt und schließlich schlägt man euch damit. Beim ersten Mal denkt man, die Haut wird einem in Streifen abgerissen, aber ganz schnell empfindet man den Duft der frischen Birkenblätter zusammen mit dem genussvollen Schmerz als Nonplusultra !
Dann folgte die nächste Mutprobe. Ich sollte mich auf den Bauch legen, es wurde ein Betttuch über mir ausgebreitet, das hielt ich vorne mit den Händen fest und hinten nahm einer der Mit-Saunierer das Tuch, schlug es hoch, sammelte die ganze Hitze ein und knallte diese heiße Luft mit einem Schlag auf meinen Rücken !! ... puh, mir blieb die Luft weg – aber es tat soooo gut.
Nach der Sauna sind wir nicht in ein Loch im Eis gesprungen – aber es stand ein großes Saunafaß mit eiskaltem Wasser für uns bereit und da mussten wir rein.
Zwischen den Saunagängen darf man das Trinken nicht vergessen, denn das heiße Saunabad fordert eine Menge Flüssigkeit von unserem Körper. Und da trat nun der Direktor der Genossenschaft in Aktion. Er war ein großer schwerer Mann, so wie man sich einen sowjetischen Direktor klassischerweise vorstellt. Er war nicht mit in die Sauna gegangen, er hatte im Ruheraum alles perfekt für uns hergerichtet, es gab Brot, Schinken, Fruchtkonfitüre und Samowar-Tee. Das war der leckerste Tee, den ich je getrunken habe. Schwarzer Tee, superstark aber überhaupt nicht bitter – heiß und süß – einfach nur lecker und serviert in Gläsern mit silbernen Glashaltern. Man saß zwischen den Sauna-Gängen zusammen, trank Tee – vielleicht einen klitzekleinen Wodka, wer mochte aß ein wenig, es wurde gesungen – Russen singen gerne und gut. Es wurden Gedichte aufgesagt, Russen können so etwas ohne sich darauf vorbereiten zu müssen, es gehört zum guten Ton und ist selbstverständlich dort.
Es war jedenfalls ein wunderbarer Abend, an den wir heute noch oft und gerne denken
Als die Sauna vorbei war, sind wir wieder den Flur im Keller entlang gegangen, unsere „Freunde“ vor den Monitoren haben gewunken, uns wohl gute Nacht gewünscht –
wir sind nach oben in unser Zimmer, haben das Licht ausgemacht und uns im dunkeln ausgezogen und sind gutgelaunt und entspannt eingeschlafen.
Wir gehen seither regelmäßig in die Sauna, sind nie erkältet und ich bin der festen Überzeugung, daß regelmäßige Saunabesuche, Bewegung und gute Ernährung dafür sorgen, dass der Säure-Basen-Haushalt sich im Gleichgewicht befindet, die Immunabwehr funktioniert und wir eine gesunde Grundregulation haben und alle Zellen reibungslos versorgt werden (hier muß ich einen kleinen Werbe-Block einlegen für eines meiner Lieblingsbücher = Alfred Pischinger – das System der Grundregulation).
Es gibt viele verschiedene Arten der Sauna, mir gefällt die klassisch-finnische Sauna mit heißer trockner Luft am Besten.
Die Biosauna ist bestimmt kreislaufschonender mit nur 40° Temperatur und 45 % Luftfeuchtigkeit. Auch die Infrarot-Wärmekabinen haben viele Vorteile; angefangen beim Platzbedarf und die Tiefenwärme ist sicherlich gut für die Durchblutung und den Stoffwechsel.
Das römische Dampfbad mit nur 40° Temperatur aber 100 % Luft-feuchtigkeit und mit entspannenden Massagen hat was,
auch der türkische Hamam hat diese extrem hohe Luftfeuchtigkeit und ist interessant und natürlich gibt es noch die indianische Schwitzhütte, die mir dann aber doch zu heavy war.
Ich möchte den Lobgesang auf die Sauna beenden mit dem Lakota Weg, den ich in der Schwitzhütte kennenlernte und der beschreibt, wie sich alles was man im Leben gelernt hat zu einem Kreis schließt und sich ergänzt =
Danken für alles, was mir widerfahren ist, was ich erlebt und gelernt habe.
Bitten für mich und andere um Energie, Ideen, Einsicht
Geben was ich verschenken möchte - Liebe, Wissen, Energie
Vision in Stille für Eingebungen und Erkenntnisse offen sein.
Ich wünsche Euch und Euren Familien gemütliche Adventsabende bei Kerzenschein und Plätzchen
Bleibt ruhig und gelassen im Trubel der Vorweihnachtszeit
Eure Mitschülerin Silvana