Heilpraktikerschule Isolde Richter

Normale Version: Der Stärkere siegt!
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Hier ist etwas für den Sonntag Big Grin
Vielleicht haben nicht nur die THPs Spaß an diesem neuen Abenteuer....
Seit etwa einem Jahr leidet mein betagtes Kampf-Katerchen an einer Niereninsuffizienz. Er ist recht munter und zeigt auch sonst außer einem riesigen See beim Pieseln keine Anzeichen von Problemen. Die Probleme habe eher ich, weil er wohlerzogen fleißig buddelt, um den See sauber zu verschütten und sich dabei die Pfoten einschlämmt. Mit denen er mir dann im ganzen Haus herumläuft. Bevorzugt auf dem Kristalltisch und dem Bettüberwurf. Big Grin

Selbstverständlich bekommt er von mir Mittel zur Behandlung. Dabei stellte sich folgendes Problemchen: Wie bekommt man ihn dazu, eine Pille zu schlucken? Hier mein Bericht.

1. Versuch
Ich erkläre ihm, warum er die winzige Tablette einnehmen muss, fülle seinen Teller mit einer Leckerei, die ich ihm nach erfolgreichem Schlucken verspreche. Der Teller steht in Sicht- und Riechweite auf dem Küchentisch.
Ich nehme den Kater auf den Schoß, biege sein Köpfchen in den Nacken und öffne vorsichtig sein Mäulchen mit dem Zeigefinger. Dann lasse ich die Tablette in seinen Rachen fallen.
War nichts.
Meine Bluse ist vollgesabbert, die Tablette klebt an der Hose. Der Kater ist weg. In der Zwischenzeit hat die andere Katze den Teller leergefressen.

2.Versuch
Ich nehme eine neue Tablette und gehe auf die Suche nach dem Kater. Ich ziehe ihn unter dem Sofa hervor, klemme ihn mir zwischen die Beine und öffne sein Mäulchen vorsichtig mit einem Bleistift. Ich schiebe ein Lineal hinein und lasse die Tablette darauf in den Rachen kullern.
Sie kullert unters Sofa. Der Bleistift steckt im Sofa. Das Lineal ist kaputt, meine Strumpfhose auch. Der Kater hangelt sich an meiner neuen Lederjacke auf die Garderobe. Dort sitzt auch schon die andere mit schlechtem Gewissen nach dem frechen Diebstahl. Beide lächeln mich an, wie es scheint.

3. Versuch
Ich brauche die Hilfe meines Mannes. Er holt den Kater von der Garderobe und wickelt ihn in ein Badetuch. Nur der Kopf schaut heraus. Aus dem schon bereits aufgesperrten Mäulchen hört man ein leises, warnendes Knurren, welches ich ignoriere. Ich nehme einen Strohhalm, klemme die Tablette hinein und versuche, sie ihm in den Hals zu blasen.

Mein Mann bläst mir den Marsch. Sein Unterarm blutet. Der Kater hängt im Vorhang. Das Badetuch hat ausgedient. Die Tablette habe ich geschluckt.
Ich sage nichts, bandagiere den Arm meines Mannes, versuche mich an den Zeitpunkt seiner letzten Tetanus-Schutzimpfung zu erinnern und wische die Blutflecken vom Fußboden. Dabei würge ich heftig an dem widerlichen Geschmack im Mund von der Tablette. Alles Ok, der Beipackzettel gibt Entwarnung: Beim Menschen wird dem Mittel nur eine harmlose abführende Wirkung bescheinigt.

4. Versuch
Ich brauche einen neuen Vorhang. Da es den gleichen nicht mehr gibt, werden es wohl sechs neue werden müssen. Sie waren schließlich schon über ein Jahr alt.
Den Kater hole ich unter dem Bett hervor, indem ich Matratze und Lattenrost entferne. Das hätte ich lange schon mal tun sollen, denn die Staubmäuse ähneln ausgewachsenen Bibern. Dabei geht die Nachttischlampe zu Bruch. Ich mochte sie sowieso nicht gut leiden. Die andere werde ich dann wohl der nächsten Weihnachtstombola beisteuern.
Den Kater klemme ich (mit Hilfe einer frisch geöffneten Thunfischdose) in eine extra ausgeleerte Küchenschublade. Aus der Tiefe seines Sarges dröhnt das Grollen eines nahenden Vulkanausbruchs.
Ich bitte meinen Mann, mir im Garten einen Zweig abzuschneiden. Aus einer Astgabel und einem Weckgummi bastele ich mir eine Flitsche.

Ich öffne vorsichtig die Schublade, so dass nur der Kopf herausschaut. Die Augen glühen. Das Mäulchen faucht, ich kann mühelos feststellen, dass sich das Tierchen bester Zahngesundheit erfreut. Ich schieße also mit der Flitsche eine Tablette in den weit aufgerissenen Hals.

Während ich die Scharniere der Schublade wieder zusammenschraube, halte ich mir eine Packung gefrorener Erbsen an die blutende Nase. Ich stinke nach dem Thunfisch in den Haaren. Die Bluse ist hin. Der linke Daumen ist dick, der Nagel blau. Der Kater ist weg. Mein Mann auch.
Er steht an der Haustür und wimmelt zwei Personen vom Tierschutz ab. Sie gehen erst, als der Kater in Siegerpose an ihnen vorüberstolziert.
Ich schwöre, ein Grinsen auf seinem Gesichtchen erkennen zu können.

5. Versuch
Ich rufe die Feuerwehr an, um den Kater von Nachbars Baum zu holen. Sie brauchen drei Stunden dafür. Der private Einsatz kostet mich 380 Euro. An der Tür klingelt es schon wieder. Dieses Mal ist es ein Radfahrer, der beim Ausweichen der Katze in den Zaun gefahren ist. Ich verbinde seinen Ellenbogen und das Knie und reiche ihm die Visitenkarte meines Versicherungsvertreters.
Mein Mann bringt mir eine Rolle Klebeband. Damit wird der Kater an den Küchentisch gefesselt. Ich ziehe meine Gartenhandschuhe aus Leder an, mit denen ich normalerweise die Rosen schneide. Der Kater sagt keinen Mucks. In seinen Augen aber leuchtet der pure Hass. Ich drücke die letzte Tablette aus der Alufolie, gar nicht so einfach mit den ollen Handschuhen......

Während man mir in der ophthalmischen Notaufnahme die Tablette aus der Netzhaut des linken Auges pult und meinen Arm zusammennäht, bitte ich meinen Mann, den Fliesenleger anzurufen. Das Brecheisen (zum Öffnen des Mäulchens) hat zwei Bodenfliesen im Wohnzimmer arg beschädigt. Ich bezweifele insgeheim, noch Ersatz dafür zu haben.
Auf dem Rückweg vom Krankenhaus kaufen wir einen neuen Tisch bei Ikea. Unser Zustand erregt einiges Aufsehen.

6. Versuch
Die Tabletten sind alle. Der Kater ist weg. Ich habe Durchfall und sitze seit Stunden auf der Schüssel fest. Fing heute Nacht um halb vier explosionsartig an. Ich befürchte stark, die Bettwäsche zeigt es. Mein Weg vom Schlafzimmer über die Treppe bis ins Bad ist ebenfalls deutlich ausgeschildert.
Sobald ich wieder ein paar Schritte geradeaus laufen kann ohne die Beine verkreuzen zu müssen, werde ich in den Garten schlendern um mit dem heilen Arm heimlich das Gartentor zu Nachbars Grundstück zu öffnen.....
Ja, genau: der mit dem katzenhassenden Dobermann. Ich freue mich auf das Schauspiel. Tongue

Ich muss euch enttäuschen:
Nichts von alledem ist passiert. Mein Katerchen, obwohl sonst sehr biestig, hört auf meinen guten Rat. Er setzt sich hin, öffnet das Mäulchen und schluckt die Pille. Dabei schaut er mich mit einer erbarmungswürdigen Miene an. Natürlich gibt es für den heroischen Akt ein oder zwei Leckerchen.
Damit kann ich leben. Und er hoffentlich noch lange! Heart
Herrliche Geschichte.
Vielen Dank dafür, liebe Macalarofl

Schönen Sonntag noch.
Tanja
Vielen Dank fuer deine spannende koestliche Geschichte, Martina.Big Grin
Hallo Macala,
danke für diese köstliche Geschichte. Jeder Katzensklave kann dir voll und ganz nachfühlen und sich bildlich vorstellen, was da vor sich geht.
Genau deswegen liebe ich Simon´s Cat so.
[Bild: c052.gif] [Bild: c055.gif] [Bild: c053.gif]

Ich liebe Deine Geschichten, Macala - bitte mehr davon Big Grin Big Grin Big Grin
einfach klasse.Big Grinrofltop
danke für die aufheiterung während des lernensBig Grin
es irrt aber der, der glaubt, dieses spiele sich nur bei katzen so ab,
ich weiß wovon ich spreche, habe 2 hunde und 6 hühner, und : jahaaa, auch die brauchen ab und zu medikamenteBig Grin
macht schlank, wenn man denen im garten hinterher spurten mußAngel
schönen sonntag!
martina
Smile Smile

Der Stärkere siegt... Und das ist völlig in Ordnung

Smile Smile

Liebe Grüße und einen schönen Sonntag!
roflroflroflroflroflroflroflrofl

Einfach nur genial!

Danke, lg Andrea
Liebe Macala,

es gibt den Beitragskönig Werner, ja, und was wäre das FORUM ohne deine Storys?
Wie schön, dass du uns auch an deiner ganz speziellen Fantasiebegabung teilhaben läßt!

roflfragendrofl

Irene
Liebe Macala,

obwohl als Sonntagsgeschichte ausgeschrieben kann ich nur bestätigen, sie eignet auch hervorragend als Montagmorgengeschichte für den Start in eine neue Arbeitswoche. Heart

Ich vermisse mein Kätzchen, dass uns leider bereits vor 3 Jahren verließ und ich schwöre, meine Tinky hätte das Zeug für die Hauptrolle in deiner wunderbaren Geschichte. Big Grin

Danke für diesen tollen Wochenstart. Heart

Liebe Grüße
Sonja
Hallo,
einfach nur schön, ich herzhaft gelacht.

Anfangs, als mir noch nicht klar war, dass es eine Geschichte ist, habe ich nur gedacht, gut das unsere Hofkatze, die sich im letzten Jahr Ohrmilben eingefangen hatte, händelbar war. Wäre auch lustig geworden mit einem derartigem"Tiger".

LG Susanne
Danke wieder einmal für diese herrliche Geschichte.....ich mag Deine Erzählungen wirklich sehr!
Bis Versuch 3 war ich doch sehr an unseren Kater erinnert, der damals bei der Wurmkur zu einer wilden Kampf-Kater-Bestie mutierte! Vielleicht hätten wir ihn nicht "Tiger" taufen sollen; das hat er zu wörtlich genommen.

Die nächste Katze bekommt einen zahmeren Namen! Big Grin
Hallo Gabi,
ha, das habe ich früher auch mal bei meinem Sohn gedacht. Er heißt Dennis. Der Name war Programm. Äußerst liebenswert, aber anstrengend. Man fühlte sich oft an den Film erinnert, so dass ich damals auch schon mal den Gedanken hatte, warum mussten wir ihn Dennis nennen. Wir hatten es wohl einfach geahnt, dass es passt.

LG Susanne