20. Dezember – das 20. Türchen wird geöffnet – heute am 4. Advent...
Krippenspiel mit Hindernissen
Am vierten Advent findet in unserer Gemeinde das alljährliche Krippenspiel statt. In diesem Jahr wollen wir auch unseren Kleinsten, Jasper, mitnehmen. Er ist schon sehr aufgeregt, denn es ist mit seinen vier Jahren sein erster Gottesdienstbesuch. Ich kläre ihn zuvor natürlich über alles auf, was ihn erwartet. Und so betreten wir die weihnachtlich geschmückte Kirche.
Gespannt sitzen wir auf der Kirchenbank, als die Orgel zu spielen beginnt und der Pastor in seinem schwarzen Talar würdevoll den Gang entlangschreitet.
Ich merke, wie Jasper ganz aufgeregt wird. „Das ist ja Batman!“, quäkt er mit schriller Stimme. „Mama, du hast gar nicht gesagt, dass der auch kommt!“
Noch lächle ich, auch wenn mir die Blicke der anderen Kirchenbesucher peinlich sind. Flüsternd erkläre ich ihm, dass es sich um den Pastor handelt, der uns gleich eine Geschichte erzählen wird und mit uns singt. Genauso wie in der Kita.
„Aber warum verkleidet der sich?“, fragt Jasper, nimmt das Ganze dann aber zum Glück erstmal so hin. Er sieht sich interessiert um, bis er aufspringt und auf das überlebensgroße Kreuz zeigt, das über dem Altar angebracht ist. Er hüpft aufgeregt auf und ab. „Du, Mama, tut das dem Mann da gar nicht weh? Wenn der Nägel in den Händen hat?“
Wieder ziehe ich Jasper zurück. „Das erkläre ich dir später.“
Zum Glück beginnt nun das Krippenspiel, was unseren Jüngsten eine Weile in den Bann zieht. Danach hat er Hunger, ein Bonbon kann ihn ruhigstellen. Kurz vor Schluss zappelt er dann wieder herum, seine Geduld ist nun endgültig am Ende.
Beim Rausgehen stampft Jasper wütend auf. „War doof hier. Keiner hat dem Mann an dem Kreuz geholfen, obwohl Batman da war. Und geflogen ist der auch nicht.“
Ich kann Jasper nur schwer beruhigen.
Als wir am Ausgang unsere Kollekte einwerfen, ist er aber wieder zufrieden und steckt seine Geldstücke folgsam in den Schlitz. „Das ist für den armen Mann am Kreuz, oder? Der ist ja sogar nackig und braucht nicht nur einen Arzt, sondern auch was zum Anziehen.“
Ich streichle Jasper über den Kopf.
Als wir vor die Kirche treten, sitzt draußen ein Obdachloser vor dem Eingang. Ich nestle einen 10-Euro-Schein aus dem Portemonnaie und lege ihn in seine schmutzige Mütze. Für den Jesus am Kreuz kann ich schließlich nichts mehr tun, wohl aber für den armen Mann.
Jasper ist sehr zufrieden mit mir.
„Du bist zwar nicht Batman wie der Mann da in der Kirche, aber Du hilfst wenigstens!“ Jaspers Augen strahlen heller, als es alle Weihnachtskerzen vermögen. Er kramt ein 50-Cent-Stück aus seiner Hosentasche. Davon wollte er sich eine Schlickertüte kaufen. Auch das drückt er dem Mann in die Hand und sagt altklug: „Jetzt ist Weihnachten! Ein frohes Fest wünsche ich Ihnen.“
Ich hänge meine vorbereitete Version auch an. Durch die Bilder war sie für dieses Nachrichtenfeld leider zu groß. Quelle: Edelmann, Gitta; Kölpin, Regine (2020) 24 Wintergeschichten am Kamin 20. Dezember Coppenrath, Münster
Ich wünsche allen einen friedlichen 4. Advent mit ganz viel Zeit für das Wesentliche, glücklich Machende, Entspannende...
Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu lassen und gleichzeitig zu hoffen, dass sich etwas ändert. (A. Einstein) 
und allen einen schönen 4. Advent 
Herrliche Geschichte - danke Dir!
