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Was ist eigentlich mit uns los?
#1
Hallo zusammen,

vielleicht geht euch das auch so, dass euch das aufgefallen ist. Deswegen frage ich mal in die Runde: Was ist eigentlich mit uns los?

Ich höre überall nur, dass die Menschen mit dem Leben nicht mehr zurecht kommen, dass es ihnen zu viel ist, sie aber nicht sagen können, was oder warum. Sie haben Angst ohne Grund, drehen schnell auf und durch. Die Leute haben Burn-out und Depressionen. Unglaublich viele junge Menschen werden berentet.

Ich überlege mir, was da los ist. War das immer schon so und man hat es nur für sich behalten? Ist es tatsächlich mehr geworden? Und woran liegt das?

Immerhin kann ich mir nicht vorstellen, dass es zu anderen Zeiten weniger Stress gab. Wir haben doch so gesehen eher weniger Stress. Wenn, dann machen wir ihn uns doch selber. Ich meine, es will uns niemand fressen, wir werden nicht verfolgt und sonst geht es uns auch gut. Aber jeder rennt aufgescheucht von A nach B.

Mich würde mal interessieren, wie ihr das seht.

Ich war letzt mal beim Arzt und statt zu untersuchen, hat er erst mal nur von psychischen Problemen gesprochen. Dabei dachte ich, ich kläre erst mal das Körperliche ab, dann das Seelische. Zumindest kannte ich das so von früher. Da wurde man untersucht und dann, nach Ausschluss alles anderen, sprach man davon, dass es seelisch sein kann. Jetzt ist es erst mal seelisch und wenn man dann doch zufällig etwas entdeckt, ist es das doch nicht?

Wie erlebt ihr das so?

LG
Vonny
Patin von kerstinwi, Conny 2013, Jessy, sylviawu, Inga78, petrazen und dunjare
verheiratet mit markusge
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#2
Hallo Yvonne,

ich bin der Meinung, dass wir heute sicherlich weniger Stress im "physischen" ausgesetzt sind. Ja, wir werden nicht mehr gefressen.

Aber auch "Ja", wir werden sehr wohl verfolgt - nicht mehr von wilden Tieren oder etwa politisch (zumindest nicht bei uns). Aber von den Medien, vom Leistungsdruck (man nehme nur mal den Druck, bis zum Erreichen des Rentenalters leistungsfähig und damit geldverdienend zu bleiben), die allgegenwärtige Erreichbarkeit (Handy/Smarphones, eMails, Facebook, Xing etc.), Alleinerziehend + ganztagsberuftätig (wie kann das sowohl für das Kind als auch für die Mutter/den Vater gesund sein?) oder aber auch 2 ganztagsberufstätige (Ehe-)Partner mit jeweils zusätzlichen Nebenjobs (damit sie finanziell irgendwie über die Runden kommen), Elektrosmog usw.

Besonders beobachten kann ich das bei meiner Tochter: der Gemeinschafts- bzw. Gesellschaftsdruck, immer mithalten zu wollen bzw. zu können.

Unsere Gesellschaft erwartet, dass wir funktionieren! Lob, Anerkennung und Erholungsphasen kommen meines Erachtens viel zu kurz.

Liebe Grüße
Sabineblume
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#3
Oh, ja, die Kinder können einem da schon leid tun.

Was ich da auch interessant finde, ist, dass es manchen Menschen so leicht zu fallen scheint. Sie sind berufstätig, alleinerziehend, die beste Mutter der Welt und alles läuft. Das finde ich so erstaunlich. Die ziehen alles voll durch und machen einfach. Während andere schon mit einer Sache völlig überfordert sind.

Kann man Menschen, auch später, diese Widerstandsfähigkeit beibringen? Das ist doch dann Resilienz, oder? Kann man das jemanden lernen lassen?

LG
Vonny
Patin von kerstinwi, Conny 2013, Jessy, sylviawu, Inga78, petrazen und dunjare
verheiratet mit markusge
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#4
Liebe Yvonne,

die Zeit ist schnelllebiger geworden. Überleg mal, was musstest du früher machen um mit jemanden zu telefonieren? Richtig, man hat nicht einfach in die Hosentasche gegriffen um das Handy zu zücken. Wenn man Glück hatte, hatte man einen Anschluss zu Hause, wenn nicht musste man zur nächsten Telefonzelle. Man ist also immer und überall heutzutage erreichbar. Und wehe nicht.
Oder denke einfach mal an die gute alte Post, so richtig mit Karten und Briefe schreiben und Briefmarken kleben. So ein Brief hat gut und gern eine Woche gebraucht und nochmal eine Woche, bis man Antwort hatte.
Heute schreibst du eine E-Mail und wehe dem, sie ist nicht innerhalb einer Stunde beantwortet.
Und wehe du hast keine Handy oder Internet. Das geht ja nun gar nicht. Selbst die Kids machen ihre Hausaufgaben heutzutage mit dem Computer.

Früher fuhren die Autos nur 100 km/h. Heute schaffen sie locker 200. Bummelzüge gibt es kaum noch. mit dem ICE im Handumdrehen von Nord nach Süd.
Wir haben kaum Zeit Luft zu holen, die Natur zu betrachten, einfach mal die Gedanken kreisen lassen, abschalten. Immer präsent, nie allein. Immer erreichbar.

Es ist anderer Stress, den wir haben. Stress der krank macht.

Der Fortschritt, schneller, höher, weiter, verändert die Gesellschaft.
Oder hättest Du dir damals einen Kopf gemacht, wenn du auf deinen Brief den du am Montag abgeschickt hast, Mittwoch noch keine Antwort hattest. Bestimmt nicht.

Es gibt bestimmt noch mehr Dinge die dazu beitragen das wir heute so sind, dies hier auch nur als ein Teil davon. Eine Betrachtungsweise.
LG Anja

Patenkind von Patrizia Smile
Patenschwester von Melanie und Kathinka
Patentante von Jasmin (JF84), Bernadette (bernadettejanssen), Sonja Schurig und nora
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#5
Es ist schon traurig, dass uns der Fortschritt nicht glücklich macht.

LG
Vonny
Patin von kerstinwi, Conny 2013, Jessy, sylviawu, Inga78, petrazen und dunjare
verheiratet mit markusge
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#6
Hallo Yvonne,

meine Gedanken dazu: ja, es gab schon immer Stress. Aber ich denke, dass sich einiges gewandelt hat.

Ich sehe es - zumindest im Berufsleben - so: Es werden Stellen abgebaut oder Personen, die in Ruhestand gehen, werden nicht ersetzt - die Arbeit dieser Personen wird auf die verbliebenen Mitarbeiter umverteilt. Das heißt, nicht nur die Arbeit wird mehr - auch die Themen generell werden mehr. Ich habe vor ich glaube 2 Jahren einen interessanten Artikel gelesen - ich meine, es war im Spiegel. Da fand ich das Phänomen sehr gut erklärt:
früher hast Du eine Ausbildung gemacht und in diesem Bereich dann gearbeitet. z. B. war ein Buchhalter auch nur Buchhalter. Ein Bankangestellter am Schalter hat sich um Kontoeröffnungen und Auszahlungen gekümmert und alles, was das Konto angeht. Ein kaufmännischer Mitarbeiter hat z. B. Auftragssachbearbeitung gemacht. Doch wie schaut es heute aus?
Ein Buchhalter kümmert sich nicht nur um seinen Bereich sondern muss sich häufig auch mit Prüfern/ Steuern befassen - wofür es früher wiederum Spezialisten gab. Ein Bankangestellter hat die früheren Tätigkeiten heute nur noch als Tagesgeschäft nebenbei - und ist dem Druck ausgesetzt, Versicherungen oder Geldanlagen zu verkaufen. Und wird daran gemessen. Wenn er sein "Soll" nicht erfüllt hat, muss er sich dafür rechtfertigen. Ein kaufmännischer Sachbearbeiter ist heute teils die "eierlegende Wollmilchsau"... und muss nicht nur die Aufträge bearbeiten (also Angebot, Auftragsbestätigung, Bestellung, Terminnachverfolgung etc) - nein, häufig muss er auch noch neue Produkte seines Unternehmens verkaufen, Präsentationen erstellen und halten. Und in vielen Unternehmen ist es so, dass von den Mitarbeitern erwartet wird, dass sie im Urlaub ihre emails lesen und beantworten. Bei uns zum Glück nicht, aber ich kenne einige Personen, wo das ganz selbstverständlich ist. Ich könnte noch weiter ausholen und viele, viele Beispiele nennen - auch bei uns ist es so, dass zwar Tätigkeiten z. T. durch Automatisierung wegfallen - die hinzu kommenden neuen Aufgaben aber so komplex sind, dass Du nichts gewonnen hast. Bei uns ändern sich Prozesse inzwischen schon fast jährlich.

Auch Mütter/ Hausfrauen haben heute einen ganz anderen Druck als früher. Wenn ich das so mitbekomme, was die Kinder alles machen (müssen), wo sie hingefahren werden (müssen) - das Anspruchsdenken ist enorm. Und wenn Du nicht mithältst, werden die Kinder ausgegrenzt. Ich finde es erschreckend, was ich manchmal mitbekomme.

Hinzu kommt auch der Druck, den man sich selbst macht. Wir haben häufig erhöhte Ansprüche an uns selbst, an Perfektion - teils, weil es in uns selbst liegt und teils, weil es erwartet wird. Ich befürchte, dass es immer mehr Fälle geben wird, wo die Leute nicht rein körperlich krank sind sondern psychisch. Es ist ein Wechselspiel.

Und wie Sabine schreibt denke auch ich, dass es ein gesellschaftlicher Wandel ist und Lob, Anerkennung und auch Erholungsphasen zu kurz kommen. Daran etwas ändern kann man nur für sich im kleinen Rahmen und an der eigenen Einstellung - denn wie sagte einmal jemand zu mir: Dein Umfeld wird sich nicht ändern solange Du selbst Dich nicht änderst.
LG
Monika
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#7
(19.03.2014, 11:05)yvonnege schrieb: Oh, ja, die Kinder können einem da schon leid tun.

Was ich da auch interessant finde, ist, dass es manchen Menschen so leicht zu fallen scheint. Sie sind berufstätig, alleinerziehend, die beste Mutter der Welt und alles läuft. Das finde ich so erstaunlich. Die ziehen alles voll durch und machen einfach. Während andere schon mit einer Sache völlig überfordert sind.

Kann man Menschen, auch später, diese Widerstandsfähigkeit beibringen? Das ist doch dann Resilienz, oder? Kann man das jemanden lernen lassen?

LG
Vonny


Menschen sind völlig unterschiedlich in ihrer Art und in ihrem Wesen. Die einen müssen alles nacheinander machen, die anderen machen mehrere Sachen gleichzeitig.
Die einen reagieren auf Veränderungen gar nicht, andere bringt die kleinste Veränderung aus dem Konzept.
Es gibt hochsensible, hochsensitive, hochbegabet , normalbegabte, minderbegabte (kann/darf man das so schreiben?) Menschen. Wir haben Menschen mit Handycaps und Menschen ohne Einschränkungen. Diese Aufzählung könnten wir jetzt in jede beliebige Richtung weiterführen.

Du wirst diese Menschen nicht ändern können. Viele dieser Menschen versuchen sich an der Norm zu orientieren und Schritt zu halten, anstatt ihre Stärken auszuspielen. Die meisten werden früher oder später daran scheitern, möglicherweise an sich zweifeln und denken sie sind nicht normal. Aber was ist schon normal.
Ist der normal, der immer eine Sache nach der anderen macht oder ist der normal, der viele Sachen gleichzeitig erledigt. Ist es normal mit Links oder mit Rechts zu schreiben? Und was sind die, die mit beiden Händen schreiben?

Wo liegt die Norm? Wir haben in Deutschland rund 80 Mio Menschen zu leben. Das sind 80 Mio Individuen. 80 Mio verschiedene Chromosomensätze. top

Widerstandsfähigkeit kannst du nicht wirklich beibringen. Du kannst jedem einzelnen helfen seine Stärken zu finden und diese zu leben, als sich permanent mit den Mitmenschen zu vergleichen, sich deren Verhalten-, Arbeits- und Lebensmuster anzueignen und diese mehr schlecht als recht umzusetzen. Das macht nämlich krank. Wir wissen doch alle, welche Auswirkungen es hatte, Linkshänder umzuschulen.

Das Leben der eigenen Stärken macht im Endeffekt widerstandsfähiger.
Da sollten wir, da sollte die Gesellschaft ansetzten.
LG Anja

Patenkind von Patrizia Smile
Patenschwester von Melanie und Kathinka
Patentante von Jasmin (JF84), Bernadette (bernadettejanssen), Sonja Schurig und nora
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#8
Es ist nicht so gedacht, dass ich Leute widerstandsfähig machen und dann wieder den Wölfen zum Fraß vorwerfen will. Smile Ich bin ja gegen das immer Funktionieren. Man darf auch mal nicht funktionieren. Aber, wenn man den Menschen helfen kann, nicht mehr sooo schnell frustriert zu sein ... Das wäre schon was.

Ich denke auch, früher war die Angst greifbarer. Als Hexe angeklagt zu werden, im Krieg zu fallen, an der Pest zu sterben, verkauft zu werden. Heute ist alles so diffus. Angst vor dem Chef, dem zu spät kommen oder verschlafen, dass das Handy nicht funktioniert oder das Internet nicht geht. Das ist so wenig greifbar. Vielleicht macht es das schwerer für uns.

LG
Vonny
Patin von kerstinwi, Conny 2013, Jessy, sylviawu, Inga78, petrazen und dunjare
verheiratet mit markusge
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#9
Hallo Yonny,
zu diesem Thema kann jeder viel sagen und ein paar wichtige Gründe und Meinungen sind ja auch schon genannt worden!
Es kommt auch darauf an wer befragt wird oder wer eine Aussage hierzu macht.

Ist es ein junger Mensch der in diese technisierte und schnelllebige Zeit hineingeboren ist und es auch nicht anders kennt. Ein Mensch im mittleren Lebensalter wie die meisten hier und noch Kindheitserinnerungen an früher hat.

Oder ein schon alter Mensch so wie ich wenige Jahre nach den letzten Weltkrieg in eine Zeit des Wiederaufbaus des beginnenden Wirtschaftswunders und des so wichigen Konsums von Gütern wie Wohnungseinrichtungen,Hausmaschinen,Auto und als Luxusgut wie einen Urlaub erlebten.
Ausserdem spielt es sicher auch eine Rolle,auch nach 25 Jahren der Wiedervereinigung wo ein nicht ganz junger Mensch aufgewachsen ist und wer seine Eltern sind oder waren.

So haben wir als Kinder in den 50er Jahren noch ungefährdet auf der Straße spielen können,hatten keine Markenklamotten und waren froh wenn wir einen Roller oder Fahrrad hatten.

Unsere Eltern waren beschäftigt,meist blieb die Frau zu Hause und kümmerte sich um Kinder und Haushalt und die Männer und Väter waren lange im Betrieb,es galt die 48 Stunden Woche und am Samstag wurde auch gearbeitet,entweder im Betrieb oder auf der Baustelle um das eigene Haus zu bauen oder dem Nachbarn dabei zu helfen.

Wir gingen als Kinder in Schulen in denen oft entnazifizierte Lehrer(es gab kaum andere) unterrichteten und Gewalt und Prügel waren nicht unüblich!

Später nach Schule und Berufsausbildung war der Arbeitsmarkt dermassen offen für Arbeitnehmer,dass auf einen Arbeitnehmer mehr als fünf offene Stellen kamen und man sich teuer verkaufen konnte.

Auch wir arbeiteten viel und lange und nur allmählich wurde die Arbeitszeit durch Tarifverhandlungen reduziert.
Nur muss ich sagen,das früher in den Betrieben ein anders Verständnis vom mitteinander und man feierte zusammen und war zu Teil darüber hinaus auch privat befreundet.

Das wir nicht ständig erreichbar waren und auch nicht mussten brauche ich eigentlich nicht zu erklären.
Auch früher mussten wir Geld verdienen um unseren Lebensunterhalt zu sichern,aber heute scheint mir das Geld oder auch die Güter die einen Lebenstandard symboliesieren sehr viel wichtiger zu sein und lässt für vieles keine Zeit oder keinen Spielraum mehr frei.

Nun will ich bei Leibe nicht sagen,dass früher alles besser war aber ich fand es weniger anstrengend und weniger unsteht.
Das heißt heute gilt oft das was morgens noch klar und richtig war abends schon nicht mehr.

Auch ansprechen möchte ich die große Anzahl von gut ausgebildeten jungen Menschen nennen,die als Generation "Praktikum" ihre Runden drehen und völlig perspektivlos keine Gemeinschaft oder Familie aufbauen können.

Natürlich gibt es auch positive Entwicklungen und Aspekte und ich lebe gerne Heute weil ich nach einem langen Arbeitsleben recht bald meinen Job abgeben kann und ein mehr an selbstbestimmtem Leben führen kann.Big Grin
Herzliche Grüße:
Werner

Pate von Nicci
Pate von Sabinewe
Big Grin
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#10
Hallo Vonny ,

ich sehe das nicht, dass früher vieles anders war als heute.
Ich glaube nicht, dass die schnelllebige Zeit großartige Änderungen hervorbringt.

Mein Empfinden ist eher, dass früher viel mehr vertuscht, verdrängt und runtergeschluckt wurde als heute und noch viel mehr fremdbestimmt war.

Für mich ist das ein ähnliches Phänomen wie sexueller Missbrauch von dem viele Leute denken, den hätte es früher nicht gegeben.

LG
Antje
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#11
Hallo, ihr Lieben! Smile
Eine interessante Frage, über die ich auch schon nachgedacht und für mich meine eigene Antwort gefunden habe. Ich bin dann manchmal provokativ und sage auf die Frage, warum psychische Erkrankungen heute offensichtlich schlimmer geworden sind: "Die Leute haben heute einfach zu viel Zeit!"

Damit meine ich: schau dich in Naturvölkern um, die irgendwo abgelegen vom Fortschritt und unserer industriellen, schnellen Welt leben: ich behaupte einfach, dass die Menschen dort aufgrund der sehr klaren Strukur ihres Lebens und Alltags, sowie der Beschäftigung mit den wirklich grundlegenden Dingen des Lebens (Nahrungsbeschaffung, Überleben) so beschäftigt sind, dass sie keine Zeit haben sich über alles den Kopf zu zerbrechen. Dazu kommt, dass sie in einer sehr simplen Gesellschaftshierarchie leben, in denen die Rollen einfach nicht hinterfragt bestehen: Mann oder Frau, Jäger oder Sammler, Bauer oder Hirte, Chef oder nicht Chef. Wir leben hier in einer Welt, in der all dieses klaren Strukturen zerissen sind! Früher warst du Bauer oder Adeliger. Das war einfach so und wurde nicht hinterfragt. Heute gibt es so viele Strukturen, in denen wir sein wollen oder müssen. Michael Mary schreibt in seinem Buch "Ab auf die Couch" (das ich übrigens großartig finde!) dazu:
Zitat: "Wer zu jener Zeit beispielsweise Bauer oder Bürger war, der war das immer und überall, zu jeder Tages- und Nachtzeit, mit Haut und Haaren, durch und durch. Er war das auf dem Dorfplatz, im Gerichtssaal, im Krieg oder Frieden, auf Reisen oder in der Stadt, im Bett oder am Tisch. Die Gesellschaft hatte ihm einen dem Stand, in den er hineingeboren wurde, entsprechenden Mantel umgehängt und ihm erklärt: »Das bist du!« Der Einzelne war mit einer festen, verlässlichen und bestimmten Identität ausgestattet, aus der es für ihn kein Entkommen gab. Es handelte sich dabei jedoch nicht um eine individuelle, sondern um eine Gruppenidentität. Man war »Ich, der Bauer« oder »Ich, der Bürger« und nicht »Ich, der Georg« oder »Ich, die Lisa«."

Natürlich hatten die Menschen auch damals psychische Probleme, aber eben nicht in dieser individuellen Komplexität wie heute, weil einfach die hierarchische Gesellschaft so wenig Raum für Individualität bot (Heute kann man z.B. seit kurzem bei Facebook USA zwischen 50 verschiedenen Geschlechtsidentitäten wählen.). Damals reichte der Priester und Heiler, die Mystiker oder die Poeten.
Michael Mary dazu:
Zitat:Sie verfügten über erprobte Mittel, um eine unter damaligen Umständen verlorene Orientierung oder angegriffene Identität, um ein ins Wanken geratenes Ich wieder auf die richtige Spur zu bringen. Sei es Gottes Wort oder ein magischer Spruch, oder sie warfen Knochen oder erzählten Geschichten und schrieben Lieder und Gedichte. Half das nicht, um jemanden zurück auf seinen ihm zugewiesenen Platz zu bringen, hielt die Rechtsprechung andere, brachiale Mittel bereit, um Ausbrecher zurück in ihre Identität zu zwängen.

Das ist heute anders: unsere Gesellschaft splittet sich in unsäglich viele Bereiche auf: Erziehungsbereiche, kirchliche Bereiche, Freizeitbereiche, Finanzbereiche, Arbeitsbereiche, Freundschaftsbereiche, Gesundheitsbereiche, etc., die sich alle noch einmal in Unterbereiche aufgliedern. Michael Mary vergleicht unser heutiges Gesellschaftssystem mit einem Puzzle aus unzähligen Teilen, in denen der einzelne sich immer schlechte definieren kann und unsere Identität aus vielen unterschiedliche Ichs bestehst. Die Gruppenidentität ist aufgehoben und von den Menschen wir heute ein hohes Maß (vor allem psychischer) Flexibilität gefordert.

Abschließend schreibt Michael Mary zu diesem Problem:
Zitat:"Psychische Probleme markieren Verwirrungen im Karussell ständiger Identitätswechsel, sie stellen keinesfalls per se Erkrankungen dar. Vielmehr gehören sie zum Leben in einer immer komplexer werdenden Gesellschaft. Sie gehören zu einer Welt, in der ein Einzelner wiederholt mit der Notwendigkeit konfrontiert ist, sich neu zu orientieren, ja sogar, sich neu zu bestimmen und zu erklären, wer er ›momentan‹ oder ›unter diesen Umständen‹ ist und wer er zukünftig zu sein gedenkt. Psychische Probleme gehören zu einer Welt, die kaum mehr richtig und falsch vorgibt, die unterschiedlichste Lebensformen akzeptiert, die nicht eine, sondern zahlreiche Beziehungsformen toleriert, die den Einzelnen nicht mit verlässlichen Vorgaben versorgt und stattdessen unzählige Lösungen zulässt."

So, habe fertig! Big Grin Und wer bis hier aufmerksam beim Lesen durchgehalten hat, dem spende ich echt Beifall! Wink Vielen Dank fürs Lesen und liebe Grüße,
Asja
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#12
In meiner Vorstellung waren diese Zeiten der Zwänge ganz schlimm, vor allem für kreative Menschen, die stängig in ihrer Entfaltung gebremst wurden.
Wenn ich allein an meine Großeltern, Großtanten etc denke, unter welchen Einschränkungen von aussen die leben mussten, dann ist allein der Gedanke daran ein Horrortrip.
Und die dadurch überdeckten psychischen Probleme waren sicher nicht weniger schlimm als heutige.

LG
Antje
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#13
Hallo Ihr Lieben,

meine -knapp gefasste- Erkenntnis:
Nix gescheites gelernt.

Neulich habe ich im TV einen Bericht über das Orakel von Delphi gesehen, an dessen Pforte die weisen Worte stehen:

Erkenne dich selbst.


Namaste! Smile
Herzliche Grüße
Esther

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#14
Freu mich über die vielen interessanten Sichtweisen und Beiträge. Smile

Ich sehe immer wieder, dass die Menschen denken, sie müssten dieses und jenes tun. Ich arbeite ja mit Realitätsgestaltung, Zielerreichung etc. und da kommt immer mal raus, dass Leute auch mal "nur" was kleines erreichen möchten. Etwas einfaches. Sie denken aber, es müsste immer groß sein. Sie lassen sich von einer Bestimmung führen, die eigentlich Druck von außen ist. Nicht davon, was sie möchten. Ich hoffe, dass sich das Denken da bald mal ändern wird.

LG
Vonny
Patin von kerstinwi, Conny 2013, Jessy, sylviawu, Inga78, petrazen und dunjare
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