Heilpraktikerschule Isolde Richter

Normale Version: W - wie Wernicke Enzephalopathie
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Mal was aus den Fortgeschrittenen Themen der Heilpraktikerausbildung. Heute geht es um eine Veränderung im Gehirn, die häufig im Zusammenhang mit Alkoholabusus auftritt, jedoch durchaus auch andere Ursachen haben kann.

WERNICKE ENZEPHALOPATHIE
auch bezeichnet als Pseudoencephalitis haemorrhagica superior
Def.: Degenerative Hirnschädigung aufgrund eines Vitamin B1 Mangels

Info:
- gilt als neurologischer Notfall = je schneller behandelt, desto größer die Möglichkeit der Heilung
- benannt nach Carl Wernicke (erkannte blutenden Veränderungen in der grauen Substanz)
- Enzephalopathie = Gehirn-Funktionsstörung
- Vitamin B1 = Cofaktor im Kohlenstoffwechsel und im Aminosäurestoffwechsel

Patho:
- Thiamin wird zu Thiaminpyrophosphat aktiviert = Coenzym
- notwendig im Kohlenhydratstoffwechsel = Energiestoffwechsel
- Störungen im Energiestoffwechsel führen zu Zelluntergang
- Folge: Läsionen im entsprechenden Hirnbereich mit petechialen Einblutungen

Ursache:
*** Mangel an Vitamin B1/Thiamin
... Mangelernährung
    - v.a. bei Alkoholabusus
    - chronisch entzündliche Darmerkrankungen
    - chronische Gastritis
    - möglich aber auch bei Essstörungen mit häufigem Erbrechen
... Tumorgeschehen
... seltener aufgrund bariatrischer Chirugie (Adipositaschirugie)

Symptome:
*** neurologische Funktionsstörungen
häufig als Trias beschrieben (tritt aber nur bei ca. 15% auf)
  1. Ataxie zerebelläre: Bewegungskoordination gestört mit Gang- und Standunsicherheit
  2. Bewusstseinstörungen, qualitativ wie quantitativ (Stichwort: HOPS hirnorganisches Psychosondrom)
  3. Okulomotorik-Störungen, wie z.B. Augenmuskelparesen, horizontaler Nystagmus, Pupillenstörungen
trotz fehlende Trias kann eine Wernicke Enzephalopathie vorhanden sein

*** weitere mögliche Symptome (je nach Ausmaß)
- Dysarthrie (motorische Sprechstörungen)
- Dysdiadochokinese (antagonistische Bewegungen gelingen nur eingeschränkt)
- Dysphagie (Schluckstörungen)
- Hypotonie (niedriger Blutdruck)
- Hypothermie (Unterkühlung)
- Insomnie (Schlafstörungen)
- kognitive Defizite (Aufmerksamkeit, Gedächtnis, Planung, Strukturierung, etc)
- Polyneuropathie (als Folge des Alkohols)
- Reflexstörungen

Diagnostik:
- Klinik und Anamnese
- Blut: Thiaminmangel
- MRT = symmetrische Läsionen im Hypothalamus (insb. Corpus mamillare), Thalamus und/oder Mittelhirn
  (alles Bereiche in denen ein großer Bedarf an Thiamin herrscht)

Therapie:
- Thiamingabe i.v.

CAVE: wir oft erst verzögert diagnostiziert
- Folge: hohe Letalität
- Übergang in Korsakow-Syndrom = Defektsyndrom bei chronischem Thiaminmangel
   ... Trias aus Konfabulationen, Orientierungsstörungen, Merkfähigkeitsstörungen
       Gedächtnisstörungen in Form von antero- und retrograder Amnesie


So damit wünsche ich euch weiterhin viel Freude beim Lernen, auch mit den vielleicht etwas komplexeren Themen.
Motivierende Grüße Gini