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19. Dezember - Das Türchen mit dem Duft einer Orange - Gabriele Geissler - 20.12.2020 Bitte entschuldigt. Da habe ich doch gestern tatsächlich vergessen mein Türchen zu befüllen. Das möchte ich nun nachholen. Wir leben in einer materiellen Zeit. Heute müssen die Geschenke immer größer und wertvoller sein, sonst haben wir kein gutes Gefühl. Einerseits sind die Erwartungen gestiegen, andererseits haben wir als Schenkende sonst das Gefühl, der Beschenkte könne sich mit einem weniger wertvollen Geschenk nicht richtig wertgeschätzt fühlen. Dabei steckt in kleinen Dingen oder selbstgemachten Geschenken so viel Liebe und Gedanken für den anderen drin. Schade, dass das oft vergessen oder übersehen wird. Ich möchte euch heute die Geschichte vom Waisenknaben mit der Apfelsine von Charles Dickens erzählen: Die Apfelsine des Waisenknaben (nach Charles Dickens) Früher herrschten in einem Waisenhaus harte Sitten. Als es wieder einmal Weihnachten wurde, erlebte ein Junge aber echte Kameradschaft. Von Charles Dickens ist folgende Geschichte überliefert: Schon als kleiner Junge hatte ich meine Eltern verloren und kam mit neun Jahren in ein Waisenhaus in der Nähe von London. Es war mehr ein Gefängnis. Wir mussten vierzehn Stunden am Tage arbeiten – im Garten, in der Küche, im Stall, auf dem Felde. Kein Tag brachte eine Abwechslung, und im ganzen Jahr gab es für uns nur einen einzigen Ruhetag: Das war der Weihnachtstag. Dann bekam jeder Junge eine Apfelsine zum Christfest. Das war alles. Keine Süßigkeiten, kein Spielzeug. Aber auch diese eine Apfelsine bekam nur derjenige, der sich im Laufe des Jahres nichts hatte zuschulden kommen lassen und immer folgsam war. Diese Apfelsine an Weihnachten verkörperte die Sehnsucht eines ganzen Jahres. So war wieder einmal das Christfest herangekommen. Für mein Knabenherz bedeutete es aber fast das Ende der Welt. Während die anderen Jungen am Waisenhausvater vorbei schritten und jeder seine Apfelsine in Empfang nahm, musste ich in einer Zimmerecke stehen und zusehen. Das war meine Strafe dafür, dass ich im Sommer eines Tages hatte aus dem Waisenhaus weglaufen wollen. Als die Geschenkverteilung vorüber war, durften die anderen Knaben im Hofe spielen. Ich aber musste in den Schlafraum gehen und dort den ganzen Tag über im Bett liegen bleiben. Ich war tief traurig und beschämt. Ich weinte bitterlich und wollte nicht länger leben. Nach einer Weile hörte ich Schritte im Zimmer. Eine Hand zog die Bettdecke weg, unter die ich mich verkrochen hatte. Ich blickte auf. Ein kleiner Junge namens William stand vor meinem Bett, hatte eine Apfelsine in der rechten Hand und hielt sie mir entgegen. Ich wusste nicht, wie mir geschah. Wo sollte eine überzählige Apfelsine hergekommen sein? Ich sah abwechselnd auf William und auf die Frucht und fühlte dumpf in mir, dass es mit dieser Apfelsine eine besondere Bewandtnis haben musste. Auf einmal bemerkte ich, dass die Apfelsine bereits geschält war – und als ich näher hinblickte, wurde mir alles klar. Tränen traten in meine Augen. Als ich die Hand ausstreckte, um die Frucht entgegen zu nehmen, da wusste ich, dass ich fest zupacken musste, damit sie nicht auseinanderfiel. Was war geschehen? Zehn Knaben hatten sich im Hof zusammengetan und beschlossen, dass auch ich zu Weihnachten meine Apfelsine haben müsse. So hatte jeder die seine geschält und eine Scheibe abgetrennt. Die zehn abgetrennten Scheiben hatten sie sorgfältig zu einer neuen, schönen und runden Apfelsine zusammengesetzt. Diese Apfelsine war das schönste Weihnachtsgeschenk in meinem Leben. Sie zeigte mir, wie trostvoll echte Kameradschaft sein kann. Ich wünsche euch noch eine schöne Adventszeit, in der ganze Einkaufsstress und die Suche nach dem letzten Geschenk wegfällt, weil sowieso alle Läden geschlossen sind. Nehmen wir doch einfach mal die Gelegenheit wahr und besinnen uns darauf, auf was es wirklich ankommt: Zusammenhalt, Freundschaft, Frieden, Gesundheit liche Grüße Gabi RE: 19. Dezember - Das Türchen mit dem Duft einer Orange - Claudia Scholz - 20.12.2020 Das hast du schön gesagt Herzlichen Dank und liebe Grüße Claudia |