ich bin ganz neu und gerade über dieses Thema gestolpert ... eigentlich war es ja schon vom Januar und im April im Grunde "fertig" ... auch gab es offenbar die Diskussion schon einmal in 2014:
https://www.fernlehrgang-heilpraktiker.c...age-2.html
Ich habe alles überflogen, nicht jedes Wort gelesen, (noch) nicht jeden Link verfolgt - im Grunde ist alles Wichtige gesagt, es braucht nicht noch meinen Beitrag und ich will das Thema auch nicht neu "hochkochen". Aber es ist wirklich ein sehr schlimmes, schwieriges - und mir sehr wichtiges - Thema, das mich seit 1988 intensiv beschäftigt hat.
Mein eigener Bezug:
Mein Lieblingscousin wurde 1988 nach einem Autounfall durch die Eltern zur Organspende freigegeben - diese wurden in der Nacht im Schock überrumpelt und überredet und hatten keine Gelegenheit, sich überhaupt zunächst mit dem Thema zu beschäftigen. Er war damals 24, ich 22 Jahre alt. Das ist nun wieder bald 32 Jahre her - sein Grab ist längst von dieser Erde verschwunden - das Thema aktuell wie nie. Er hatte nie selbst eine Entscheidung für oder gegen eine Organspende getroffen und trug keinen Ausweis bei sich.
Meine eigene Entscheidung für mich persönlich:
Ich trage einen Ausweis bei mir, in dem ausdrücklich vermerkt ist, dass ich NICHT spende, also KEIN Organspender bin. Um allen Zweifeln vorzubeugen.
In meiner Patientenverfügung ist vermerkt, dass ich im Fall des Falles, sollte ich nicht mehr für mich selbst sprechen können, NATÜRLICH auch kein Organ EMPFANGEN möchte.
(Auch in diesem Thread klingt es einmal an - dass überhaupt darüber geredet werden muss, finde ich merkwürdig - ich kenne niemanden, der nicht spendet, der aber empfangen möchte ...).
Ein Link (ich glaube, er wurde noch nicht genannt):
https://initiative-kao.de/
=====================================
Einige Bücher, die ich gelesen habe - über die Jahre, damals gab es noch gar nicht so viel - inzwischen gibt es sicher sehr viele mehr:
Renate Greinert / Gisela Wuttke (Hg)
ORGANSPENDE
Kritische Ansichten zur Transplantationsmedizin
(1991)
=====================================
Bavastro, Betz, Paolini, Streit
ORGANTRANSPLANTATION
Fakten und Fragen -
Gesichtspunkte aus der Anthroposophie
(1995)
=====================================
Hrsg. Ilse Gutjahr / Dr. phil. Mathias Jung
STERBEN AUF BESTELLUNG
Fakten zur Organentnahme
(1997)
=====================================
Gabriele Meyer
"DER ANDERE TOD"
Die Kontroverse um den Hirntod
(1998)
=====================================
Renate Greinert
Konfliktfall Organspende
UNVERSEHRT STERBEN!
Der Kampf einer Mutter
(2008)
=====================================
Sehr schlimm finde ich die einseitige Information der Bevölkerung - nicht jeder informiert sich selbst so intensiv. Jeder sollte frei für sich selbst entscheiden können, aber dann bitte in voller Kenntnis der Konsequenzen - für beide Seiten, Spender wie Empfänger.
Ich habe öfter erlebt, dass Menschen, die "über den Tod hinaus helfen" wollen, "Gutes tun", "nützlich sein" ... NICHT wissen, dass ihre Organe - wenn sie zuhause oder wo auch immer da liegen würden, gestorben, mit allen Zeichen des Todes - nicht mehr verwendbar sein würden.
Das ist schon sehr schlimm, denn genau so stellen es sich (immer noch) viele Spender vor ... . Dann wäre es tatsächlich ein Stück einfacher ... ist es aber nicht.
=====================================
Ebenso schlimm ist die Suggestion von "Schuld" in dem gerne immer wieder verbreiteten Satz:
"XY Menschen sterben, weil sie nicht rechtzeitig ein Spenderorgan bekommen".
NEIN. So ist es eben NICHT.
Diese Menschen sterben, weil ihr eigenes Organ versagt!
Es ist hier auch der Satz gefallen:
"Die Gesellschaft ist nicht für meine Krankheit verantwortlich".
Das ist die Wahrheit. Auch wenn ich selbst nichts aktiv zu der Krankheit beigetragen habe, nichts dafür kann, insofern _auch nicht_ verantwortlich bin ... ist es immer noch nicht die Gesellschaft, entsteht daraus nicht automatisch ein ANSPRUCH auf Körperteile anderer Menschen. Das gilt für mich selbst natürlich genau so. Es gibt hier keine eindeutige "Schuldfrage".
Es ist nicht richtig, dass die Spender (auch die unfreiwilligen), ihre Angehörigen und Familien in der öffentlichen Darstellung immer wieder GAR NICHT GESEHEN und erwähnt werden.
Auch ich möchte mit meiner (gründlich erlangten) Überzeugung niemanden verletzen. Auch für mich ist das ein schweres Thema und ich musste zuerst mich wieder sammeln und einen Tag überlegen, ob ich etwas schreibe, als ich es hier entdeckt habe ... zumal es ja eigentlich "abgehakt" war. Ich wurde in früheren Diskussionen auch schon angegriffen - aber es haben sich auch tatsächlich schon Menschen bei mir entschuldigt, nachdem sie auf "die andere Seite" aufmerksam gemacht wurden, von der so wenig gesprochen wird und über die sie tatsächlich noch nicht wirklich nachgedacht hatten.