21.12.2020, 00:44
Ich hatte für heute etwas gänzlich anderes geplant. Dann fand ich "mein" Thema hier im Forum und auch in Kalendern der letzten Jahre.
Nun, dann gibt es heute wieder eine Kamingeschichte.
Das ist vielleicht auch gut, um den Perspektivwechsel und die subjektive Wahrnehmung weiterhin "gut im Blick zu haben" (#Michael!)...
Zunächst die "nackte" Variante, um das Datenvolumen einzuhalten; und im Anhang findet Ihr die "schöne" Variante mit den Bildern.
Viel Spaß!
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Ökologisch soll das Weihnachtsessen sein. Regional und in alle Richtungen ethisch verträglich. Da sind mein Mann und ich uns einig. Weihnachten ist das Fest der Liebe und natürlich muss man da allen Lebewesen gerecht werden.
So erklären wir es auch unserer Tochter Laura.
„Wir essen also als Weihnachtsbraten nur eine Gans aus ökologischer Aufzucht.“
Das findet sie dann auch gut. Aber als es darum geht, dass die Gans bald abgeholt werden soll, stellt sie die obligatorische Frage: „Mama, wenn eine Gans ökologisch aufgezogen wird, möchte sie dann sterben?“
Mein Mann und ich schauen uns vorsichtig an. Jetzt bloß nichts Falsches sagen!
„Nun, sie wurde artgerecht gehalten und hatte ein schönes Leben“, versucht mein Mann sich herauszureden, aber da hat er die Rechnung ohne unsere Tochter gemacht.
„Aber wenn man ein schönes Leben hat, will man doch erst recht nicht sterben.“
Was antwortet man auf ein solches Argument? Wir drucksen herum. „Wir müssen doch alle etwas essen“, versucht mein Mann es weiter.
„Aber doch keine Gans!“
Schweren Herzens rufen wir auf dem Biohof an und bestellen den Vogel ab. Leider können sie ihn nicht zurücknehmen und so fahren wir dorthin und nehmen Emma, wie unsere Tochter die Gans nennt, lebendig mit. Zum Glück haben wir einen großen Garten mit Teich und nachdem mein Mann auch einen Stall gebaut hat, scheint sich Emma bei uns ganz wohlzufühlen. Nur haben wir das Problem des Weihnachtsbratens noch immer nicht geklärt.
„Kaninchen“, ist die nächste Idee, die aber natürlich genauso scheitert wie die Sache mit Emma. Auch jetzt können wir nicht plausibel erklären, dass Hasi gerne gegessen werden möchte. Es hat zur Folge, dass mein Mann einen Kaninchenstall samt Auslauf bauen muss.
„Hasi ist zum Glück gerettet“, sagt Laura. „Wir sind echt gute Weihnachtsmenschen.“
„Was essen wir aber jetzt?“ Ich zermartere mir den Kopf. Immerhin werden wir mit meinen Eltern und Schwiegereltern das Haus voll haben und alle erwarten ein opulentes Mahl! Ich wage es nicht, Lammbraten, Schweinelendchen oder ein Rindersteak vorzuschlagen, der Garten wird zu klein, wenn wir allen Tieren Asyl geben müssen.
„Karpfen“, schlägt mein Gatte vor. „Karpfen ist typisch und der ist längst nicht so niedlich wie die anderen Tiere. Das kriegen wir vor Laura durch.“
Klammheimlich kaufen wir zwei große Prachtexemplare und deponieren sie bis zu ihrem Tod in der Badewanne.
„Warum sind die da?“, fragt Laura.
„Das Weihnachtsessen?“, werfe ich vorsichtig ein.
Neunjährige Mädchen haben aber auch ein Herz für glitschige Fische und so schwimmen in unserem Teich jetzt auch noch zwei Karpfen. Laura ist zufrieden und wir ratlos. Schlussendlich entscheiden wir uns für Grünkernfrikadellen mit einer Champignon-Rahmsoße. Dafür brauchen wir weder Stall noch Teich. Und wir sind weiter gute Weihnachtsmenschen. Das hat ja auch was! Wie wir das Opa klarmachen wollen, weiß ich beim besten Willen nicht!
Aber drei Tage haben wir ja noch...
Nun, dann gibt es heute wieder eine Kamingeschichte.
Das ist vielleicht auch gut, um den Perspektivwechsel und die subjektive Wahrnehmung weiterhin "gut im Blick zu haben" (#Michael!)...Zunächst die "nackte" Variante, um das Datenvolumen einzuhalten; und im Anhang findet Ihr die "schöne" Variante mit den Bildern.
Viel Spaß!
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Gute Weihnachtsmenschen
So erklären wir es auch unserer Tochter Laura.
„Wir essen also als Weihnachtsbraten nur eine Gans aus ökologischer Aufzucht.“
Das findet sie dann auch gut. Aber als es darum geht, dass die Gans bald abgeholt werden soll, stellt sie die obligatorische Frage: „Mama, wenn eine Gans ökologisch aufgezogen wird, möchte sie dann sterben?“
Mein Mann und ich schauen uns vorsichtig an. Jetzt bloß nichts Falsches sagen!
„Nun, sie wurde artgerecht gehalten und hatte ein schönes Leben“, versucht mein Mann sich herauszureden, aber da hat er die Rechnung ohne unsere Tochter gemacht.
„Aber wenn man ein schönes Leben hat, will man doch erst recht nicht sterben.“
Was antwortet man auf ein solches Argument? Wir drucksen herum. „Wir müssen doch alle etwas essen“, versucht mein Mann es weiter.
„Aber doch keine Gans!“
Schweren Herzens rufen wir auf dem Biohof an und bestellen den Vogel ab. Leider können sie ihn nicht zurücknehmen und so fahren wir dorthin und nehmen Emma, wie unsere Tochter die Gans nennt, lebendig mit. Zum Glück haben wir einen großen Garten mit Teich und nachdem mein Mann auch einen Stall gebaut hat, scheint sich Emma bei uns ganz wohlzufühlen. Nur haben wir das Problem des Weihnachtsbratens noch immer nicht geklärt.
„Kaninchen“, ist die nächste Idee, die aber natürlich genauso scheitert wie die Sache mit Emma. Auch jetzt können wir nicht plausibel erklären, dass Hasi gerne gegessen werden möchte. Es hat zur Folge, dass mein Mann einen Kaninchenstall samt Auslauf bauen muss.
„Hasi ist zum Glück gerettet“, sagt Laura. „Wir sind echt gute Weihnachtsmenschen.“
„Was essen wir aber jetzt?“ Ich zermartere mir den Kopf. Immerhin werden wir mit meinen Eltern und Schwiegereltern das Haus voll haben und alle erwarten ein opulentes Mahl! Ich wage es nicht, Lammbraten, Schweinelendchen oder ein Rindersteak vorzuschlagen, der Garten wird zu klein, wenn wir allen Tieren Asyl geben müssen.
„Karpfen“, schlägt mein Gatte vor. „Karpfen ist typisch und der ist längst nicht so niedlich wie die anderen Tiere. Das kriegen wir vor Laura durch.“
Klammheimlich kaufen wir zwei große Prachtexemplare und deponieren sie bis zu ihrem Tod in der Badewanne.
„Warum sind die da?“, fragt Laura.
„Das Weihnachtsessen?“, werfe ich vorsichtig ein.
Neunjährige Mädchen haben aber auch ein Herz für glitschige Fische und so schwimmen in unserem Teich jetzt auch noch zwei Karpfen. Laura ist zufrieden und wir ratlos. Schlussendlich entscheiden wir uns für Grünkernfrikadellen mit einer Champignon-Rahmsoße. Dafür brauchen wir weder Stall noch Teich. Und wir sind weiter gute Weihnachtsmenschen. Das hat ja auch was! Wie wir das Opa klarmachen wollen, weiß ich beim besten Willen nicht!
Aber drei Tage haben wir ja noch...
Herzliche Grüße, geruhsame Fest- und Feiertage und einen guten Rutsch ins Neue Jahr...
Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu lassen und gleichzeitig zu hoffen, dass sich etwas ändert. (A. Einstein)
