Geschichten, die das Leben schreibt, sind bekanntlich die Besten.
So sagte früher mal eine Blinde zu mir: "Hey Katha, ich hab dich in der Pause gesehen."
Und eine Sehende meinte einmal mit einem genervten Seufzen: "Sei froh, dass du nur "Seh"-behindert bist im Vergleich zu manch Anderen. Ich finde, Behinderung hat viele Seiten."
Ich möchte kurz einige unterschiedliche Punkte aufgreifen, die ich bei Gelegenheit gerne weiter ausführe.
Während wir uns an den Wortschatz gewöhnen, den alle verwenden, können wir sehbehinderten und blinden Menschen das Selbe nicht mit Mimik und Gestik.
Und manchmal wird mit Wörtern wie "Behinderung" oder "Inklusion" wild um sich geworfen, absichtlich oder aus einer Laune oder Erkenntnis heraus... was auch immer uns bewegt, jeder drückt sich anders aus.
Dabei haben wir uns noch gar nicht darüber unterhalten, was passieren würde, wenn ein solches "Phänomen" plötzlich vor dir steht. Was würdest du tun? Wie würdest du reagieren? Fühlst du Mitleid, Bedauern, Freude über die spannende Begegnung?
Beide Seiten sind bei einer Begegnung konfrontiert. Dadurch fallen die Reaktionen oft stärker aus, als in einer "normalen" Begegnung.
Einmal wurde mir z.B. von einer sehr hilfsbereiten Lehrerin angeboten, ob sie mir etwas vorlesen solle, was in riesen Buchstaben vor meiner Nase stand und von mir eben vorgelesen und mit einer Frage beendet wurde. Ein anderes Mal fragte ich einen Therapeuten, wo in seiner Praxis die Toilette sei (er wusste, wie schlecht ich sehe). Die Antwort "links" hat mir bei fünf Türen auf der linken Seite nicht wirklich geholfen...
Manchmal gibt es auch wirklich erfrischenden Gesrpäche. Dort werden Blinde mit einer offenen Selbstverstädnlichkeit begrüßt.
Meine Erfahrung zeigt, dass viele Menschen Mitleid haben. Einige finden das völlig legitim. Es freut mich, dass sich diese lieben Menschen um uns sehbehinderte und blinde Menschen sorgen. Gleichzeitig möchte ich dies einmal an einem anderen Beispiel veranschaulichen: Stell dir einmal folgendes vor: Du arbeitest in einem großen Unternehmen, jeder kennt und grüßt dich. Dann passiert es, du trägst, evtl. wegen einer kleinen Verstauchung einen Verband. Kaum kommst du zur Türe rein fragt dich die Erste entsetzt, was passiert wäre. Bei nächster Gelegenheit bestürmen dich zwei weitere Kollegen mit Fragen und in der Pause flüchtest du dich aufs stille Örtchen, wo dir dummerweise die größte Klatschbase der Firma tausend Fragen stellt. Und jetz stell dir vor, das würde dir ein paar Jahre oder gar das ganze Leben lang so gehen. So, dass wollte ich schon immer mal sagen.
Ich denke, dass jeder Mensch einige seltsame, interessante, untypische oder unvorhergesehene Begegnungen erlebt hat.
Vielleicht war auch bei Euch eine Geschichte dabei, die ihr nicht vergessen habt? Seid ihr schon einmal einem blinden Menschen begegnet? Oder habt ihr vielleicht erst im Nachhinein erfahren, dass jemand sehbehindert war, weil er sich nicht outen wollte?
Lass uns wissen, wie es dir so erging!
Ich freue mich über viele nette Anekdoten und Geschichten, die nur das Leben selbst schreiben kann!
Eure Ansprechpartnerin für Sehbehinderte und Blinde
Katha