14. Türchen - Druckversion +- Heilpraktikerschule Isolde Richter (https://www.fernlehrgang-heilpraktiker.com/forum) +-- Forum: Kreativecke, Erfahrungsaustausch und Small-Talk (https://www.fernlehrgang-heilpraktiker.com/forum/forum-39.html) +--- Forum: Small Talk (https://www.fernlehrgang-heilpraktiker.com/forum/forum-40.html) +---- Forum: Adventskalender (https://www.fernlehrgang-heilpraktiker.com/forum/forum-385.html) +----- Forum: Adventskalender 2016 (https://www.fernlehrgang-heilpraktiker.com/forum/forum-645.html) +----- Thema: 14. Türchen (/thread-24626.html) |
14. Türchen - eva-e - 13.12.2016 Ihr Lieben Dies ist eine Geschichte, die ich vor Jahren selbst geschrieben habe , zu einer Zeit, in der sich mein Leben durch die MS von jetzt auf gleich komplett veränderte. es ist keine Weihnachtsgeschichte, doch Schreiben tat mir gut, ich konnte in eine Traumwelt schlüpfen, ich konnte das verarbeiten, was in mir vorging ohne dass (Mit)-Menschen bemerkten, dass es sich auch um meine Probleme handelte. Und es ging und geht nicht nur mir so, sondern vielen, egal ob Mensch, Tier oder Spielzeug, egal ob krank oder gesund, alt oder jung.......und es passiert auch in den sog. reicheren Ländern...........und wie sehr doch dann die Liebe eine Rolle spielen kann ....... Vor diesem Hintergrund ist es vielleicht doch eine kleine Weihnachtsgeschichte, entscheidet selbst.......... Der gute alte Teddybär In einem Kinderzimmer, ganz oben im 12. Stock eines Wohnhauses sass ein kleiner Teddybär, obwohl so klein war er gar nicht, er war größer
als die Puppe Laila und er war auch größer als das Hündchen Paule, vielleicht saß er deswegen ganz hinten in der Ecke, weil er sonst die anderen verdecken würde, aber nein, da war ja auch noch das Westernpferd Flocke und Flocke war bestimmt einen ganzen Kopf größer als der Teddy. Ach, und da war ja auch noch Mickey Maus, direkt aus Amerika von Tobis Onkel mitgebracht. Ja Tobi, all diese schönen Puppen und Figuren gehörten ihm. Tobi war 8 und schon ein großer Junge, immerhin ging er schon in die dritte Klasse einer Grundschule. Es war mal wieder Weihnachtszeit, das bemerkte der kleine Teddybär daran, dass da wieder so ein riesiges Etwas im Kinderzimmer hing, an das
Tobi jeden Morgen rannte, um etwas aus irgendwelchen Türchen rauszuholen. Und jeden Morgen kamen ganz furchtbare Gestalten dazu. Der kleine Teddy hieß übrigens Eugen, ja Eugen, weil Opa Eugen, diesen Teddy Tobi zu dessen Geburt geschenkt hatte. Opa Eugen war ein toller Mann, denn er sammelte Teddybären und als der kleine Teddy noch bei ihm wohnen durfte, da war vielleicht was los, da gab es den alten Teddy Kalle, der immer angegeben hat, weil er so ein Ding im Ohr hatte, es war so ein Knopf mit einer gelben Fahne dran, beim Spielen und Rumtollen war das aber immer hinderlich, da gab es die Teddydame Lulu mit ihrem wunderschönen Kleid und da gab es seine kleine Freundin Sissi mit der der kleine Teddy Tag und Nacht spielen konnte und sie erzählten sich Geschichten und rauften und lachten viel bis zu dem Tag, als Opa Eugen freudig ins Wohnzimmer kam, denn alle Teddys saßen bei ihm auf der weichen Couch mit Blick zum Fernseher und verkündete, dass einer von den Teddys zu seinem Enkel Tobi umziehen sollte, denn Tobi sei gerade auf die Welt gekommen und bräuchte unbedingt einen kleinen Spielkameraden. Natürlich reckten sich alle in die Höhe, da jeder diesen kleinen Tobi kennenlernen und mit ihm spielen wollte. Die Wahl fiel auf Eugen, denn er war weich, er hatte gerade die richtige Größe und Eugen war stolz. Auch Sissi war stolz auf Eugen, dass er nun
diese wichtige Aufgabe übernehmen durfte. Naja mit etwas Wehmut verabschiedeten sich die zwei, auch Kalle mit dem Knopf im Ohr hatte ein kleines unsichtbares Tränchen im Auge. Eugen kann sich noch genau an diesen Tag erinnern, er wurde in einen Korb gesetzt, es war ein sonniger Frühlingstag. Zusammen mit Opa Eugen fuhr er mit der Straßenbahn zu einem großen Haus mit vielen Fenstern. Vor dem Haus standen große Autos mit blauen Blinklichtern auf dem Dach und es war ein richtiger Lärm, viele und weiß gekleidete Menschen kreuzten den Weg, ständig fingen Sirenen an zu heulen und Tobi wusste nicht, wie ihm geschah, eigentlich hatte er ein klein bisschen Angst, aber er hatte ja eine Mission zu erfüllen, die Mission „Baby“. Und er war ausgewählt dies zu tun, ständig musste er an Sissi denken, was sie wohl gerade tat, er hatte immer noch ihr Gesicht vor Augen, auf der Stirn eine kleine Narbe, sie stürzte beim Spielen schon einige Mal von der Couch und landete unsanft auf dem Boden. Aber er mochte sie wie sie war, ob mit oder ohne Narbe, ihr Lachen war wundervoll,-ihre angedeuteten Sommersprossen auf dem kleinen hellbraunen Schnäuzchen- , einfach herrlich. Aber nun begann eine andere Zeit. Er sollte einen Freund bekommen, einen richtigen Freund, so sagte es Opa Eugen. Und ein Freund sei das Beste was einem passieren konnte. Dieser Freund sollte Tobi sein. Ja Tobi, ein laut kreischendes Würmchen kaum größer als er selbst. Opa Eugen und er betraten einen Raum und er wurde sanft in ein Bettchen gelegt zu einem naja kreischenden Etwas, einem Baby wie er später erfuhr. Alle freuten sich. Tobis Eltern waren begeistert. Tobi selbst bespuckte ihn gleich zur Begrüßung. Opa Eugen wischte ihm das Malheur zärtlich von der Schnauze. Und so begann Eugens Mission !!!! Nun waren 8 Jahre vergangen und Eugen hat schon viel erlebt. Jedes Jahr bekam Tobi neue Freunde dazu, erst kam Schlummerle, aber diese Puppe
war auch bald nicht mehr bei ihnen, da sie nicht funktionierte. Tobis Vater meinte sie bräuchte eine neue Batterie und so wurde sie einfach weggeworfen. Dann kam Lala, aber die war so arrogant. Eugen bemerkte, dass es immer zur selben Jahrezeit geschah, nämlich immer dann wenn Tobi Kerzen ausblasen sollte und Kuchen zum Abwinken bekam, die Eltern von Tobi sangen und nannten es Geburtstag. An Tobis nächstem Geburtstag kam dann Paule dazu, ein kleiner kläffender Köter, der auf Knopfdruck einen Rückwärtssalto machte, natürlich auch wieder batteriebetrieben und alle klatschten dann auch noch. Und an Tobis sechstem Geburtstag kam dieses riesige Pferd dazu mitsamt einer Cowboyausrüstung und einer Kugelpistole mit der Tobi Eugen schon öfters ins Auge oder an die Schulter geschossen hat, dass es wehtat. Eugen war traurig, dass Tobi dies gar nicht merkte. Als dann Tobis Onkel einen Arbeitsplatz in Florida bekam und er nur noch selten zu Besuch kam, brachte er diese Mickey Maus –Figur mit, die alles was man sagte nachplapperte. Tobis Eltern waren begeistert, da er so viel schneller Englisch lernen könne. Mittlerweile hatte Eugen keinen Platz mehr in Tobis Bett und saß deshalb mit allen anderen tief in ein Regal gedrückt. Manchmal wurde ihnen der
Staub abgewischt, aber mehr passierte nicht. Er hatte so sehr Sehnsucht nach Sissi und überhaupt nach Opa Eugens Couch, er wollte einfach nur mit all seinen Freunden da sitzen. Er wurde immer trauriger, denn auch Opa Eugens Couch gab es nicht mehr, da und das war sehr tragisch für alle gewesen, Opa Eugen bei
einem Autounfall tödlich verunglückt war. Kalle der Teddy mit dem Knopf im Ohr durfte mit Onkel Eugen beerdigt werden und alle sagten, dass er nun im Himmel sei, was hatte der doch für ein Glück. Er wusste nicht, was mit Sissi geschehen ist, aber er hörte, dass eines Tages die Wohnung mitsamt Couch entrümpelt wurde und Sissi wohl auch mit entrümpelt wurde, was immer das auch war. Nun war also Tobi 8 und an diesem Weihnachtsfest erhielt Tobi einen Kasten, er freute sich wahnsinnig, obwohl dieser Kasten , der ähnlich aussah
wie Onkel Eugens Fernseher weder reden noch sich bewegen konnte und weich, so wie er, war er auch nicht. Er flimmerte nur, doch seit dieser Zeit waren alle abgemeldet, Lala, Paule, sogar Flocke, das Cowboypferd. Tobi saß nur noch vor dieser Kiste und manchmal knallte es oder es klingelte, manchmal durfte er nicht mehr dort sitzen, weil seine Eltern schimpften. Und dann kam der nächste Geburtstag von Tobi und alles wurde abgeräumt, weil Tobi Platz brauchte für etwas, das Drucker hieß. Paule, Flocke, Lala und natürlich auch Eugen mussten weichen. Sie wurden alle in eine Plastiktüte gestopft und auf die Straße gestellt. Am nächsten Tag kam ein riesiges orangefarbenes Auto, ein Mann nahm die Tüte, warf sie in das Auto hinein und es war dunkel. Eugen fühlte sich gar nicht gut, es roch furchtbar - nach Fisch - nach allem und es war dreckig. Nach einer ziemlich langen Zeit -zumindest für kleine Teddybären- wurde alles ausgekippt und da lagen sie nun unter freiem Himmel, Vögel kamen und pickten an ihnen rum und immer wieder kam dieses Fahrzeug und leerte noch mehr auf sie, so dass ein richtiger Berg entstand. Eugen rutschte immer wieder aufs Neue umher und da erkannte er etwas, was er in seinem Kopf immer vor sich sah, ein Teddymädchen mit Sommersprossen und einer Narbe auf der Stirn. Sollte es wirklich Sissi sein, seine geliebte Sissi. Er versuchte bei der nächsten Anlieferung in ihre Nähe zu rutschen und das klappte auch. Er winkte ihr, sie erkannte ihn nicht, nein, war sie es überhaupt? Natürlich war es Sissi, seine geliebte Sissi, aber man hatte ihr übel mitgespielt, das linke Auge fehlte komplett und der rechte Arm hing nur noch an einem Faden. So versuchte er bei jeder neuen Anlieferung näher zu seiner Sissi zu rutschen. Eines Tages gelang es ihm und da erkannte auch Sissi ihren Eugen und beide waren froh, dass sie sich wieder gefunden hatten. Eugen hielt ganz fest Sissis linken Arm, nie wieder wollte er sie verlieren, nie wieder…… Der Frühling verging, es wurde Sommer, Sissi und Eugen hingen immer noch Hand in Hand zusammen am unteren Rand eines riesigen Müllbergs,
als plötzlich eine Gruppe Kinder die Müllhalde stürmte. Ein Junge. vielleicht 10 Jahre alt, entdeckte Eugen und da er ja eng an Sissi hing nahm er beide in die Höhe und freute sich die beiden gefunden zu haben. Er nahm sie mit nach Hause und zeigte sie den Eltern, worauf seine Mutter ganz entzückt aufschrie und eifrig anfing, Sissis Kleidchen und ihren Arm wieder zu reparieren, sie nähte ihr ein neues Auge an und dann hatten beide noch ein Abenteuer zu bestehen. Sie kamen in die Waschmaschine, das war so eine silberne Trommel, die plötzlich mit schäumendem Wasser gefüllt wurde, es duftete herrlich, so frisch und es kitzelte, doch ihm wurde auch ganz schön schwindelig und dann waren Sissi und Eugen auch noch komplett nass, aber sie waren glücklich, beieinander zu sein. Sie wurden aufgehängt in der warmen Sommersonne, dann kam Leon, der Junge, der sie mit nach Hause genommen hatte, er nahm die Klammern ab, die an Eugens Ohren befestigt waren und auch Sissis Hände an eine Leine zwickten und nahm sie mit ins Haus, wo schon die Mutter mit zwei wunderschönen karierten Schleifen wartete. Eugen bekam eine blaukarierte Schleife um seinen dicken Bauch gebunden, Sissi lachte. Sie bekam eine rotkarierte Schleife ins Haar zwischen ihre Ohren und sah noch schöner aus, als er sie immer in Erinnerung hatte. Sie wurden neben einen schönen Kuchen mit drei Kerzen auf einen Tisch gesetzt, es war ein Marmorkuchen und es roch wie früher bei Opa Eugen zum Nachmittagskaffee. Die Tür ging auf und herein kam ein kleines Mädchen mit einem roten schlichten Kleidchen und einer weißen Schleife im brünetten Haar, es war Sophie und es war Liebe auf den ersten Blick. Sie sah die beiden, ihr Herz machte einen Salto und das von Sissi und Eugen gleich mit. Sissi und Eugen wussten nicht wie ihnen geschah, sie flogen durch die Luft und landeten sanft in Sophies Armen. Leon, Sophies zehnjähriger Bruder hatte sie ihr zum Geburtstag geschenkt und für ein Mädchen, das in ärmlichen Verhältnissen aufwächst, waren Eugen und Sissi das schönste Geschenk, das sie je bekommen hat, alle waren glücklich. Eugen und Sissi lebten noch lange bei Sophie im Bett und sind nun die kleinen Spiel- und Kuschelgefährten von Sophies Baby Lena, Eugen ist jetzt ein stolzer Brownie und Sissi heißt jetzt Luna, aber im Herzen sind sie weiterhin Eugen und Sissi geblieben, ein altes verliebtes Teddybärenpärchen, und…………..sie werden immer noch geliebt, manchmal mehr denn je………. |