Heilpraktikerschule Isolde Richter
Die Wand - Druckversion

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Die Wand - annette.herzberg - 19.08.2017

Wieder einmal eine Filmbeschreibung von mir für die Trauerbegleiter - vielleicht fühlt sich jemand angesprochen für Film und/oder Buch:

„Die Wand“ von Marlen Haushofer
Verfilmt mit Martina Gedeck, Regisseur: Julian Roman Pölsler
 
Als ich vor Jahren das bemerkenswerte Buch von Marlen Haushofer "Die Wand" las, war es für mich unvorstellbar, dass dessen Inhalt verfilmbar ist. 1963 ist dieses Buch geschrieben worden von einer Schriftstellerin, die lange Zeit wenig Anerkennung für ihr literarisches Werk erfuhr und im Gegenteil immer eher für etwas absonderlich, verschroben, ja gar „ver-rückt“ abgetan wurde. Es berührte mich beim Lesen zutiefst mit seiner außergewöhnlichen Geschichte und seinen eindrücklichen und zugleich ganz schlichten Worten und leisen Tönen und fand irgendwo in der Tiefe meiner Seele einen besonderen Wiederhall.
 
„Zufällig“ fand ich vor einigen Tagen im Programmteil der Zeitung einen Hinweis darauf, dass dieser Film auf "arte" im Programm verfügbar ist. Zwar war mir bekannt, dass der Film vor rund 5 Jahren ins deutsche Kino kam, allerdings hatte ich ihn noch nie gesehen. Nun gönnte ich mir endlich mit gewissem Vorbehalt dieses außergewöhnliche Filmerlebnis und bin davon auf gleiche Weise fasziniert wie damals von der Lektüre des Buches und möchte daher diese Erfahrung hier gerne im Bereich der Trauerbegleiter teilen, weil ich finde, dass es genau hier hinpasst.
 
Mit Julian Pölsler als Regisseur und Martina Gedeck in der Hauptrolle ist der „Nimbus der Unverfilmbarkeit“ für dieses Buch gefallen und es ist daraus ein wahrhaft schmerzlich schöner Film entstanden, eine erschütternd ehrliche und zutiefst intensive Auseinandersetzung mit dem Thema Einsamkeit, Trauer, Verlust - gepaart mit einem allmählich wachsenden Bewusstsein für die eigene Überlebenskraft, die allen Widrigkeiten zum Trotz am Leben festhält. Es ist ein überaus berührender, trauriger und zugleich hoffnungsvoller Film, der aus meiner Sicht das Prädikat "besonders wertvoll" verdient.
 
Besonders beeindruckend ist auch die wundervolle Kulisse der Tiroler Berge, die mit ihrer wilden Schönheit einen großen Anteil an der besonderen Qualität dieses Filmes haben und bestimmt auch ein Kinoerlebnis auf großer Leinwand zu einem außergewöhnlichen Vergnügen werden lassen.
 
Im Oktober 2012 waren die Hauptdarstellerin Martina Gedeck und Regisseur Julian Roman Pölsler zu Gast im Stuttgarter Filmtheater "Delphi", um ihren Film zu promoten. Peter Erasmus und Kalle Friz moderierten den Abend. Im Anschluss an die Filmvorführung stellten sich die Gäste den Fragen des Publikums. Diesen Beitrag habe ich erst gestern gesehen und war beeindruckt, was für eine intensive Hintergrundgeschichte auch die Entstehung dieses Filmes birgt. Weit über 20 Jahre hat Pölsler mit endloser Geduld und aller Energie und Konzentration darauf  hingearbeitet, diesen Film „in den Kasten“ zu bekommen. Filmrechte, Finanzen, Akzeptanz für das Drehbuch und schlussendlich das passende Motiv fehlten lange Zeit, um diesen Traum zu realisieren, der wohl genau diese Zeit aber auch brauchte, um wirklich zu „reifen“.
 
Für Pölsler basiert der Film auf drei wesentlichen Ebenen: den überwältigenden Worten von Marlen Haushofer, den außergewöhnlichen Bach-Partiden, die statt einer eigenen Filmmusik die einzigartige Atmosphäre unterstreichen und schlussendlich der atemberaubenden Stille der Natur, die uns als Betrachter ganz demütig und still werden lässt. Im Interview spricht Pölsler auch über seine eigene Kindheit in der Steiermark auf einem Einsiedlerhof, fernab von Nachbarn und anderen Menschen. Die Erinnerung an diese Einsamkeit, inmitten der wilden Schönheit der Tiroler Berge und der Natur, war wohl die wesentliche Triebfeder für sein beharrliches Festhalten und Arbeiten an diesem großartigen Filmprojekt. Für ihn als Regisseur gibt es in diesem Film drei Hauptdarsteller: die überragende und aus seiner Sicht beste deutsche Schauspielerin Martina Gedeck, seinen eigenen Hund Luchs und die Natur. Und sein treuer Gefährte Luchs war es auch, der letztendlich das „Motiv“, also den Ort für diesen Dreh gefunden und ihm den passenden räumlichen Hintergrund geschenkt hat.
 
Beenden möchte ich diese Filmkritik mit dem Abschlusskommentar von Pölsler ganz am Ende des Interviews: „Und nun verrate ich Ihnen ein Geheimnis: Lesen Sie das Buch, denn es ist noch viel besser als der Film!“ Dem möchte ich gerne zustimmen – denn der Film ist somit zugleich eine Hommage an eine wunderbare Frau und Schriftstellerin.


https://youtu.be/RmjKPhGWh5A
www.youtube.com


RE: Die Wand - Heinz-D. Hornung-Werner - 19.08.2017

Dieser Film ist so Hammer......... Martina Gedeck in ihrer besten Rolle....
Absolut empfehlenswert


RE: Die Wand - eva-e - 19.08.2017

Liebe Annette, lieber Heinz,

Ich kann Euch nur beglückwünschen, diesen großartigen Film gesehen zu haben, er ist einfach gigantisch und wenn man das Buch kennt noch besser, denn meist ist ein Film wenn man vorher das Buch gelesen hat "schwach", aber nicht dieser und Martina Gedeck ist grandios.........


RE: Die Wand - Susanne Hottendorff - 22.10.2017

Mein Tipp dazu:

Bitte unbedingt das Buch lesen.

Ich habe es vor ca 20 bis 25 Jahren als Geschenk bekommen.


Ich ging ohne Infos an dieses Buch und war gefesselt und "platt"!

Also, bitte unbedingt das Buch lesen-vom Film war ich Jahre später dann ziemlich enttäuscht.