Heilpraktikerschule Isolde Richter
vegetative Dystonie - Druckversion

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vegetative Dystonie - Isolde Richter - 13.05.2010

Vegetative Dystonie ist ein weit verbreitetes Krankheitsbild. Gerade der Heilpraktiker hat sehr häufig Patienten/Patientinnen mit diesem Leiden.
Dehalb sollten wir uns hier intensiv damit beschäftigen.

Was wisst Ihr schon dazu??


RE: vegetative Dystonie - nicolemueller - 14.05.2010

???!!!
eine viel und oft gebrauchte Reha-Diagnose... ich meine mich erinnern zu können, daß sie im ICD mit F 43.8 verschlüsselt wurde ??!!

Es ist eine sehr gern benutzte Diagnose, wenn organisch bei dem Patienten keine pathologischen Befunde erhoben werden können.
Symptome sind, so meine ich noch zu wissen:
z.B. Unruhezustände,
Herzrasen,
Müdigkeit,
Abgeschlagenheit,
Unlust,
Herzrhythmusstörungen,
Appetitlosigkeit
Durchfall
Reizdarm

die sonst sehr gern gestellte Diagnose "Vegetative Dystonie" wird momentan gern neu als "psychosomatisches Beschwerdebild" verpackt und erlebt im deutschen Rehawesen einen Vormarsch.


RE: vegetative Dystonie - Romina - 14.05.2010

Ich kenne es auch so wie Nicole es beschrieben hat.

Alles, was sich an Krankheiten für den Arzt nicht erklären lässt, wird als vegetative Dystonie bezeichnet. Es wird dann noch nachgefragt, ob der Pat. Stress beruflich oder privat hat und wenn der Pat. dann auch noch sagt "ja", zack.....Diagnose gestellt


RE: vegetative Dystonie - Antje - 14.05.2010

Ist eine vegetative Dystonie nicht das, was wir auch als funktionelle Beschwerden kennen?
Allerdings ist mir noch nicht aufgefallen, dass das Beschwerdebild in letzter Zeit besonders auf dem Vormarsch ist.
Eher, dass es seit vielen Jahren häufig vorkommt.
Kommt wahrscheinlich darauf an, wo man arbeitet.

LG
Antje


RE: vegetative Dystonie - Isolde Richter - 14.05.2010

Wie wäre es denn, wenn jemand mal den Begriff genau übersetzt und schaut welche Worte darin enthalten sind. Das hilft ein gutes Stück weiter.


RE: vegetative Dystonie - Andrea - 14.05.2010

vegetativ bezieht sich auf das vegetative Nervensystem (= unwillkürlich)

Dystonie = der Tonus ist nicht im Gleichgewicht, d.h. der Blutdruck ist zu hoch oder zu tief.


RE: vegetative Dystonie - Laila - 14.05.2010

vegetativ bezieht sich auf das autonome, unwillkürliche Nervensystem
dys ist eine Störung
tonie ist die Spannung

Die Erregungsleitung im vegetativen Nervensystem ist gestört, was sich auswirkt auf Blutdruck, Puls, Atemfrequenz und Verdauung!


RE: vegetative Dystonie - Isolde Richter - 14.05.2010

Volltreffer gelandet!

vegetativ: bezieht sich auf das autonome, unwillkürliche Nervensystem
dys: ist eine Störung bzw. Fehlfunktion
tonus: ist die (Muskel)Spannung

Damit ist ausgedrückt, dass das vegetative Nervensystem zu einer falsch eingestellten Muskelspannung geführt hat. Die Ursache für die Fehlsteuerung durch das vegetative Nervensystem liegt im seelischen Bereich. Wie Laila schon geschrieben hat, kann sich die Fehlsteuerung auf alle Muskeln auswirken:
- Blutdruck (Fehlsteuerung der glatten Muskulatur in der Gefäßwand - nun ist der RR zu hoch oder zu niedrig)
- Verdauungskanal: Die Folge sind Diarrhoe (Durchfall) und/oder Obstipation (Verstopfung)
- Atemtrakt: Es kommt zu Atemstörungen
- Herzmuskel: Störungen der Pulsfrequenz

Viele meinen die Diagnose vegetative Dystonie sei ungenau und eine "Verlegenheitsdiagnose". Das ist sie aber ganz und gar nicht, sondern sie beschreibt sehr genau was vorliegt:
nämlich eine Funktionsstörung eines Organs ohne Organveränderung (= funktionelle Störung), die ihre Ursache im vegetativen Nervensystem hat.

Nehmen wir an, jemand hat grundsätzlich ein Problem "loszulassen", dann kann sich das auf der körperlichen Ebene als Obstipation zeigen - oder jemand hat Angst ("hat Schiss") dann kann sich als Diarrhoe zeigen.

Gaaaanz wichtig ist, dass die Diagnose "vegetative Dystonie" immer nur am Ende einer gründlichen Untersuchung stehen darf, wenn alle möglichen organischen Ursachen ausgeschlossen werden.

Wer schreibt, was für die Krankengeschichte des Patienten bzw. der Patientin (Es sind ja meist Frauen zwischen 20 bis 40 Jahren) ganz typisch ist???


RE: vegetative Dystonie - Antje - 15.05.2010

Typisch wird eine Mehrfachbelastung durch z.B. Familie, Beruf, Hausbau etc. sein, der die Leute nicht mehr gewachsen sind weil sie sich nicht genug Freiraum schaffen können.
Und sicher kommen auch irgendwelche traumatischen Erlebnisse in Betracht, die viele Menschen haben und nicht verarbeiten können.
Bei älteren Frauen evtl. auch der Beginn der Menopause?

LG
Antje


RE: vegetative Dystonie - Isolde Richter - 16.05.2010

Liebe Antje,
danke, dass Du etwas dazu geschrieben hast!!

Bei der Beschreibung des Krankheitsbildes "vegetative Dystonie" hat man nun so etwas das Problem, dass es in der Literatur durchaus unterschiedlich beschrieben wird. In neuerer Zeit kommt von dieser Bezeichnung eher weg und spricht lieber von somatoformen Störungen und Somatisierungsstörungen. Da dies zwei sehr ähnliche und auch wichtige Begriffe sind, werde ich darüber einen gesonderten Thread einrichten.

Also typisch für vegetative Dystonie:
Es handelt sich v.a. um jüngere Frauen zwischen 20 bis 40 Jahren, die über ständig wechselne Beschwerden klagen:
z.B. kommen sie die eine Woche in die Praxis und klagen über Schlafstörungen, die nächste Woche über Verdauungsstörungen wie z.B. ein ständiger Wechsel von Obstipation (Verstopfung) und Diarrhoe (Duchfall), nächste Woche: zu hoher/zu niedriger Blutdruck, nächste Woche: wieder Schlafstörungen, nächste Woche: Kopfschmerzen

Charakteristisch ist die lange Krankheitsgeschichte und die häufig wechselnden Beschwerden, und dass sie mit diesen Beschwerden von Behandler zu Behandler laufen - aber keiner kann richtig helfen. Dabei kann es sein, dass sie schon zum ersten Besuch beim neuen gewählten Therapeuten ihre Krankheitsgeschichte handgeschrieben von zuhause mitbringen: Welche Erkankungen sie bisher hatten und was dagegen gemacht wurde. Es kann sein, sie fangen mit den Kinderkrankheiten und dem Impfungen an und dann kommt die ganze Aufzählung bis zum heutigen Tag, einschließlich der genauen Mitteilung, was sie dagegen im Einzelnen gemacht haben.

Um einmal die vegetative Dystonie plakativ gegen eine andere Erkrankung abzugrenzen:
Angenommen, ein anderer Patient kommt und berichtet: bisher ging es mir eigentlich immer recht gut, aber seit einigen Tagen habe ich hier im Oberbauch Schmerzen, die immer schlimmer werden.

Frage: Wer ist vermutlich schwerer erkrankt, der/die Patientin mit der langen Krankheitsgeschichte und den ständig wechselnden Beschwerden oder der 2. Patient??
Bitte begründen warum.


RE: vegetative Dystonie - nicolemueller - 16.05.2010

Liebe Isolde,

eine Aussage darüber, wer schwerer erkrankt ist, möchte ich mir bei meinem Ausbildungsstand noch nicht zutrauen.
Sollte es sich jedoch bei der Kurzbeschreibung des 2. Pat. um eine akute Gastroenteritis oder um ein Magengeschwür handeln denke ich jedoch daß der 2. Pat. einen um ein vielfaches kürzeren Leidensweg hat. Schon allein dadurch, weil bei den Untersuchungen Magenspiegelung/Labor ein pathologischer Befund erhoben würde. Und daraufhin könnte eine adäquate Therapie eingesetzt werden.
Bei der Pat. mit der vegetativen Dystonie jedoch würde ja immer und immer wieder untersucht und es käme zu keiner Diagnosestellung, die Pat. würde wahrscheinlich irgendwann resignieren, sich als Hypochonder fühlen - oder wird als Hypochonder dargestellt - da würden sich - auch bei mir ehrlich gesagt- Depressionen einstellen.


RE: vegetative Dystonie - Antje - 16.05.2010

Der zweite Patient ist evtl. schwerer erkrankt weil seine Beschwerden auf ein akutes Geschehen hinweisen können.
Sie bestehen erst kurz, kamen plötzlich und werden schlimmer.

Patienten mit einer vegetativen Dystonie sind ja im Grunde nicht körperlich krank, auch wenn sie das anders empfinden.

LG
Antje


RE: vegetative Dystonie - Isolde Richter - 17.05.2010

Liebe Nicole,
schau mal hier haben wir schon ausführlich über den Hypochonder geschrieben, denn diese Störung muss man gut von der vegetativen Dystonie abgrenzen.
http://www.fernlehrgang-heilpraktiker.com/forum/Thread-Hypochondrie?highlight=Hypochonder

Liebe Antje,
Du hast es genau getroffen. In der Regel ist der 2. Patient der schwerer erkrankte. Man muss eher von einer schwerer Erkrankung ausgehen, wenn jemand bisher immer gesund war und nun plötzlich Beschwerden angibt.

Aber keine Regel ohne Ausnahme!!!
Es kann durchaus auch einmal so sein, dass der Patient mit vegetativer Dystonie im Laufe des Lebens einer organische Schädigung entwickelt hat - nun hat er aber keine vegetative Dystonie mehr - sondern ist in das Stadium einer Organschädigung übergetreten.

Kann jemand für diesen Fall ein typisches Beispiel bringen??


RE: vegetative Dystonie - Antje - 17.05.2010

Ein Beispiel, denke ich mal, wäre der Übergang von ständigen Magenbeschwerden zu einem Magengeschwür.
Ob das typisch ist weiß ich nicht, heute wird bei Magenbeschwerden ja meistens frühzeitig therapiert.

LG
Antje


RE: vegetative Dystonie - Isolde Richter - 17.05.2010

Danke für den Hinweis, liebe Antje!

Vielleicht kann aber mal jemand, der das Skript "Verdauung" schon durchgearbeitet hat, einen typischeren Verlauf von einer Weiterentwicklung eines Reizmagens angeben.


RE: vegetative Dystonie - Gini - 12.02.2011

Aus einem Reizmagen könnte sich eine Magenschleimhautentzündung entwickeln, da ja immer mal wieder vermehrt Magensaft produziert wird (z.B. stressbedingt, hineinsteigernd). Diese entzündete Schleimhaut könnte sich zu einer chronische Geschichte entwickeln (chronische Gastritis oberflächlich oder evtl. chron.atrophisch mit tiefergehenden Schäden), daraus kann dann wiederum durch die tiefergehende Schädigung auf Dauer ein Magenkrebs hervorgehen.


RE: vegetative Dystonie - Isolde Richter - 13.02.2011

"Gut´ Ding will Weile haben!"

Die Antwort hat zwar "etwas" gedauert, dafür ist sie jetzt aber suuuper ausgefallen! Smile