Vielleicht zur Erklärung, wie ich auf Münchhausen kam:
Wenn er erzählt, dass er elektrosensibel ist und das nicht stimmt, dann kann es auch sein, dass er es so lange erzählt, bis er es selbst glaubt. Ein auf Lügen aufgebautes Leben führen z.B. Menschen mit Pseudologie. Die finden wir so in der ICD10 nicht, aber sie wird unter das Münchhausen-Syndrom subsummiert.
Und das Besondere bei der Pseudologie ist, dass die Betroffenen tatsächlich zum Teil nicht mehr wissen, dass ihre Geschichten nicht wahr sind. Ein berühmter Fall ist der eines Mannes, der Holocaust-Überlebender war, im KZ gewesen ist, Fachartikel und ich glaube sogar ein Buch dazu geschrieben hatte, auf Kongresse und Tagungen als Referent eingeladen war - und dann kam heraus, dass er weder Jude noch sonst irgendwie vom Holocaust betroffen war. Er war aber so eingetaucht in diese Geschichte, dass er selbst nicht mehr wusste, was eigentlich wahr war und was nicht. Prof. Dr. Hans Stoffels ist in Deutschland DER Spezialist dafür. Und da ich vor einiger Zeit einen Artikel von ihm gelesen habe, dachte ich bei der Frage und Schilderung auch an diese Möglichkeit.
Ihr seht - Regina hat Recht: Sich mit Differenzialdiagnostik auseinander zu setzen, ist wichtig und spannend und interessant :-)
Wer jetzt zu Beginn des neuen HPP-Kurses da schon mehr wissen möchte: in der ICD10 gibt es den Hinweis auf die jeweiligen Differenzialdiagnosen auch immer bei den einzelnen Erkrankungen. Ich empfehle auf jeden Fall den fortgeschrittenen Schülern seit jeher, diese Differenzialdiagnosen nicht nur auswendig zu können, sondern in der ICD10 bei den jeweils genannten Erkrankungen nachzuschlagen, um die Unterschiede immer und immer wieder genau zu sehen.
Aber natürlich kommen wir da auch noch hin - wir gehen ja gemeinsam durch die ICD10 Schritt für Schritt :-)
Also:
Wahn, Zwang, Hypochondrie, Münchhausen-Syndrom oder einfach die Wahrheit - alles kann sein nach diesen Schilderungen.. es bleibt also spannend.. vielleicht weiß die Serie ja irgendwann eine Lösung ;-)
Liebe Grüße,
Savina
just how we play the hand. (Randy Pausch)