Heilpraktikerschule Isolde Richter

Normale Version: Wann ist es Zeit, aufzugeben?
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Guten Abend zusammen!
Ich bin eine von euch – habe hier meine HPP-Ausbildung gemacht, war im Forum aktiv und arbeite seit einigen Jahren in eigener Praxis. Heute schreibe ich hier jedoch anonym, da ich unter meinem vollem Namen mit Homepage etc. angemeldet bin und erstmal für mich selbst sortieren muss, wie es nun weitergeht. Ich hoffe, ihr habt dafür Verständnis.

Wenn man spürt, dass man es weder zeitlich noch körperlich und gesundheitlich schafft, weiter auf zwei bzw. drei Hochzeiten zu tanzen (Hauptjob , Familie, Praxis) ist es dann sinnvoll, eine Sache loszulassen? Ich bin so zwiespältig.

Ich habe diese Optionen zur Wahl:

- Den Hauptjob (ca. 7-8 Std. tgl.) aufgeben? Ich arbeite gern für meine Firma (seit 20 Jahren), der Job ist nicht anstrengend und relativ sicher. Bin dadurch sozialversichert etc. und das sichert letztlich auch das Dasein der Praxis.

- Die Praxis aufgeben? Diese kommt mittlerweile mit einem ganz kleinen Plus raus, nach Abzug von Fixkosten. Aber letztlich von mir als „Hobby“ gesehen. Dennoch frisst dieses „Hobby“ einen erheblichen Teil meiner Zeit. Die Patiententermine, die Vorbereitung, die Nachbereitung, das immer wieder hineindenken in Patienten und deren Probleme. Und das, obwohl ich bewusst nicht viele Patienten habe (weil ich es sonst überhaupt nicht schaffen könnte).

- Die Familie noch weiter vernachlässigen? Ich merke selbst, wie ich zu nichts mehr komme. Unser Garten, den ich früher immer liebevoll saisonmäßig hergerichtet habe, ist fast Wildwuchs (bisschen übertrieben jetzt). Der Haushalt … nun ja … mein Mann kümmert sich neben seiner Arbeit um vieles, was ja nicht verkehrt ist. Meine Kinder … die werden häufig vertröstet, weil Mama „gleich in die Praxis muss“.

- Meine Freizeit einschränken? Upps … ich hab ja schon seit Jahren keine mehr. Ich arbeite tgl. von 8.00 Uhr bis ca. 15.30 Uhr, bin kurz zuhause, hetze dann in die Praxis, komme abends nach Haus, mache dann Buchhaltung, Bürokram und alles, was für die Praxis anfällt. Die Tage, wo ich nicht in der Praxis bin, sind meist andere Dinge zu erledigen (Arztbesuche, Einkäufen und sonstige notwendige Dingen)

Ich merke, wie mir dieses Leben immer mehr zusetzt. Ich habe die Praxis mit viel Liebe eingerichtet, bin mit viel Euphorie gestartet. Aber immer mehr beschleicht mich der Gedanke, dass dieser Traum zum Alptraum wird.

Ich frage mich immer öfter:
Wo bleibe ICH in dem ganzen System? Mal ein Eis essen gehen mit einer Freundin? Kein Gedanke dran. Am Wochenende einfach mal nichts tun? Geht nicht … da wird gemacht, was die Woche über liegenbleibt. Ich liebe malen, bin sehr kreativ, habe früher immer viel und gern gemalt … eine leere Leinwand bei IKEA hat mich letztens fast zum Weinen gebracht, weil mir schlagartig klar wurde, dass ich dafür wohl nie wieder Zeit haben werde. Und da begann es an mir zu nagen. Irgendwas stimmt doch hier nicht.

Ich möchte von euch jetzt keinen Plan für ein besseres Zeitmanagement haben. Ich hab bereits jede Minute meines Tages verplant. Es geht auch nicht um finanzielle Dinge.

Es geht schlicht darum, an richtiger Stelle loslassen zu können – und das kann in meinen Augen nur die Praxis sein.

Aber da ist die Angst, es eines Tages zu bereuen.

Ist hier jemand, der diesen Schritt (der für mich soviel schwerer ist, als damals die Entscheidung für den Aufbau) gewagt hat und es nicht bereut hat?

Danke fürs Zuhören.

Beste Grüße von einer (anonymen) Kollegin.
Tja wie soll man Dir diese Frage beantworten?

Diese Aussage:

"Wenn man spürt, dass man es weder zeitlich noch körperlich und gesundheitlich schafft, weiter auf zwei bzw. drei Hochzeiten zu tanzen (Hauptjob , Familie, Praxis) ist es dann sinnvoll, eine Sache loszulassen?"

zeigt das, dass Du schnellstens meiner Meinung was verändern musst, ansonsten sitzt Du irgendwann auf der anderen Seite des Schreibtisches!

Stell Dir doch einfach mal ein paar andere Fragen:

Woran hängt Dein Herz??? 
An Deinem 8 Stunden Job mit seiner Sicherheit oder an Deiner Praxis ? 
Warum hast Du die Ausbildung gemacht???
Ist die Überbelastung da, weil Du zuviel machst oder auch weil die Arbeit mit Patienten für Dich zu anstrengend und zu belastend ist?
Wenn Du Dich auf die Praxis konzentrieren würdest - würde Sie dann besser laufen und würdest Du Dir dann Freizeiten einbauen?
Was ist für Dich das wichtigste überhaupt!

Verändern mußt Du was - aber beantworte Dir diese Fragen und eigentlich weißt Du dann wahrscheinlich schon wie es weitergeht!

Und wenn man etwas bereut, ist es nie zu spät auch nochmal etwas zu verändern!!!
Ich wünsche Dir das Du die richtige Entscheidung triffst!
Aufbaujahre sind immer hart. Du schreibst, dass Du bewusst "wenig" Patienten hast. 8 Std. arbeiten und dann Praxis und Familie ist sehr hart und geht auf Dauer nicht. Konntest Du nicht in Deinem Hauptjob Stunden reduzieren und die Praxis weiter ausbauen?
Hallo !

Als Mann mische ich mich auch mal ein.
Mein Rat an Dich: lasse dich für einige Zeit aus dem Verkehr ziehen, sprich: melde dich krank.
Nutze die Zeit um Dich wieder zu finden !
Wenn du dich wirklich nicht entscheiden kannst, welchen Weg du gehen möchtest versuche zu reduzieren.
Wenn du 50 Prozent arbeitest, hat Du hoffentlich mehr Zeit für das was du möchtest. ...

Viele Grüße Markus
Ich schließe mich Markus mal an, nehme eine Auszeit, in Form von Kur, Urlaub, oder gehe einfach mal in ein Kloster, weg von allem, weg von Fam., Arbeit, Geschäft etc.und denke mal über Dich, Dein Leben und alles nach, was Du selber eigentlich möchtest.
z.B.
lieber arbeiten gehen?
das eigene Geschäft?
Familie ?
Dein Garten?

Denke mal selber nach, was Du ich betone Du möchtest.
Hier wirst Du viele Ideen bekommen und auch Ratschläge, aber am Ende musst Du ja selber für Dich eine Entscheidung treffen, also

Auszeit nehmen und nachdenken
Hallo Lavendel,


ich habe 36 Jahre einschl. Kinder, Ehemann, Hausbau, wenig Geld, mehr Geld, kranker Eltern etc. in meinem Job als Med. Fachangestellte gearbeitet, viele Jahre davon Vollzeit.
Berufsbegleitend habe ich Ausbildungen als Bioenerg. Massagetherapeutin, Reiki n. Dr. M. Usui, Psycholog. Beraterin, Bachblütenberaterin, Syst. Aufstellung u. Trauerbegleitung gemacht, mit dem Ziel einmal das tun wofür mein Herz schlägt. Darüber hinaus bin ich seit vielen Jahren Buddhistin, habe ein Grundstudium am Tib. Zentrum in Hamburg (unter der Schirmherrschaft S.H. des 14. Dalai Lama) absolviert.


Anfang diesen Jahres ging es mir psychisch schlechter u. schlechter, vor etwa 12 Jahren hatte ich wegen viel zu viel Arbeit bereits einmal eine schwere Depression, außerdem war meine Mutter gestorben, die ich viele Jahre begleitet u. sehr geliebt habe.
Ich habe auf 50% reduziert, gleichzeitig wurde die Nachfrage nach meinen Massagen, Reiki u. Beratung größer. Mein Hausarzt hat mir vorgeschlagen mich einige Wochen krank zu schreiben, um zu sehen bzw. feststellen zu können, wie es sich anfühlt aus dem Job draußen zu sein, ob ich mir das überhaupt vorstellen könnte.

Komisches Gefühl, immer eigenes Geld verdient, unabhängig, ziemlich ausgeprägtes Sicherheitsdenken. Daran habe ich gearbeitet.
Kaum wieder im Job hat es etwa 3 Monate gedauert, einige Kolleginnen haben mir das Leben sowieso nicht ganz so leicht gemacht, war klar, daß ich es mir wert bin nun das zu leben, auf was ich so viele Jahre hingearbeitet habe. Ich habe zum 30. Juni '15 gekündigt. Mein Hausarzt hat mir ein Attest ausgestellt, damit ich gleich Arbeitslosengeld bekomme u. nicht gesperrt werde. Das hat geklappt! Ich sehe es als Übergangshilfe.

Seit etwa 2 Wochen geht es mir täglich besser, ich schlafe wieder, meine Angst wird besser, ich freue mich am Leben.
Ich habe jeden Tag Anmeldungen, ich trete das Geld nicht in Säcke, aber ganz offensichtlich kann etwas Neues beginnen. Ich für mich lebe sehr bescheiden, brauche ab und zu ein paar Bücher, habe ein Auto, 2 Patenkinder im Ausland, die ich unterstütze.
Ich kann wieder regelmäßig meditieren, in Ruhe eine oder auch zwei Tasse(n) Kaffee trinken, besinne mich auf das Wesentliche.

Ein großes Glück für mich ist, daß meine Töchter mit ihren Ausbildungen fertig sind und ihr eigenes Geld verdienen, somit stehe ich hier nicht mehr in der Verantwortung.
Ich bin verheiratet, habe einen berufstätigen Mann.
Nun übernehme ich mehr denn je Verantwortung für mich, mein Übergewicht wird langsam weniger, weil ich nicht mehr so viel Süßes essen muß, in 2 Wochen bekomme ich einen Labrador-Welpen, ein lange gehegter Traum von mir. Bin deswegen zwar total aufgeregt, aber werde es schon hinbekommen.
Ich bin 55 Jahre alt, ich erlaube mir das zu leben wofür mein Herz schlägt. Wer weiß denn schon, wie lange dieses Herz überhaupt noch schlagen darf?!

Viele Jahre habe ich Menschen erzählt, wie wichtig es ist das Wesentliche zu erkennen, achtsam zu sein, nicht unterzugehen im täglichen Chaos, ich selber wäre fast untergegangen, aber nur fast. Es geht nicht um aufgeben, es geht um anders machen, für Dich stimmig machen. Je entschlossener u. klarer Deine Motivation wird, desto leichter wird es Dir fallen etwas zu ändern.

Ich wünsche Dir von ganzem Herzen wundervolle Entscheidungen, ganz herzlich Heike.
Liebe Lavendel,
schon dein "Name" drückt für mich was aus, Lavendel123, wie ein Zauberspruch :-)

Du fragst nach großen Entscheidungen, dies oder das ... so wie alle anderen hier auch, frage ich mich, wie du in "Lavendel-Stimmung" wohl für dich Hauptberuf, Hobby-Praxis, Familiendasein gestalten, geträumtermaßen und/ oder das Unmögliche dir vorzustellen wagen wollen würdest. Der erste Schritt ist ja getan, rein ins Lavendel(feld) raus aus der Alltagsmühle, solange wie du für dich brauchst. Ist das denn möglich?
Ich bedanke mich für die vielen lieben Antworten.

Meine Entscheidung ist gefallen. Und sie war nicht mal schwer:
Ich habe den Praxisbetrieb eingestellt. Ich habe alle Patienten informiert. Ich habe die Kündigung für die Räume rausgeschickt. Es ist also nun sozusagen amtlich.

Und wißt ihr was?
Ich fühle mich toll dabei. Ich bereue es nicht eine Sekunde lang. Ich bin eh ein Mensch, der nicht ständig in der Vergangenheit rumkrost. Wenn ich mich für irgendwas entscheide, dann sehe ich direkt die positiven Dinge, die diese Veränderung mit sich bringt.

Und eines ist mir klargeworden in den vergangenen Tagen:
Ich habe genau DAS erreicht, was ich in meinem Leben noch erreichen wollte. Ich habe Jahre in die Ausbildung investiert (Zeit und Geld und viele, viele Nerven), ich habe die Prüfung beim Gesundheitsamt geschafft, ich habe einige Jahre in eigener Praxis gearbeitet. Ich nehme (in Bezug auf die Therapiearbeit) nur positive Erinnerungen mit.
Ich sehe mich also grad so gar nicht als "Versager" oder "Hinschmeißer", denn ich tu das einzig Richtige:
Ich kümmere mich um mich - so, wie ich es den Patienten immer nahegelegt habe.

Ich werde meinen Hauptjob hoffentlich bis zur Rente durchziehen können, kann mich wieder um schöne Dinge mit der Familie kümmern, habe keinerlei finanzielle Einbußen und ich werde meine Abende nutzen, um zu schreiben oder zu malen. Ganz ohne Druck und Stress. Ob mein Roman im nächsten Jahr oder im übernächsten Jahr fertig wird, ist doch vollkommen egal. Oder auch gar nicht? Egal ...

Ach, Rautigunde ... der Name Lavendel klingt zwar schön und riecht gut, aber eine erleuchtende Bedeutung hatte die Wahl dieses Namens nicht Big Grin . Auf meinem Schreibtisch steht ein Kalender und der Monat Juli zeigt einen Lavendelbusch. Die 123 packte ich dahinter, weil es den Namen "Lavendel" anscheinend bereits gab. Ich hatte einfach das Bedürfnis, unter einem Fremdaccount mein Herz auszuschütten, ohne womöglich von Patienten oder Bekannten gelesen zu werden. (Ich vermute aber, dass der/die eine oder andere mich mittlerweile meinem Real-Namen zuordnen konnte). Falls ja, dann pssst Angel Cool

Liebe Grüße
Lavendel
Liebe Lavendel,

obwohl ich tatsächlich eine Idee habe, wer sich hier verbirgt, benutze ich diese wohl duftende Anrede.

Bedauern tu ich es schon ein bissel - aber auch verstehen... die Sehnsucht beim Anblick leerer Leinwände kann ich sehr gut nachvollziehen Smile

Vielleicht ändert sich ja der Lebensverlauf einmal und dann packst du die Urkunde doch wieder aus? Wer weiß das schon...

Wenn es dir nun besser geht mit und nach dieser Entscheidung, dann wünsche ich dir alles Gute für dich und all die schönen Dinge, die du nun wieder anpacken kannst. Ich wünsche dir, dass du die Freizeit und deine Familie nun wieder in Ruhe genießen kannst, daran Freude hast und die guten Erinnerungen an diese schöne und erlebnisreiche Zeit als wertvollen Schatz in dir verwahrst. Das Lernen hat doch auch richtig Spaß gemacht Wink und die Praxis sicher auch. Es hat gefordert aber auch gefördert und die Resultate daraus verbleiben dir ja auf jeden Fall.

Viele liebe Grüße Heart

Regina
Ich kann Lavendel verstehen. Einen Hauptjob den man mit 100%, also Vollzeit, nur machen kann (wenn TZ nicht möglich ist) und "nebenher" eine Praxis. Puh... Ich denke das geht nur sehr schwer. Wieviel Arbeitszeit hat man dann pro Woche, das Wochenende auch noch miteinplanen zum vor-/nachbereiten der Sprechstunden und Therapien? 60-70 Stunden? Da ist ja jeder Top-Manager noch besser dran mit seinen Überstunden im Büro. Scheint mir wirklich unmöglich zu schaffen, auch weil jeder Mensch Erholung und Freizeit für sich und eigene Familie braucht. Daher verstehe ich die Entscheidung.