Lieber Attila und Interessierte
I
Und weiter geht es mit "Was Traumarbeit bewirken kann".
I
31. Traum (17.02.2023)
Ich befinde mich in einem Schulhaus. Ich bin selber Schülerin (13 Jahre alt). Ich betrete einen Bastelraum. Es sind mehrere Kinder unterschiedlichen Alters da, die mit verschiedenen Materialien arbeiten. Der Raum ist ein richtiges Schlachtfeld.
Ich frage: "Weiss die Schulleiterin, was ihr da macht?" Die Kinder schauen mich erstaunt an, sodass mir sofort klar ist, dass sie eigentlich keine Erlaubnis haben. "Dann gehe ich jetzt mal zur Schulleiterin", erkläre ich und verlasse den Raum.
Im Gebäude ist es dunkel, richtig unheimlich. Ich suche den Weg zur Schulleiterin. Im Gang stosse ich auf eine Glasfront, die durch eine Tür passierbar ist. Die Glastür ist jedoch abgeschlossen. Ich kann in den belebten, hellen Teil der Schule sehen, habe aber keinen Zugang dazu. Ich versuche es einen Stock höher. Wieder versperrt mir eine Glasfront mit einer Glastür den Zugang. Auch diese Tür ist abgeschlossen.
I
Auswirkung
Bisher hatte ich immer ein schlechtes Gewissen, wenn ich künstlerisch tätig war, anstatt zu "arbeiten". Als Kind hat mir meine Mutter immer nur kurze Zeit erlaubt, künstlerisch tätig zu sein, danach hatte sie eine Aufgabe für mich, oder ich musste Hausaufgaben machen. Heute verbiete ich es mir selber, weil ich das Gefühl habe, kein Recht dazu zu haben, während andere Menschen arbeiten müssen.
Im Februar 2024 habe ich eine 6. Klasse (11 jährige Kinder) übernommen, die ich bis Ende Schuljahr (Juli 2024) unterrichtet habe. Ich habe mit ihnen eine iPad-Hülle genäht. In Handarbeit und Werken unterrichte ich immer nur die Hälfte der Klasse, in diesem Fall 12 Schüler. Die Schüler haben alle gleichzeitig mit der iPad-Hülle begonnen. Damit die Hülle weich und voluminös wird, muss man auf den Stoff Volumenvlies aufbügeln. Da ich nur ein Bügelbrett zur Verfügung hatte und fast alle Schüler gleichzeitig das Volumenvlies aufbügeln mussten, brauchte ich eine Art Zwischenarbeit.
Da ich neu war in diesem Zimmer, habe ich mich in einer Pause in den Schränken umgesehen und bin auf eine Kartonschachtel mit der Aufschrift Pixel gestossen. Ich bin schon in anderen Vikariaten auf diese Pixel gestossen, habe sie aber bisher nie benutzt. Das war die ideale Zwischenarbeit.
Pixel sind kleine Plastikwürfel von 2 mm Seitenlänge. Auf einer Seite haben sie ein Loch, damit man sie mit einer Pinzette auf eine Platte mit Zäpfchen stecken kann. Immer 144 Pixel sind an einem quadratischen Plastik-Rahmen befestigt. Von dort zupft man sie mit der Pinzette ab und platziert das Pixel auf dem Zäpfchen der Platte.
In der Schachtel, die ich im Schrank gefunden hatte, waren nur 3 Pinzetten, noch ein Rest von Pixeln und ein paar Plättchen (Schlüsselanhänger) und ausgedruckte Vorlagen zum nachpixeln. Viel zu wenig Material für 12 Schüler. In der Schachtel war kein Hinweis, wo ich dieses Material bestellen könnte. So habe ich mich im Internet auf die Suche gemacht und bin auf
www.pixeln.ch fündig geworden.
Auf dieser Web-Site waren auch grosse Bilder mit 20 Platten à 2'000 Pixel (ganzes Bild 40'000 Pixel) zum nachpixeln im Angebot. Ich war sofort Feuer und Flamme und habe mir den Leopard ausgesucht. Da dieses Bild insgesamt 135 verschiedene Pixelfarben enthält, brauchte es eine Vorlage mit vier Symbolen (schwarzes Quadrat, Kreis, Dreieck und Kreuz). Jede Platte hat auf der Rückseite einen Pfeil, damit man sie immer in der selben Richtung auf die Vorlage legt. Da die Pixel sehr klein sind und die Symbole kaum noch zu sehen war, wenn die Platte fast voll war, habe ich mir eine Lupenleuchte mit einer Vergrösserung von 2.25 und einem LED Ringlicht gekauft. Da man die Pixel festdrücken muss und meine Finger mit der Zeit schmerzten, habe ich einen Fingerhut zum Festdrücken verwendet. Der Fingerhut hinterlässt keine Kratzspuren auf den Pixeln.
Da ich mit jeder Platte mehr Übung im Platzieren der Pixeln hatte und meine Strategien immer ausgeklügelter wurden, habe ich es an Unterrichtsfreien Tagen geschafft (in etwas 6 Stunden), eine ganze Platte zu füllen (2'000 Pixel). Das Leopard-Bild habe ich in einem Monat geschafft. Ich sass im Wohnzimmer am Esszimmertisch und habe stundenlang am Stück gepixelt, ohne Musik zu hören. Ich habe mich ganz dem Pixeln hingegeben und der Stille.
Auf dieser Web-Site hat man auch die Möglichkeit, eigene Fotos mit einem Programm in Pixeln umzuwandeln. Das Programm führt die Anzahl Farben und die Anzahl Pixel pro Farbe auf. Ich habe die Schwertlilien, die auf meinem Balkon zu dieser Zeit gerade blühten, fotografiert und das geeignetste Bild ausgewählt, in Pixeln umgewandelt und das Material bestellt. Mein eigenes Bild habe ich auch bereits fertig gepixelt. Es umfasst ebenfalls 20 Platten à 2'000 Pixel. Ich habe wiederum einen Monat dafür gebraucht. Ich bin inzwischen ein richtiger Pixel-Freek und werde noch mehr eigene Fotos Pixeln.
I
Als Kind habe ich es geliebt, die Quadrate auf kariertem Papier mit Filzstift auszumalen und Mandalas oder Bilder entstehen zu lassen. Meine Mutter war alles andere als begeistert von dieser Art Beschäftigung. Sie nannte es immer Gäggeli-Arbeit. Ich kenne leider keinen korrekten deutschen Ausdruck dafür. Ich versuche es zu umschreiben. Es ist eine Arbeit, die keinen Zweck erfüllt, eine eher stumpfsinnige, sinnlose Beschäftigung. Meine Mutter wollte immer, dass ich sinnvolle Dinge tue. Deshalb habe ich immer nur heimlich Quadrate ausgemalt.
In einem Lehrer-Fortbildungskurs hatte ich die Gelegenheit, ein Drachenbild, das ich zuvor gemalt habe, in Pixel umzuwandeln, damit ich es stricken konnte. Ich habe allerdings nur zwei Farben benutzt, da man beim Dupple-Face-Kniting nur mit zwei Farben stricken kann.
Nun habe ich mir erlaubt, zwei Bilder zu pixeln. Es war alles andere als einfach, mir diese Erlaubnis zu geben, vor allem stundenlang. Es drängte sich immer wieder die Frage in meinen Kopf, was ich noch alles zu erledigen hätte. Es gab jedoch keine To-Do-Liste. Also konnte ich mich weiter der Gäggeli-Arbeit widmen. Ich habe es so richtig genossen.
I
I
Liebe Grüsse
Pia