Dabei ist es gut, wenn der Patient mit nacktem Oberkörper vor uns steht. Man beginnt mit der Perkussion von vorne und dann von hinten (dabei verschränkt der Patient die Arme, damit die Schulterblätter etwas mehr Raum zum Abklopfen geben) jeweils von oben nach unten und vergleicht die Seiten. Der Perkussionsschall dringt nur einige Zentimeter tief ein, so dass auch dabei am Ende das Gesamtbild aus allen Untersuchungsmethoden und -möglichkeiten eher aussagekräftig ist. Und auch bei der Perkussion braucht man viele "Versuchskaninchen", um ein Gespür für einen "Normalbefund" zu bekommen.
Die verschiedenen Perkussionsklänge:
SONORER Klopfschall: laut, anhaltend, tief - über der gesunden Lunge (es ist ja eben immer etwas Luft im Atemtrakt)
HYPERSONORER Klopfschall: lauter und anhaltender als der sonore Klopfschall - es ist vermehrt Luft in der Lunge wie beim Lungenemphysem
(wie bei einer Trommel: eine große Trommel mit viel Luft innen klingt sehr laut, eine kleine Trommel klingt nicht so imposanat)
TYMPANITISCHER Klopfschall: sehr laut und kräftig - über luftgefüllten Hohlräumen (z. B. Magenkuppel, gasgefüllten Darmschlingen, Lungenkavernen bei Lungen-Tb) - (wie bei der "großen" Trommel, s. o.)
HYPOSONORER Klopfschall: hoch und leise "gedämpft", über lufleerem Gewebe (z. B. Oberschenkel - deshalb heißt er auch noch Schenkelschall)
Wenn der hyposonore Klopfschall bei der Perkussion der Lunge auftritt, so kann dies ein Zeichen für eine Pleuraschwarte sein oder auch eine Lobärpneumonie (es ist dann keine Luft mehr in den Alveolen, sondern ein Exsudat. Bei sehr muskulösen oder auch bei adipösen Menschen ergibt die Perkussion häufig einen hyposonoren Klopfschall, auch wenn die Lunge darunter gesund ist.
Mit der Perkussion kann man außerdem den Zwerchfellstand ermitteln:
Geklopft wird von hinten, der Patient hat die Arme vorne vor dem Körper verschränkt und atmet möglichst ruhig. Wir klopfen beginnend von oben nach unten und achten darauf, wann der sonore Klopfschall in den hyposonoren Klopfschall übergeht (dann sind wir beim Zwerchfell angekommen). Normalerweise ist dies ca. auf Höhe des 11. Brustwirbelkörpers. Damit haben wir dann die untere Lungengrenze "erklopft". Nun bitten wir den Patienten möglichst tief ein- und auszuatmen und so können wir dann die Verschieblichkeit des Zwerchfells beurteilen. Normalerweise beträgt diese bei einem Erwachsenen 5 - 6 cm. Bei einem Lungenemphysem ist diese Verschieblichkeit auf nur 1 - 2 cm reduziert, die Lungen sind permanent überbläht und das Zwerchfell kann sich nicht mehr nach oben verschieben. (Emphysematiker haben große Schwierigkeiten bei der Ausatmung)
Leider fehlen uns HPA leider zur Zeit die Übungsmöglichkeiten. Hoffentlich wird das bald wieder besser. Deshalb habe ich mir ein neues Buch bestellt (das leider erst am 23.03. erscheint): Intensivtraining körperliche Untersuchung und Diagnose für Heilpraktiker - ich freue mich schon sehr darauf und ein paar Versuchsmenschen habe ich ja... (Ob die sich auch darauf freuen?? :-) )
Viele liebe Grüße,
Sabine