Heilpraktikerschule Isolde Richter
Psychoanalyse - Druckversion

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Psychoanalyse - mirjamfi - 28.05.2013

Als erstes möchte ich Euch auf 2 ganz brilliante Spielfilme hinweisen, die das Thema Psychoanalyse als Thema haben.

Beide Filme sind sehr gelungen.

Der erste Film ist "Eine dunkle Begierde" In der Hauptrolle Michael Fassbender, Keira Knightley und Viggo Mortensen .

Im Mittelpunkt dieses Filmes steht die Beziehung von Freud und Jung.
Freud der "Vater" der Psychoanalyse und Jung sein "Kronprinz" mit dem Freud aber dann brach, weil Jung einen ganz eigenen Weg eingeschlagen hat und die Thesen von Freud nicht weiter vertreten konnte.

Der 2. Film ist die "Mitternachtsfahrt" Hier wird eine Reise in die Psychologie von Jung unternommen. Es ist wie ich finde ein sehr gelungener Film.

So wenn Ihr Lust habt, könntet Ihr hier an dieser Stelle schreiben, was Ihr mit Jung und was mit Freud verbindet.
Ich wünsche uns viel Spass bei der Beschäftigung mit diesen 2 wichtigen Psychologen.

LG Mirjam


RE: Psychoanalyse - Savina Tilmann - 28.05.2013

Liebe Mirjam - danke für den Thread Smile

Ein für mich sehr wesentliches Buch in der kritischen Auseinandersetzung mit Freuds Arbeit ist:

"Gespräche mit dem Wolfsman. Eine Psychoanalyse und die Folgen"
von Karin Obholzer.

Absolut empfehlenswert! Steht bei mir direkt neben dem kompletten ein Regalboard füllenden Gesamtwerk Freuds und hat selbiges in wenigen Stunden sehr entzaubert.

Aber: Konstrukte sind etwas wunderbares, denn sie sind die Grundlage für neue Konstrukte, wenn wir uns wagen, sie zu dekonstruieren und neu zusammenzufügen.

Freud hat vieles erkannt und noch mehr bewirkt! Und gerade deshalb fasziniert mich "Gespräche mit dem Wolfsmann" immer wieder.


RE: Psychoanalyse - mirjamfi - 29.05.2013

Liebe Savina

hättest Du ein bißchen Lust noch etwas mehr über den Wolfsman zu schreiben. Das fände ich spannend, denn sicher kennen einige von uns Ihn nicht.

Lg Mirjam


RE: Psychoanalyse - BK69 - 29.05.2013

Liebe Savina,

ich habe während dem Studium Freud sehr intensiv kennengelernt, mir fiel zum Glück ( ich mag Freud nicht Blush ) damals der "Wolfsmann" in die Hände- ich kann nur sagen, ein Buch dass jeder der sich mit der der Psychoanalyse beschäftigt, lesen sollte.

Heart Bianka


RE: Psychoanalyse - Savina Tilmann - 29.05.2013

Liebe Bianka,
ja, da bin ich ganz bei dir.
LG,
Savina

_____________

Liebe Mirjam,
hmm.. also zum Buch selbst mag ich nicht so viel sagen. Ich finde, das sollte jede/r für sich selbst lesen.

Der Wolfsmann ist erstmal einfach nur ein sehr bekannter Patient von Freud - wenn nicht der bekannteste, der mehrere Jahre bei ihm in Behandlung war. Den Namen hat er bekommen, weil er in einem Traum als Kind von Wölfen geträumt hat, die vor dem Fenster in einem Baum sitzen - die "kindliche Urszene", wie Freud sie nannte. Und dieser Patient (ich glaub Sergej Pankejew oder so ähnlich hieß er) hat ein Bild von diesem Traum gemalt. Dieses Bild (Wölfe, die im Baum sitzen) hat Freud mit in seine Bücher aufgenommen. So kam der Name "der Wolfsmann" für diesen Patienten zustande.
"Aus der Geschichte einer infantilen Neurose" nannte Freud selbst seine "Fallbeschreibung" dieser Behandlung, die deshalb so berühmt wurde, weil sie viele seiner Thesen untermauerte.

Und jetzt kommt das empfohlene Buch ins Spiel: Die Autorin von "Gespräche mit dem Wolfsmann", Karin Obholzer, sucht nach vielen vielen Jahren diesen besagten Patienten auf und bittet ihn, über seine Therapie bei Freud zu sprechen... und diese Gespräche, die sie da mit ihm führt, sind Inhalt des Buches.

Hierzu mag ich aber an dieser Stelle nicht mehr sagen -habe ja eh schon genug gesagt Wink - sonst nimmt das die Spannung und die Lust am selbst lesen.

LG,
Savina*


RE: Psychoanalyse - mirjamfi - 31.05.2013

Liebe Savina

ganz hlieben Dank für Deine Ausführung. Sehr spannend .


Liebe Bianka

möchtest Du ein bißchen ausführen, mit was Du Schwierigkeiten bei der Psychoanalyse hast?
Ich fände das sehr spannend, denn mir geht es darum dass wir einen Zugang zur Psychoanalyse bekommen und sie für uns Lebendig wird, sowohl mit ihrer positiven als auch mit ihrer schwierigen Seite. Und dazu gehört für mich auch, dass wir uns auch die kritischen Punkte bei der Psychoanalyse ansehen.


Vielleicht möcht noch jemand schildern, wie er die Psychoanalyse sieht . Ich bin gespannt.

Lg Mirjam


RE: Psychoanalyse - BK69 - 01.06.2013

Guten morgen Mirijam,

ich habe geschrieben, dass ich Freud nicht mag- nicht dass ich Schwierigkeiten mit der Psychoanalyse haben Wink.

Ich möchte nicht Psychoanalytisch arbeiten, weil die Psychoanalyse auf Hypothesen und Interpretation von Sachverhalten basiert. Je nach Blickwinkel und Deutung ist eine andere "Wahrheit" der Dinge möglich und das wird eben sehr sehr oft in der klassischen Psychoanalyse nicht berücksichtigt.

Psychoanalytisches Deuten habe ich so kennengelernt,(im Studium, in der Literatur, in Vorträgen) dass Gedanken, Objekte und Gefühle des Probanten bedeuten, was der Therapeut daraus deutet, oder glaubt darin zu sehen. Und je nach dem wie selbstkritisch, kritisch oder eben mit eigenem Gedankengut behaftet, fällt dann eine entsprechende Deutung aus. Und das ist nicht meins.Smile

Sehr kritisch finde ich z.B. die Freud´sche Herangehensweise an sexuellen Missbrauch zwischen Vätern und Töchtern. Oder seinen Vortrag 1896 über die Ätiologie der Hysterie.
Seinen Theorien, was alles im menschlichen Umgang, vor allem zwischen Kindern und Eltern sexuell motiviert sein soll, kann und will ich nicht folgen.

Ich könnte noch stundenlang zu Freud und der Psychoanlayse schreiben, aber das würde zu weit führen. Jeder der therapeutisch arbeitet oder arbeiten wil, sollte sich gut über die möglichen Methoden informieren und sich für das entscheiden was er für gut und richtig befindet.

Heart Bianka


RE: Psychoanalyse - mirjamfi - 01.06.2013

Guten Morgen Bianka

ich danke Dir für Deine ausführliche Antwort. Sorry, wenn ich etwas unpräzise war. Ich hatte es schon richtig verstanden, dass Du Freuds-Konzept nicht magst. Das meinte ich mit Schwierigkeiten. Nicht im Sinne von nicht verstehen, sondern dass man es schwer hat mit dem Konzept von Freud

Ich finde es sehr spannend und würde hier gerne zuerst die Punkte sammeln, die für uns heute nicht ganz so einfach sind in der Theorie von Freud.



Anhand dessen würde ich gerne mit Euch anschliessend schauen, was wir für uns heute noch verwenden können oder ob es einfach unzeitgemäß ist.

So möchte ich Punkte sammeln die Euch aufstossen oder die Euch zusagen bei der Psychoanalyse

Wenn ich Dich, Bianka, richtig verstanden habe ,
findest Du folgende Punkte besonders kritisch:

Hypothesen und Interpretation von Sachverhalten

Thema Sexualität, insbesondere Thema Mißbrauch
Beziehung zwischen Kindern und Eltern, besonders in Bezug auf die Sexualität.


Ich bin gespannt, was Ihr noch für Punkte habt

Lg Mirjam


RE: Psychoanalyse - Regina Herzog-Visscher - 01.06.2013

HalloMirjam,
das ist ein spannender Thread, danke Smile
Genau wie Bianca bin ich Freud gegenüber richtig ambivalent.
Schlüssig und hilfreich finde ich die Theorie zur Entwicklung einer Neurose generell, es macht alles verstehbarer, fassbarer und ordnender für mich. Aber gerade hierin liegt vielleicht auch ihre größte Schwäche gleichzeitig? Im humanistischen Ansatz (da gibts ja vielleicht ein neues Thema zu, dann äußere ich mich dann ausführlicher Smile) ist es ja völlig anders.

Einen der oben erwähnten Filme (dunkle Begierde) sah ich mir vor einigen Monaten an, mit dem Gedanken vielleicht neue Infos zur PA zu erhalten. Im Laufe des Filmes wollte ich schon meine Antipathie gegen Freud etwas bereinigen, dann kam für mich eine Schlüsselszene und ich wusste wieder ganz genau, warum ich ihn eben nicht so besonders mag, den Herrn Freud. Szene: Überfahrt Freud und Jung nach Amerika, Jung erzählt Freud vertrauensvoll und kollegial seinen Traum, sie deuten ihn gemeinsam... dann erwähnt Freud, dass er auch einen Traum gehabt habe. Jung fragt ihn danach und Freud tritt arrogant mit "Schotten dicht" an die Reeling und teilt seinem "Schüler" mit kühlem Gesicht mit, dass er nicht gedenke, seine Träume mitzuteilen, um seinen Status nicht zu verlieren. Jung bleibt brüskiert, konsterniert und auch "wachgerüttelt" neben ihm stehen.

Es ist ja eine Tatsache, dass Freud selbst sich nie einer Analyse unterzog... dies jedoch für alle seiner Schüler ein Muss war.

Was mich also hieran stört, ist der Götterstatus, den der Therapeut einnehmen könnte, zumindest in der klassischen PA, bei der noch bis heute die Couch da steht. Allwissend, durchschauend, kombinierend und beurteilend handelt, der Patient steht stets an zweiter Stelle, mit dem Status, der Therapeut kenne ihn besser, als er sich selbst. Der Therapeut dagegen bleibt quasi unsichtbar, unantastbar, unkenntlich, verborgen und damit auf eine Weise unfehlbar.

Beruflich habe ich mit PA'lern zu tun, im kaufmännischen Bereich. Ich habe festgestellt, dass es manchen doch schwer fällt, die schwebende, distanzierte und vor allem !!! im Stillen stets analysierende Haltung außerhalb der Praxis so ganz aufgeben zu können. Es ist zeitweise sehr unangenehm.

Möglicherweise ist es aber auch so, dass jede Therapiefom ihre Therapeuten anzieht.... so wie jeder Therapeut auch seine Patienten Wink

Also ich füge deiner Liste hinzu:

- "Götterstatus"
- mögliche "Abhängigkeit" des Patienten vom wissenden Therapeuten, ohne den er sich nicht selbst erkennen kann

- und... Freud selbst.... aber das "giltet" wohl nicht Wink


RE: Psychoanalyse - mirjamfi - 14.07.2013

So nach länger Pause möchte ich das Thema wieder aufgreifen und mich entschuldigen, dass ich mich jetzt erst melde, aber da ich in Prüfungsstress war und meine HP-Prüfung abgelegt habe, hatte ich keine Zeit.

Aber jetzt möchte ich es wieder aufnehmen:

So möchte ich Punkte sammeln die Euch aufstossen oder die Euch zusagen bei der Psychoanalyse

kritische Punkte:

Hypothesen und Interpretation von Sachverhalten

Thema Sexualität, insbesondere Thema Mißbrauch
Beziehung zwischen Kindern und Eltern, besonders in Bezug auf die Sexualität.


Einführung des Begriff Neurose, damit Gefahr der Stigmatisierung des Klienten

Distanz des Therapeuten,
der Therapeut nimmt analytische Haltung ein,

Person des Dr Freud: er verlangt von allen eine Lehranalyse
er hat selbst nie eine Lehranalyse gemacht
er ist unangreifbar
er zeigt sich nicht
Freud duldet keine andere Meinung neben sich.

Es besteht die Gefahr der Abhängigkeit des Klienten vom Therapeut

( Vielen Dank rehe , ich hoffe ich habe die wichtigsten Punkte von Dir aufgenommen)


Hier ein paar Positiv-Aspekte der PA

1. Begriffe werden aufgenommen, die es ermöglichen den Klienten besser zu verstehen
2. Freud nimmt das Thema Sexualität in seine Therapie mit auf
3. Durch die Analytische Haltung des Therapeuten entsteht ein "exquisites, zugewandtes" Zuhören
3a. Der Klient erhält dadurch den nötigen Raum um sich zu öffnen.
4. Träume werden in die Therapie aufgenommen
5. Durch die Übertragung erhält der Klient die Möglichkeit noch einmal in alte Gefühle zu gehen.

Bin gespannt, ob Euch noch ein paar Punkte einfallen.


Lg Mirjam


RE: Psychoanalyse - Johannes_Dr - 19.11.2013

Ich fand "Eine dunkle Begierde" auch sehr gut gelungen. Ausgezeichnet recherchierte Charaktere und Schauspieler.

Die PA selbst ist ja ein weites Feld ... im Film merkt "sieht" man auch recht deutlich, wo ihre Stärke liegt: Im freien Sprechen. Die Patienten kommen über die Sprache früher oder später automatisch an Erinnerungen, die die belastenden Emotionen hervorrufen und diese Einsicht kann sehr heilsam sein, wie es z.B. bei Jungs Hauptpatientin im Film geschieht.


RE: Psychoanalyse - soothsayer - 07.01.2017

Liebe Interessierte,
inzwischen  hat sich eine Weile nichts mehr getan in diesem Bereich der Methoden.
Ich finde die bisherige Diskussion spannend und möchte noch Vorschläge für Filme machen:
Den ersten psychoanalytischen Film von Pabst 1929, "Geheimnisse einer Seele"
Die US-amerikanische Verfilmung von Yaloms Roman aus dem Jahr 2007, "Und Nietzsche weinte"

Zur Freudkritik von Obholzer:

Ihr Buch wird sehr kritisch gesehen, da der frühere Patient bereits 89 Jahre alt war und zur Zeit des Interviews schon länger unter Vergesslichkeit litt. Andere wie Jones, Gardiner und Mack Brunswick (übernahm den Analysanden von Freud) hatten bereits über den Fall geschrieben und auch der Analysand hatte seine ausführlichen Erinnerungen über die Therapie veröffentlicht. Nur steht darin etwas ganz anderes. Mein Eindruck ist, dass Obholzer sehr spezifische Fragen - zum Teil suggestiv - gestellt hat, die der Analysand nach so langer Zeit nicht mehr verlässlich beantworten konnte und daraus ihre ganz eigenen Schlüsse gezogen hat. Es ist auch nicht klar, wie stark das Interview bearbeitet wurde.

Das alles nimmt Freud natürlich nicht von Kritik aus.

Beste Grüße

Michael