Heilpraktikerschule Isolde Richter

Normale Version: Neue Autorität - Ein Leserbrief
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Gedanken zum Artikel „Neue Autorität“ von Sandro Hänseroth erschienen in „Stark durch Naturheilkunde“ 2/2021

Der genannte Artikel beschäftigt sich mit einem sehr häufig diskutierten Thema, zu dem ich gerne einen weiteren Betrachtungswinkel eröffnen möchte.
Wie im Artikel gesagt „Kinder und Jugendliche ändern sich, weil Eltern und Bezugspersonen sich ändern und eine andere Haltung einnehmen.“ - Genau auf diese Verhaltensänderung möchte ich eingehen.

Im Artikel wird gesagt:
„Seit der Jahrtausendwende ist die neue Autorität eine neue Form und Haltung zur Autorität.“

Autorität begegnet uns im Alltag sehr häufig, jedes Verkehrsschild zeugt davon – hier hat jemand Regeln aufgestellt – und wir sollen uns nun daran halten. Wie fühlt sich das an? Wenn uns die Regelung verständlich ist, für uns einen Sinn ergibt oder gar zu unserem Vorteil ist, dann ist das alles einleuchtend. Doch wenn sie unsinnig oder gar widersprüchlich erscheint – wie fühlen wir uns dann? Wie geht es an dieser Stelle weiter? Achten wir die Autorität, noch dazu wenn wir nicht beobachtet werden und keine Sanktionen zu erwarten sind? Kinder werden dieses Verhalten beobachten und spiegeln.

Die eigene Einstellung zur Autorität ist wichtig, wenn wir Autorität ausüben wollen – oder müssen, ob als Erziehungsberechtigter (Erziehungsplichtiger), Pädagoge oder Führungskraft und lediglich Angst vor Strafe mag hier kein ausreichendes Motiv liefern.

Unser systemisches Bild vom Mobile stößt hier ebenfalls an seine Grenzen, wenn die Frage im Raum steht, warum manche Systemmitglieder mehr Autorität oder Macht haben als andere. Vergleicht man das System hingegen mit dem menschlichen Körper, wird klar, warum z.B. ein Oberarm mächtiger (stärker) ist, als der kleine Finger und warum ein Schultergelenk mehr Bewegungsmöglichkeiten (Freiheitsgrade) besitzt als ein Ellenbogen. Ein entsprechendes, zum Nachdenken anregendes Zitat, möchte ich hier einmal anführen.

„Wenn sie alle derselbe Körperteil wären, wo wäre dann der Körper? Nun sind sie aber viele Körperteile und doch ein einziger Körper. Das Auge kann nicht zur Hand sagen: „Ich brauche dich nicht“, und der Kopf kann auch nicht zu den Füßen sagen: „Ich brauche euch nicht.“ Vielmehr sind die Teile des Körpers, die schwächer zu sein scheinen, notwendig, und die Körperteile, die wir für weniger ehrbar halten, umgeben wir mit größerer Ehre. So bekommen unsere unansehnlichen Teile mehr Anständigkeit, während unsere ansprechenden Teile nichts benötigen. Dennoch hat Gott den Körper so zusammengefügt, dass er dem Teil, der einen Mangel hatte, größere Ehre verlieh, damit es keine Spaltung im Körper gibt, sondern seine Teile sich umeinander kümmern. Wenn ein Teil des Körpers leidet, leiden alle anderen mit, und wenn ein Teil geehrt wird, freuen sich alle anderen mit.“ (Bibelbuch 1. Korinther 12:19-26)

Dieses Bild mag helfen, einen besseren Einblick in die Funktionsweise einer menschlichen Gesellschaft zu bekommen und zu verstehen, wie wichtig harmonische Zusammenarbeit ist. Denn ob oben beschriebener Körper zu einem Pianisten oder Balletttänzer gehört, Erfolg kann sich nur durch harmonisches Zusammenspiel einstellen.

Einen weiteren Gedanken möchte ich zu dem Zitat „Verhalten ist immer auch ein Ausdruck von Bedürfnissen – und nicht immer können Kinder und Jugendliche diese Bedürfnisse genau benennen – oder gar erschließen“ anbringen.

Wie der Blick auf Volks- und Zivilisationskrankheiten zeigt, allem voran die Auswirkungen von Fehlernährung, drängt sich mir die Frage auf, von wem Kinder das Wahrnehmen von Bedürfnissen und den adäquaten Umgang damit lernen sollen. Ist doch unser Hungergefühl noch lange kein Ausdruck unseres Körpers nach ausgewogener Ernährung und auch unser Durstgefühl ist laut Experten kein Gradmesser für das Bedürfnis nach sauberem Trinkwasser.
Sowohl das Thema Autorität wie auch das Thema Bedürfnisse lassen sich als Familie leichter angehen, wenn man Familie als Projekt oder Mission versteht, bei der es Ziele zu erreichen gilt und wo durch wöchentliche Lagebesprechungen die Gefühle und Bedürfnisse aller Familienmitglieder kommuniziert und gewürdigt werden.

Wie man als Familie das Erkennen und Benennen von Bedürfnissen im Rahmen solcher Lagebesprechungen üben kann, wird in dem folgenden Video deutlich.

https://d34ji3l0qn3w2t.cloudfront.net/a1..._r720P.mp4

Ich hoffe ich konnte dem Leser eine weitere Betrachtungsweise und eine neue Perspektive auf dieses so wichtige Thema ermöglichen.