(31.01.2017, 22:54)stefanieha schrieb: Liebe Birgit,
wir hatten gerade Lerngruppe und da kam bei der Besprechung der Rezeptur "Gui Zhi Tang" folgende Frage, hinsichtlich der Indikation zur Gabe dieser Rezeptur auf:
Wir hatten ja gesagt, dass diese Rezeptur eher für Leere Patienten ist. Wir sprechen von einem Befall von äußerer Wind Kälte an der Oberfläche, bei gleichzeitigem Leere Zustand der Tai Yang Schicht (Dü/ Bl), d.h., dass der Raum zwischen Haut und Muskeln (= Cou li) nicht dicht ist. Jetzt hattest du im Unterricht gesagt, bitte korrigiere mich, wenn ich das falsch verstanden habe, dass das Abwehr Qi dieser Patienten stark ist, das Nähr Qi dagegen aber nicht, weil unten drunter meist ein Qi- oder auch Yang Mangel liegt. Patienten, die diese Rezeptur bekommen, schwitzen leicht, ohne dass dies zur Verbesserung ihres Befindens führt. Wir verstehen das mit der Stärke des Wei Qis nicht so ganz, weil wir der Meinung sind, dass auch dieses geschwächt sein muss. Könntest du uns das nochmal erklären?
Also ich hatte im Chen noch dazu gefunden, dass wenn insbesondere Kälte in den Körper eindringt, diese den Körper regelrecht einschnürt. Dann haben wir doch das Phänomen des Nicht Schwitzens wie es bei Ma Huang Tang beschrieben ist, oder? Bei Wind Kälte, also nicht so dominanter Kälte, aber auch Kälte, wirkt der Wind eher zerstreuend und ist beweglich. Wind greift i.d.R das Äußere des Körpers an und entzieht ihm auf seinem Rückzug einen Teil des Wei- Qis. Das Wei Qi reguliert die Porenfunktion, die somit beeinträchtigt wird. Nach der Wind Invasion bleiben hier die Poren geöffnet, und als Folge entweicht das Yang Qi zs mit den Körpersäften. Die Patienten schwitzen also und haben eine Abneigung gegen Wind. Bei Ma Huang Tang steht die Kälte mehr im Vordergrund, die alles zszieht, so dass die Poren geschlossen bleiben und der Patient überhaupt nicht schwitzt. Ist das so richtig?
Ansonsten erstmal eine gute Zeit auf deiner Insel!!!
LG Steffi
Hallo Steffi!
Okay ich erkläre es nochmal etwas anders:
Gui zhi Tang plus die anschliessend getrunkene Reissuppe behandelt eine Yin-Wei-Disharmonie, also ein Ungleichgewicht zwischen dem Ying Qi (NährQi) und dem Wei Qi (AbwehrQi)! Das heißt, mein Patient leidet unter einem Oberflächen-Leere-Muster.
Mal etwas Wiederholung!
Was verstehen wir unter YingQi und WeiQi:
- Das YingQi hat seinen Ursprung im mittleren Erwärmer, es stammt ab vom Gu Qi, also aus der von Milz und Magen verdauten Nahrung. Es zirkuliert innerhalb der Gefäße und ist die Basis des Xue (Blutes), desweiteren nährt es die Zang/Fu (inneren Organe) und alle Gewebe des Körpers, indem es Jinye`s (Körperflüssigkeiten) und Blut erzeugt. Ganz vereinfacht ist Ying demnach Xue und gehört zum Yin.
- Das Wei Qi erhält sein Qi vom NierenYang/Mingmen aus dem unteren Erwärmer und zirkuliert außerhalb der Gefäße, zwischen Haut und Muskeln. Es wärmt die Haut und wichtig: Es kontrolliert das Öffenen und Schließen der Poren. Wei ist demnach Qi und gehört zum Yang.
Bei Störungen wärmt und kontrolliert das Wei Qi nicht mehr das Äußere und das Ying Qi ernährt und befeuchtet das Innere nicht mehr. Wenn das WeiQi nicht mehr das Äußere festigt, sind die Poren geöffnet und das Ying geht nach Außen verloren, aber auch äußere pathogene Faktoren können über die Poren nach Innen eindringen. Das heißt der Patient leidet z.B. unter einer Infekanfälligkeit. Diese pathologische Störung spielt sich aber nur an der Oberfläche ab, das bezeichnet man als eine leichte Ying / Wei - Disharmonie.
Eine schwere Ying / Wei Disharmonie kann sich jedoch auch im Körperinneren abspielen!
Ying und Wei sind vollständig voneinander getrennt und arbeiten nicht mehr miteinander. In diesem Fall ernährt und befeuchtet das Ying nicht mehr und die die wärmende Funktion des WeiQi ist auch gestört. Beide sind also geschwächt!
- Wind hat immer die Tendenz in Richtung Blut (Yin), Kälte immer in Richtung Qi (Yang)!
- Ist das YingQi im Inneren schwach (Blut/ Yin /Ying-Mangel) dringt der Wind in die Wei-Ebene ein => typische Symptome: Windaversion und leichtes Frösteln.
- Wenn das Yin geschwächt ist, kann es Yang dann nicht halten (kennt Ihr, denkt mal an Kopfschmerzen,...), das heißt das auch geschwächte Yang Qi drängt nach außen reißt das Ying Qi mit und deswegen schwitzt der Patient.
- Man sagt in diesem Fall das Wei Qi (Yang Qi) ist im relativen Übermaß, weil es nur wenig Nachschub vom schwachen Ying Qi erhält.
- Das Yang drängt immer nach außen und nach oben, deswegen findet ihr viele Yang-Symptomatiken wie Kopf- und Nackenschmerzen, Schnupfen, Fieber, oberflächlicher Puls.
- Das Schwitzen reicht nicht aus um den pathogenen Faktor (Wind-Kälte) auszutreiben. Deswegen hat der Patient Fieber (das nach aussen drängende Yang, zeigt sich durch eine Hitze-Abstrahlung).
- Gui zhi tritt in die Ying-Ebene der Gefäße, stärkt dort das Qi in den Gefäßwänden und vertreibt dort durch seine Wirkung pathogenes Qi nach außen. Es lässt das YangQi durch seine warme Struktur zirkulieren und hilft damit dem WeiQi die Poren zu regulieren (das heißt es vertreibt nicht selber den pathogenen Faktor, sondern versetzt den Körper in die Lage es selber zu tun) und es wärmt die Muskulatur und dies lindert die Steifheit in den Taiyang Bezirken, es wärmt die Oberfläche.
- Bai Shao stärkt das Ying Qi (Blut / Yin), löst Stagnationen, kühlt durch seine thermisch kühlende Art Hitze, desweiteren ist Bai Shao sauer und dies hält das Wei Qi, so das es nicht mehr nach aussen drängt. Es wirkt einem Mangel an Körpersäften (Jinye) und Blut, der durch die schweißtreibende Methode entsteht entgegen.
Hilft Euch das weiter?

Birgit Kriener
"Träume nicht Dein Leben, sondern lebe deinen Traum!"

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