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Frage zu Dissoziationen - Druckversion

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Frage zu Dissoziationen - doertefisch - 10.03.2019

Liebe Savina, 

ich habe eine Frage zu Dissoziationen während einer therapeutischen Situation:

In der ICD-10 wird unter F44, G2. als Kriterium für eine Dissoziation genannt: "überzeugender zeitlicher Zusammenhang zwischen den dissoz. Symptomen und belastenden Ereignissen, Problemen oder Bedürfnissen". 

Ist diese Definition von "Dissoziation" auch anzuwenden, wenn ein Patient in einer therapeutischen Situation  (Einzel- oder Gruppentherapie) 
* die Situation "nicht mehr aushält"
* plötzlich Atemnot, Herzrasen o. Ä. bekommt
* "leer im Kopf" wird
* den eigenen Namen "vergisst"
* "innere Schwindelgefühle" oder tatsächlichen Schwindel erlebt
* die Beine "weich" werden und er sich nicht mehr aus eigener Kraft auf den Beinen halten kann
* intensive Angst erlebt
usw.?

Egal, ob es sich dabei um Dissoziationen handelt: Wie ist das angemessene therapeutische Verhalten? Was kann/muss man tun? Was auf keinen Fall?

Bei der Suche auf eine Antwort bin ich auf folgende PP-Präsentation gestoßen, die ich sehr gut finde, und die mein Verständnis dissoziativer Prozesse erweitert/vertieft:

http://ztp.welle.website/images/Fachtage/Dissoziation.pdf

Dennoch bin ich mir bezüglich meiner oben formulierten Fragen noch nicht so ganz sicher und würde mich deshalb freuen, wenn du dazu etwas schreiben (oder im laufenden HPP-Kurs an geeigneter Stelle sagen) könntest.

Schönen Sonntag noch 
aus dem heute äußerst windigen* Frankfurt am Main!
Dörte

*solche Stürme kündigen den Frühling an ...  Smile


RE: Frage zu Dissoziationen - Savina Tilmann - 19.05.2019

Liebe Dörte,
ich habe eine Weile überlegt, wie die beste Antwort an dieser Stelle auf deine Frage ist, da das Thema so umfassend und komplex ist. 
Wenn ich dir jetzt sage, wie die beste Vorgehensweise bei Dissoziation während der Therapiestunde ist, dann steht hier so viel, dass das niemand mehr liest :-)

Kurz zusammengefasst: 
Man sollte Tools kennen, die einen Menschen aus der Dissoziation zurückholen können und wieder im Hier und Jetzt verankern können. Und wenn man es ganz gut machen möchte, sollte man auch wissen, wie es dazu hat kommen können und wie man das in Zukunft vermeiden kann. Natürlich kann das auch "einfach so" geschehen, aber in der Regel ist die Dissoziation eines Patienten in der Praxis eine Reaktion auf eine Frage, eine Intervention oder eine Aussage vom Behandler bzw. der Behandlerin.
Worauf ich da achten sollte, ist zu komplex, um es hier auflisten zu können. Aus diesem Grund empfehle ich ja immer die spezielle Auseinandersetzung mit dem Thema Trauma - ob nun in meinen Seminaren oder in anderen.
Die Folien, die du verlinkt hast, zeigen deutlich, dass jedwede Diagnose der ICD10 aus Trauma entstehen kann. Es hat mich gefreut, das zu lesen, was ich immer gebetsmühlenartig wiederhole :-) 
Man kommt einfach nicht drumrum, sich mit Trauma auseinanderzusetzen, wenn man psychotherapeutisch arbeiten möchte. Selbst wenn man später nicht Traumatherapeut_in sein will, diese o.g. Grundlagen-Tools sollte eigentlich jede_r können.
Also auf in irgendein Trauma-Seminar :-)
Sonnigen Sonntag,
Savina