Heilpraktikerschule Isolde Richter

Normale Version: Prüfung HPP vom 24.10.12 in Husum
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Prüfungsprotokoll aus der Mündlichen in Husum:

Hatte am 24.10.12 meine Prüfung und hat alles gut geklappt. Frau Dr. Petersen prüfte, Heilpraktiker Berg, Psychiater, ein interessierter Arzt und Frau Cordes waren anwesend. Atmosphäre war sehr freundlich und locker. Auf dem Tisch standen Kekse und Wasser... sehr gemütlich!

Frau Dr. Petersen kam gleich zur Sache:
Fall:
P: Eine 19-jährige junge Frau kommt zu Ihnen in die Praxis.
Ich: (äähh, mehr nicht?) Warum kommt sie?
P: Weiss sie auch nicht, ihre Eltern haben sie geschickt, keine Ahnung warum, ihr geht es gut.
Ich: Was glauben denn die Eltern, welche Probleme sie habe?
P: Die meckern immer, sie würde zu wenig essen und sei zu dünn, sie findet das nicht und sie fühlt sich sehr wohl.
Ich: Wie groß ist die Frau und wie viel wiegt sie?
P: 1,70 m und 48 kg
Ich: Ich würde den BMI bestimmen.
(16,6 16-18 leichtgradiges Untergewicht, hinterher nachgeschaut, hätte die Grenzwerte nicht gewusst, wurde Gott sei Dank nicht gefragt)
Berg: Wie bestimmt man den BMI und was ist das überhaupt?
Ich: body mass index: kg dividiert durch Quadratmeter
P: (ungeduldig) Was halten Sie von dem Gewicht, normal, zu wenig?
Ich: (vorsichtig) ich würde sagen, das ist zu wenig. Hat Sie schon einmal mehr gewogen und wenn, wann war das?
P: vor 2 Jahren wog sie 8 kg mehr.
Ich: Gab es einen besonderen Anlass, warum sie in dieser Zeit abgenommen hat, Krankheit, irgendein belastendes Ereignis?
(Betone, dass 56 kg bei der Größe auch nicht viel ist. P nickt )
P: Nein nichts davon.
Ich: Wollte sie abnehmen?
P: Ja
Ich: (muss ich ihr alles aus der Nase ziehen?) Sie hat diese Kilos heruntergehungert (nickt) , warum?
P: Sie fand ihren Hintern zu dick, ihre damalige Freundin hatte das gleiche Problem und sie haben sich gegenseitig motiviert.
Ich mache jetzt eine Familienanamnese, Eltern Geschwister: Körperbau, Gewicht, alles in Ordnung.
Ich: Treibt sie viel Sport?
P: 2 mal pro Woche Joggen und 2-3 mal Fitnesstudio (Aha, ich versuche differenzialdiagnostische Abgrenzung)
Schwierigkeiten in der Schule/Arbeitsplatz, Mobbing? (Nein, alles ok). Ich klappere alles ab, organische Störungen (in ärztlicher Behandlung? Nein), Medikamente, Alkohol, Drogen, Affektive Störung, Suizidalität, Angst, Zwang, Persönlichkeitsstörungen. Werde immer sofort ausbremst, immer alles in Ordnung. Werde nervös, habe ich etwas übersehen? so einfach kanns doch nicht sein. Freund? Der hat sie vor 2 Monaten verlassen, hielt es nicht mehr aus, machte sich Sorgen. P unterbricht.
P: Was fällt Ihnen bzgl. Freund noch ein?
Ich: Gab es sexuelle Probleme? (Das wollte sie hören, das wäre doch typisch)
(okay, doch "nur" Magersucht?)
Frage nach Abführmittelgebrauch, Diuretika (Nein), Herbeiführen von Erbrechen (Ja, manchmal wenn sie bei ihrer Oma gegessen habe- bei der schmeckt es so gut - fühle sie sich hinterher schlecht, dann steckt sie sich den Finger in den Hals.)
P: (ungeduldig) Ich nehme an, Sie haben sich eine Meinung über die Diagnose gebildet.
Ich: Anorexia nervosa
P: Genau, nennen Sie weitere typische Symptome.
Ich: Fixierung auf das Gewicht, Abnehmen weitgehend durch Reduzieren und kalorienarme Auswahl der Lebensmittel,
Amenorrhoe, Lanugobehaarung (P: was ist das?), übermäßig Sport, meist sehr leistungsorientiert und ehrgeizig
P: Fällt Ihnen noch etwas ein?
Ich: (Sauge mir noch einiges aus den Fingern: Elektrolyte, etc., will sie nicht hören. )
P: Schwindel, Ohnmachten, das ist auch typisch.
Ich: Ich habe doch nach körperlichen Störungen gefragt
P: Sie ist schon mal im Büro umgekippt, das sagen die einem nicht sofort, da muss man schon öfter nachfragen.
P fragt, welche Essstörungen ich noch kenne, Kriterien und Abgrenzungen untereinander.
P: Jetzt eine kleine Variation, stellen Sie sich vor die junge Frau wäre zu Ihnen gekommen und hätte über Wasseransammlungen in den Beinen geklagt, an welche Ursachen denken Sie da?
Ich: Herz macht nicht mehr mit, alarmierender Zustand
P: (unterbricht) Nein, das meine ich jetzt nicht (mir fällt nichts ein), durch Eiweißmangel bedingte Niereninsuffizienz, Hungerödeme. (ich dachte, die wären in der Bauchgegend?)
P: Gut und was machen Sie jetzt mit der Frau?
Ich erkläre, dass verhaltenstherapeutische oder andere psychotherapeutische Angebote hier wohl sinnlos sind, da die Krankheitseinsicht fehle. (nickt, will mehr wissen) Ich schlage Zusammenarbeit mit Eltern und Arzt vor (P weist auf ihr Alter hin, welche rechtlichen Möglichkeiten gäbe es?) Ich weise auf Psych KG hin, zähle Kriterien auf. P fragt, ob ich akute Eigengefährdung diagnostizieren würde? ich stocke, akut nein, aber bei weiterem Gewichtsverlust wird lebensbedrohlicher Zustand erreicht. P fragt, ob mir eine andere rechtliche Möglichkeit einfalle.
(grübel, ------ Erleuchtung) Hat die Frau einen Betreuer/in? (das wollte sie hören) Jeder kann Betreuung beantragen, es gibt 4 Bereiche, in diesem Fall evtl die Mutter für Gesundheitsfürsorge und Aufenthaltsbestimmungsrecht.


Ich hatte den Eindruck, P legte Wert auf Anamnese, dabei Abhaken der psychopathologischen Kriterien. Wenn ich differenzialdiagnostische. Fragen stellte, die in die richtige Richtung wiesen, wurde ich abgeblockt, die Erwähnung genügte anscheinend. Insgesamt wurde in diesem Jahr sehr viel Wert auf die Sozialanamnese gelegt.