Heilpraktikerschule Isolde Richter

Normale Version: Multiple Persönlichkeit - fetaler Zwillingstot ?
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Guten morgen,
nach dem interessanten Radiobeitrag, den Savina eingestellt hatte, zum Thema "Multiple Persönlichkeit", habe ich mich wieder an einige Situtationen in der Systemischen Aufstellungsarbeit erinnert. Es ging um Menschen, die große Störungen u. a.  in ihrer Bindungsfähigkeit hatten und durch die Therapie von ihrem "verlorenen" Zwilling  erfahren haben.

Eine Therorie der multiblen Persönlichkeit ist das unbearbeitete Missbrauchsgeschehen/Traumen in der Kindheit, dass zur Trennung einzelner Persönlichkeitsanteilen führt. Nun beschäftigt mich der Gedanke, dass der überlebende Zwilling, so intensiv seinen toten Gegenpart fühlt und durch die Multibilität, Kontakt-Auseinandersetzung-Abschied-Trauer für sich "verarbeitet"?
Quasi so seine Zwillingstrauma verarbeitet.

(Der nie geborene Zwilling und die daraus evt. entstehnden Themen, können ja auch eine Form von Trauma beinhalten.)

Was meint Ihr dazu?

Heart Bianka
Liebe Bianka,

ich denke, dass das Thema des "verlorenen Zwillings" tatsächlich ein intrauterines Trauma setzen kann und möglicherweise zu eine späteren Bindungsproblematik führen kann - allerdings denke ich nicht, dass es dadurch zur Ausbildung im Sinne der multiplen Persönlichkeit kommt, weil es vermutlich zur Entstehung weiterer Faktoren bedarf (Mehrfachtraumatisierung, Todesangst, keine Hilfe zu erfahren und noch mehr).

Es gibt verschiedene Theorien zur
Ätiologie MPS/DIS


Hier noch ein Buch, das vielleicht interessant sein kann:

[Bild: bube_dame_koenig_dis.jpg]

Zitat:Kurzbeschreibung:

"Ein Trauma, das von Menschen durch körperliche und sexualisierte Gewalt hervorgerufen wurde, stellt eine große Wunde, eine tiefe Verletzung, einen schweren Bruch im Leben eines Kindes dar. Es ist gekennzeichnet durch extremen Kontrollverlust, Sprachlosigkeit und Geheimhaltung. Deshalb sollte jegliche Forschung zu diesem Thema durch Achtung und Wertschätzung der Vergangenheit, durch Klarheit, Struktur, Verstehen und intensive Kommunikation geprägt sein."Rosemarie Steinhage
Diese Achtung und Wertschätzung ist Grundlage dieses Buches, das zu intensiver Kommunikation beitragen will.
Im Fokus steht Dissoziation als Überlebensstrategie unter besonderer Berücksichtigung von Geschlecht bzw. Geschlechterzugehörigkeit.
Fast 40 AutorInnen melden sich zu Wort, um durch das große Spektrum ihrer Fachgebiete und ihre gebündelte Erfahrung zahlreiche Impulse für die Praxis zu geben.
Vorträge und Workshops einer Tagung von Wildwasser Marburg e.V. sind Ausgangspunkt für diese umfassende theoretische wie praktische Auseinandersetzung.
Ein Buch, das über den Tellerrand blickt und zu neuen Denkweisen begleitet.



Liebe Silke,
danke für die Buchempfehlung und Deine Rückmeldung. Inzwischen habe ich überall rumgesucht und nichts bekräftigendes in der Richtung fetaler Zwillingstod- MPS gefunden - aber ich fand den Gedanken interessant.
Das Buch werde ich mir mal anschauen.

Heart Bianka
Liebe Bianka,
ich gebe Silke Recht, dass es noch mehr Faktoren gibt, die gegeben sein müssen, damit ein Mensch multipel wird. Auch wenn der Verlust eines Zwillings unbenommen in der Regel ein traumatisches Ereignis ist und auch in vielen Fällen Traumafolgesymptome bei den Betroffenen mit sich bringt!
Das Buch kann ich auch empfehlen - ich war auch bei der Tagung, zu der das Buch entstanden ist. Ganz tolle Vorträge von vielen sehr kompetenten Menschen!
Buchtipps zu MPS könnte ich noch vieeeele mehr geben. Wenn dafür Interesse besteht, kann ich dazu mal einen Thread aufmachen, damit man das auch findet :-)
Ganz liebe Grüße aus dem verschneiten (!!!) NRW,
Savina
Ich bin selbst ein "einsamer" Zwilling (so nenne ich das). Ich weiß erst seit etwa meinem 30ten Lebensjahr, dass mein Zwilling bereits vor unserer Geburt in einem frühen Stadium der Schwangerschaft gestorben und abgegangen ist.
Bis zu diesem Zeitpunkt des Wissens litt ich an diversen Problemen und Auffälligkeiten die in diesem Moment als ich es erfuhr ihre Ursache fanden. Ich fühlte mich immer allein, ich konnte noch so viele Leute um mich haben. Ich habe bis heute Probleme damit Freundschaften einzugehen, zu erhalten und zu pflegen.
Mein Zwilling war ein Junge und ich lebte interessanter Weise sehr männlich und in meiner Brust schlugen immer zwei Herzen die mich hin und her rissen. Ich konnte nichts wirklich zuende bringen. Meine Weiblichkeit lehnte ich ab und erhielt eine Art Maske aufrecht, das zerstörte natürlich auch meine gesamten Beziehungen. Seit ich von ihm weiß bin ich deutlich weiblicher, ich war damals grade schwanger mit meiner Tochter. So fing ich mit ihrer Geburt nochmal neu als Frau an. Ich konnte plötzlich meine weibliche Seite zulassen, annehmen und leben.
In einer Familienaufstellung kam heraus, dass ich quasi für ihn mit lebte. Viele meiner Probleme konnten sofort gelöst werden. Ich gab ihm einen Namen, ich machte eine Art Beerdigung für ihn und habe sowas wie ein Grab für ihn errichtet. Hört sich blöd an, aber es hat mir unheimlich geholfen.
Die Einsamkeit ist immer noch latent vorhanden. Manchmal bin ich auch wütend auf ihn, weil er mich allein gelassen hat. Aber das Meiste konnte ich bisher gut bearbeiten und ich denke der Rest kommt auch noch in die Reihe.
Mein ältestern Sohn hatte unglücklicherweise auch einen verlorenen Zwilling, auch er hat eine Bindungsstörung, ich brachte ihn deswegen zum Psycholgen. Irgendwann wird er von seinem Zwilling erfahren, jetzt ist er noch zu jung und kann es noch nicht erfassen. Aber ich lasse sicher keine 30 Jahre ins Land gehen und ich helfe ihm die Auswirkungen einzudämmen.
Er hat den Vorteil, dass er noch 3 Geschwister hat, da ist das ganze etwas abgemildert so scheint es mir.
Liebe Yvonne,

danke, dass du mit uns deine ganz persönliche Geschichte teilst. Sie ist mir sehr zu Herzen gegangen.

Ist es nicht erstaunlich, was das Unterbewußtsein (oder unser Herz?) alles weiß obwohl wir es noch gar nicht (mit unserem Verstand) wissen.
Auch wenn du "schon" dreißig warst, als du erfahren hast, dass du einen Zwillingsbruder hattest, so finde ich es toll, dass du überhaupt davon erfahren hast.
Es hört sich überhaupt nicht komisch an, dass du deinem Bruder einen Namen gegeben hast und einen Platz, an dem der Teil in dir, der sich mit ihm verbunden fühlt, mit ihm zusammensein und trauern kann, dass ihr dieses Leben nicht gemeinsam erfahren durftet.

Und doch hast du deinen Platz, deine weibliche Seite im Leben gefunden - mit ihm in deinem Herzen - und das ist etwas ganz wunderbares!
Ich wünsche auch deinem Sohn, dass er diesen Platz findet. Er hat ja eine wunderbare Mama an seiner Seite, die ihn dabei unterstützt!

Mit lieben Grüßen
Hella.
Danke Hella,
ich erzähle das gerne. Das Thema wird oft nicht wirklich wahr genommen und ich denke man muss es unbedingt anderen vor Augen führen, welch gravierende Folgen ein Zwillingstod bereits im Mutterleib haben kann. Bei meinem Sohn war es in der 9ten Woche. Also ein Stadium wo kein Mensch an Folgen denken würde.